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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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schreiben soll«, sagte Lavallier weiter. »Jemand schießt, und er klingt wie Derjak. Zumindest das Wahrscheinlichste. Mal sehen, was kommt dann? Haben Problem. – Haben Problem … Auch so eine Geschichte, die zwei Deutungen zulässt. Wer hat das Problem? Kuhn?«
    »Er kann ebenso gut uns alle gemeint haben. Soll heißen, wir haben ein Problem. Er, Kika und ich. Sie meinetwegen auch. Alle in Köln. Die Menschheit, was weiß ich. Houston, wir haben ein Problem.«
    Lavallier kratzte sich das Kinn.
    »Es gibt noch eine Möglichkeit«, sagte er. »Die Leute, denen er zugehört hat, haben das Problem. – Was dann kommt, verstehe ich allerdings überhaupt nicht mehr.«
    »Pieza Datspiglen?« O'Connor stützte das Kinn in die Hände. »Leider konnte ich gewisse Hirnfunktionen heute Morgen noch nicht aktivieren. Irgendetwas sagt es mir.«
    »Es sagt dir was?«, echote Wagner erstaunt.
    »Ich bin nicht sicher.« O'Connor schüttelte den Kopf. »Einmal denke ich, es liegt klar vor mir. Dann wiederum ist es nur Kauderwelsch. Was halten Sie übrigens von dem letzten Wort? Es kommt mir ziemlich eindeutig vor.«
    »Objektiv«, murmelte Lavallier.
    Ein Zielobjektiv, dachte er. Derjak schießt, und er schießt mit einer Präzisionswaffe. Er schaut durch ein Zielobjektiv. Ein Spiegelobjektiv? Spiglen. Ein verspiegeltes Objektiv?
    Einen Moment lang kam ihm der Verdacht, das Ganze sei eine Aktion seiner Kollegen, um ihn am Tag von Clintons Landung hochzunehmen. Möglich auch, dass seine beiden Gegenüber sich plötzlich als Paola und Kurt Felix entpuppten. Eine grauenvolle Vorstellung und gleichzeitig ein Gedanke zum Herbeisehnen. Er fixierte aus den Augenwinkeln Wagner, während er zugleich auf den Zettel starrte, aber sie wirkte zu derangiert für einen Scherz.
    »Sie sind ganz sicher, dass Sie das an irgendwas erinnert?«, fragte er O'Connor.
    Der Schriftsteller nickte.
    »Gut.« Lavallier seufzte. »Ich hoffe, Ihnen ist klar, dass Sie damit gerade zur wichtigsten Person in diesem Raum geworden sind.«
    »Was heißt ›gerade‹?«, fragte O'Connor in offensichtlichem Erstaunen.
    Lavallier kaute auf seiner Unterlippe.
    »Warten Sie einen Moment«, sagte er schließlich. »Ich bin gleich wieder da. Nicht weglaufen.«
    Er ging hinaus in den Flur. Beamte des mobilen Personenschutzes kamen ihm entgegen, einige in voller Montur mit kugelsicherer Weste. Sie gehörten der Spezialabteilung Polizeisonderdienste an und hatten die Aufgabe, das Umfeld hochrangiger Politiker und deren Wagenkolonnen zu sichern. Weiter hinten stand eine Kommissarin im Gespräch mit einem Agenten des Secret Service. Das flache Gebäude der Hauptpolizeiwache des Flughafens war in diesen Tagen der reinste Bienenstock. Lavallier schaute im Vorbeigehen in die offen stehenden Räume, bis er ein leeres Büro fand, zog die Tür hinter sich zu und ließ sich auf den abgewetzten Ledersessel hinter dem Schreibtisch fallen.
    Er wählte Bärs Handynummer.
    »Du hast heute große Sehnsucht nach mir«, meldete sich Bär. »Kann das sein?«
    »Wo bist du?«
    »Unterwegs. Ich und zwei Mann. In einer Viertelstunde sind wir bei euch. Lass Kaffee kochen. Große Mengen!«
    »Peter«, sagte Lavallier. »Wir müssen mal reden über die beiden Vögel in meinem Zimmer.«
    »Die Fahndung läuft. Hexen kann ich auch nicht.«
    »Ich weiß.«
    »Na schön. Also, um Clohessy kümmert sich Europol. Wir stehen in Kontakt mit Dublin und haben einen Wagen in die Rolandstraße geschickt. Sie müssten sich gleich melden. An der Überprüfung O'Deas sitzen die Jungs im PPK. Zufrieden?«
    »Nein. Aber egal. Gib noch eine Fahndung heraus.«
    »Nach wem?«
    »Wenn ich das wüsste. Vielleicht werdet ihr in den Dateien des BKA fündig, vielleicht bei der CIA, aber erzählt denen nicht, warum wir die Information brauchen. Sag ihnen, es hat andere Gründe.«
    »CIA? Du lieber Himmel, was ist los?«
    »Wir suchen einen Killer, schätze ich. Wenn er überhaupt existiert. Egal. Findet einfach heraus, ob irgendwo auf der Welt ein Attentäter oder Terrorist in den Akten auftaucht, dessen Vor- oder Nachname oder meinetwegen Deckname Derjak ist. Weiblich, männlich, keine Ahnung.«
    »Einfach. Das sollen wir einfach herausfinden?«
    Lavallier zuckte die Achseln.
    »Ich hab nicht mehr für dich. Ich weiß nicht mal, ob er wirklich so heißt. Kann auch Derijak sein. Mit G oder K hinten.« Er zögerte. »Sag mal, dieser Dr. Liam O'Connor – hast du mal was von ihm gelesen? Seine Bücher liegen neuerdings

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