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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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wir das Okay aussetzen. Gibt es ein Problem?«
    Lavallier rang nach Worten. Er wollte kein Chaos entfesseln, aber O'Connor hatte von mehreren Spiegeln gesprochen. Unwillkürlich blickte er auf das Funkgerät, als könne er ihm die Lösung entlocken.
    »Eric«, sagte Lex noch einmal. »Was ist los?«
    Und die Lösung kam.
    Es knackte erneut, dann hörte er eine andere Stimme:
    »Noch einer, abgeschossen. UPS-Gebäude, oben an einem der Rohre.«
    »Sucht den Tower ab«, sagte Lavallier.
    Aber am Tower würden sie nichts finden, dachte er grimmig. Kein verdeckter Einsatz war dort möglich gewesen. Wenn es einen einzigen Platz auf diesem ganzen verdammten Flughafen gab, an dem Clohessy und seine Bande nichts hatten anstellen können, dann war es der Tower.
    Oder auch nicht. Woran sollte man noch glauben nach einem Tag wie diesem?
    »Das komplette Gelände sperren«, sagte er ins Funkgerät. »Sofort. Pressebereich, alles. Keiner kommt mehr rein und raus. Das Protokoll läuft weiter, Clinton wird den Flughafen wie geplant verlassen.« Er machte eine Pause, dann sagte er noch einmal: »Es besteht kein Grund zur Beunruhigung. Alles läuft weiter wie geplant.«
SPEDITION
    Mit offenem Mund starrte Maxim Gruschkow auf den Bildschirm.
    Er wusste, dass Jana den Laser zweimal gezündet hatte. Die Akkus hatten sich hörbar entladen. Auf dem Bildschirm seines Laptops waren die Impulse als heftige Ausschläge zu sehen gewesen. Weil das Spiegelsystem die Daten der Impulsbahnen umgehend zurückspielte, wusste Gruschkow auch, dass der erste Ausstoß vom Zielspiegel in viel zu steilem Winkel und der zweite gar nicht mehr reflektiert worden war.
    Allein diese Daten boten Anlass zu Bestürzung. Aber der Laptop zeigte außerdem das Bild, das Jana in ihrer Kamera sah. Oder gesehen hatte, denn es gab kein Bild mehr.
    Damit war das Scheitern zur Gewissheit geworden. Hätte Jana den Präsidenten getroffen, wäre sein Tod zu sehen gewesen – zwangsläufig, denn das Spiegelobjektiv im Gestänge der Lärmschutzhalle war ja zugleich das Zielfernrohr. Und tatsächlich war Clinton auch zu sehen gewesen. Wie auf dem Präsentierteller hatte er dagestanden. Mit einem Fadenkreuz auf der Stirn, das auf die Nasenwurzel gerutscht war, bevor Jana den Auslöser betätigt hatte.
    Plötzlich eine diffuse Fläche.
    Dann Bildausfall.
    Irgendetwas war schrecklich schief gelaufen.
    Gruschkows Finger glitten in fiebernder Hast über die Tastatur und schickten einen schwachen Testimpuls in das System. Die Rückmeldung erfolgte prompt. Sie besagte, dass an der Lärmschutzhalle keine Messung mehr erfolgte. Nichts wurde dort reflektiert, nichts kam überhaupt erst an.
    Fluchend schickte er einen zweiten Teststrahl auf die Reise. Diesmal kam auch vom UPS-Gebäude nichts mehr zurück. Der Strahl verlor sich im Irgendwo. Das System, so wie Paddy und Jo es installiert hatten, existierte nicht mehr.
    Er rief die letzten Sekunden der Filmübertragung auf und wartete, bis die winkende Gestalt des Präsidenten nach unten wegkippte. Mehrmals wiederholte er die Sequenz, den entscheidenden Moment, Bild für Bild, bis er sicher war.
    Kein Defekt in der Steuerung konnte ein solches Versagen herbeigeführt haben.
    Langsam ließ Gruschkow die Luft entweichen und sank in seinem Stuhl zurück.
    Sie mussten die Spiegel entdeckt haben. Entdeckt und zerstört. Alles andere war ausgeschlossen.
    Sein Blick wanderte über die Computer, die er an der gegenüberliegenden Wand aufgereiht hatte. Seit einer halben Stunde empfingen sie unterschiedliche Radio- und Fernsehsender. Eine diffuse, halblaute Melange aus Geräuschen, Stimmen und Musik erfüllte den Raum. Der WDR spielte leicht verdauliche Popmusik, die ARD brachte einen Krimi, NTV und CNN Talkrunden mit Wirtschaftsfachleuten und Politikern. Niemand unterbrach das Programm, um die Meldung durchzugeben, dass Bill Clinton auf dem KölnBonn Airport einem Attentat zum Opfer gefallen war. Ereignislosigkeit, wohin man blickte und hörte.
    Gruschkow sprang auf, verließ den Raum durch die offene Tür und betrat die Halle. Er sah nach draußen auf den Hof, wo der YAG auf seinem rollenden Untersatz ruhte.
    Dann fiel sein Blick auf den angeketteten Lektor.
    Hass stieg in ihm hoch. Mit knallenden Absätzen lief er zu dem Gefangenen hinüber, der sich auf dem Boden niedergelassen hatte und mit dem Rücken an der Wand lehnte. Bei Gruschkows Herannahen hob Kuhn den Kopf. Seine Augen weiteten sich, als er den Russen quer durch die Halle auf sich

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