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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Frachtflughafens.«
    »Er fährt auf den Frachtflughafen«, sinnierte O'Connor.
    Mahder grinste.
    »Was dachten Sie denn? Der POTUS zeigt seinen Pass, geht durch den Zoll und wartet am Gepäckband auf sein Köfferchen?«
    »Ich hatte überhaupt keine klare Vorstellung«, sagte O'Connor. »Der Luxus eines eigenen Vorfelds wurde mir noch nicht zuteil.«
    »Darf ich Sie was fragen?«
    »Natürlich.«
    »Sie sind doch bestimmt ein wohlhabender Mann. Warum leisten Sie sich keinen eigenen Flieger?«
    Da war er wieder, der hohle Neid, verpackt in Anteilnahme.
    »Es wäre langweilig«, sagte O'Connor. »Man ärgert immer dieselbe Crew.« Er wies auf ein großes Gebäude, das in die westlichen Vorfelder hineinragte. »Was ist das hier?«
    »Die Lärmschutzhalle. Hier auf der Luftaufnahme können Sie sie gut erkennen, ein ziemlicher Brocken. Wir testen darin Turbinen, darum mussten wir eine nach oben offene Halle anschaffen. Wenn die AFO in Richtung Frachtflughafen rollt, fährt sie über die beiden anderen Landebahnen auf die westliche Seite, dreht hier ein weiteres Mal, sehen Sie, über 14R auf Rollbahn T und kommt auf dem Vorfeld Fracht West zum Stehen. Es liegt gleich rechts von der Lärmschutzhalle, genau hier.«
    »Und da verlässt Clinton die Maschine?«
    »Alle Staatsgäste steigen da aus. Das VIP-Zelt steht da, Presse, Auswärtiges Amt, Polizei und Bundeswehrbataillon. Clinton schreitet die Ehrenformation ab, schüttelt ein paar Hände und steigt in seine Limousine. Der Frachtflughafen wird von der Heinrich-Steinmann-Straße durchquert, wir sind sie heute ein Stück entlanggefahren. Die Fahrzeugkolonne verlässt das Vorfeld, biegt auf die Straße ein und verlässt den Flughafen Richtung Autobahn.«
    »Perfekt«, sagte O'Connor. »Er muss durch kein Gebäude.«
    »Nein, nur dazwischen durch. Aber auch das ist kein Problem. Alle Fenster und Türen, alle Hangars und Hallen werden geschlossen, jeder Raum wird gecheckt sein.«
    »Es gibt eine Menge Gebäude da.«
    »Alles, was wichtig ist«, nickte Mahder. »Sie haben's ja heute gesehen. Schräg gegenüber der Lärmschutzhalle liegt der Tower, davor das UPS-Gebäude …«
    O'Connor warf einen Blick auf eine der Luftaufnahmen. »Beide recht hoch, nicht wahr?«
    Mahder schwieg eine Sekunde. »Na ja, der Tower ist natürlich das höchste Gebäude überhaupt. Dann haben wir hier Terminal West, Luftpostleitstelle, Luftsicherheit, Lkw-Verladestation und Zollgebäude, Gerätehallen, Frachthallen, weiter hinten die Feuerwehr und noch dies und das. Zur anderen Seite der Straße die Hangars 1 bis 3, das Lufthansagebäude, und so weiter und so fort.«
    »Und die sind alle gesichert?«
    »Da kann nichts passieren«, sagte Mahder im Brustton der Überzeugung. Bei allem Unmut, den er an den Tag legte, schien er darauf wiederum stolz zu sein. »Die Dächer sind übersät mit Scharfschützen. Ich habe sagen hören, sie sind sogar auf einen Angriff aus der Luft vorbereitet.«
    O'Connor betrachtete stirnrunzelnd den Frachtkomplex. Mahder hatte vermutlich Recht. Wie sollte man eine Waffe in diese komprimierte Sicherheitszone einschmuggeln?
    Derjak schießt.
    Womit schießt er?
    Derjak erschießt den POTUS.
    POTUS.
    POTUS war kein Eigenname. Es war eine Abkürzung. War auch Derjak eine Abkürzung?
    »Und die Wagenkolonne fährt hier entlang?«
    »Sie wartet auf der anderen Seite der Lärmschutzhalle«, sagte Mahder geduldig. »Hier. Dann –«
    »Auf GAT 1?«
    »Ja. GAT steht für General Aviation Terminal. Das GAT 1 ist für die kleinen Learjets vorgesehen, mit denen die Außenminister zum Teil gekommen sind. Sie werden da geparkt, während große Maschinen wie die AFO oder Jelzins Iljuschin auf den nahe gelegenen Militärflughafen …«
    O'Connor hörte nicht mehr zu.
    Das GAT. Dasgat. Daskat. Es gab tausend Möglichkeiten für ein Missverständnis.
    Im selben Moment wurde ihm klar, was sie vorhatten und wie sie es bewerkstelligen würden.
    Derjak war kein Name, kein Akronym und keine Person. Es war überhaupt kein zusammenhängendes Wort. Der war nichts weiter als der männliche Artikel.
    Der YAG!
    Alles fügte sich zusammen. Kuhn musste eine Unterhaltung belauscht haben. Offenbar hatte er aufs Geratewohl eingegeben, was ihm bedeutsam vorgekommen war, in großer Hast und ohne den Sinn zu verstehen, aber er hatte ins Schwarze getroffen. Pieza datspiglen. Piez Adapt. Spiegel. Piezomotoren in einem Adaptiven Spiegel. Ein YAG und ein System von Spiegeln, wie in der klassischen Physik. Ein

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