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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Sache im Alleingang durchzuziehen.« O'Connor zuckte die Achseln. »Paddy ist immer in irgendwelchen teils lächerlichen Idealen aufgegangen. Er braucht eine Idee, an die er sich hängen kann, vor allem aber jemanden, der diese Idee vertritt.«
    »An welche größere Sache hatten Sie denn gedacht?«
    O'Connor hob die Brauen, als sei das eine äußerst dumme Frage. »Ein Attentat natürlich. Was denn wohl sonst? Ein Anschlag auf diesen Flughafen oder jemanden, der hier landen wird. Ist das so schwer zu kapieren?«
    Lavallier betrachtete ihn nachdenklich. Er wählte ein weiteres Mal Bärs Nummer und bat ihn, jemanden zu O'Deas Wohnung zu schicken mit der Option, sich nötigenfalls gewaltsam Eintritt zu verschaffen. Dann legte er die Fingerspitzen aufeinander und atmete tief durch.
    »Mr. O'Connor – ich darf Sie doch Mister nennen? –, ich muss Ihnen vielleicht etwas über die Problematik der Innentäter erzählen.« Er sah, dass ein Zucken über O'Connors Züge ging. »Flughäfen sind Hochsicherheitszonen, unabhängig davon, ob in Köln Gipfel ist oder nicht. Wir tun alles Erdenkliche, um jeden Vorfall auszuschließen. Wir haben Szenarien entwickelt, die jenseits Ihrer Vorstellungskraft liegen. Alles, damit Jelzins einziges Problem bleibt, nicht aus dem Jet zu fallen. Aber auch, damit Leute wie Sie nicht befürchten müssen, vergast, erschossen, verbrannt oder in die Luft gesprengt zu werden – hab ich was vergessen?«
    »Ertränkt.«
    »Ich schätze, das machen wir ganz gut«, fuhr Lavallier ungerührt fort. »Nur eines bereitet uns wirklich Kopfschmerzen. Dass jemand Geld nehmen könnte. Verstehen Sie? Bestechung. Oder plötzlich einen Rappel kriegt. Dass irgendeiner der über tausend Mitarbeiter dieses Flughafens einen Grund findet, zum Verräter zu werden. Der leiseste Verdacht auf Innentäter lässt bei uns die Alarmglocken schrillen. Gegenüber der Hauptlandebahn ist ein Wäldchen. Wir können gewährleisten, dass sich niemand unterm Zaun durchbuddelt und drei Wochen lang dort eingräbt, um heute Abend mit der Panzerfaust herauszuschießen. Aber wir können nicht in Köpfe gucken. Das ist unser Problem. Wir konnten nicht in Ryan O'Deas Kopf gucken, und in weniger als zehn Stunden landet hier der Präsident der Vereinigten Staaten.« Lavallier ließ die Worte einen Augenblick lang wirken und beugte sich angriffslustig vor. »Was also glauben Sie, tue ich hier? Woran denke ich gerade? Welche Befürchtungen könnte ich haben?«
    O'Connor sah stirnrunzelnd zurück.
    »Sie haben Recht, ich war unsachlich und beleidigend. Macht nichts. Schwamm drüber.«
    Lavallier starrte ihn an.
    »Sie –«
    »Warten Sie.« Wagner rieb sich die Augen und legte einen Zettel vor ihn auf den Tisch. »Das ist die Nachricht. Ich habe sie abgeschrieben.«
    Lavallier setzte erneut zum Reden an, besann sich eines Besseren und studierte den Text.
    HILF – PADYS WONUN – DERJAK – DERIJAG? SCHIESST – HABEN PROBLEM – PIEZA DATSPIGLEN – OBJEKT V –
    »Ich vermute, was sich wie Schreibfehler ausnimmt, ist exakt, was Kuhn eingegeben hat, richtig?«
    Wagner nickte.
    »Wir haben im Taxi versucht, einen Sinn hineinzubringen.« Ihr Finger wies nacheinander auf die Wörter. »Bis hierhin würde ich sagen, er war in Paddys Wohnung und ist dort in Gefahr geraten. Wahrscheinlich hat er vorher versucht, mich anzurufen.«
    »Wo hatten Sie denn Ihr Handy?«
    »Auf dem Rücksitz meines Wagens.«
    »Und wo waren Sie, als er versuchte, Sie zu erreichen?«
    Sie legte den Kopf schief und krauste die Nase. Zwischen ihren Brauen entstand eine kleine Falte. Die Frage schien sie an Komplexität zu überfordern.
    »Wir haben die Dunkelheit studiert«, sagte sie langsam.
    »Die Dunkelheit. Zweieinhalb Stunden lang?«
    »Ja. Haben Sie das noch nie?«
    »Doch. Es ist mein Beruf. Ihre Antwort zum Beispiel war sehr dunkel. Ich muss Sie schon bitten, konkreter zu werden.«
    »Wir waren spazieren«, sagte O'Connor in einem Ton, als falle der Vorhang. »Im Volksgarten.«
    »Nachts um drei.«
    »Ja.«
    Lavallier nickte. Er hatte das Gefühl, die Art des Spaziergangs zu kennen.
    »Derjak.«, las er weiter. »Derijag schießt.«
    »Ab da wird's kryptisch.«
    Er runzelte die Stirn. »Nicht unbedingt. Zumindest verrät uns der Umstand der zweifachen Schreibweise und des Fragezeichens, dass er jemanden belauscht hat.«
    O'Connor schwieg. In seinen Augen blitzte so etwas wie Anerkennung auf. So lief das also mit ihm.
    »Er war sich nicht sicher, wie er den Namen

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