Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
Spare-Maschine gelandet, eine 707 mit nahezu derselben Ausstattung wie die Air Force One, Clintons Ersatzflieger für alle Fälle. Sie ließen es nicht drauf ankommen. Zufälle konnten nett sein, wenn einem unvermittelt alte Schulkameraden oder die Frau fürs Leben über den Weg liefen. In der Politik hatten sie nichts zu suchen.
    Vermutlich hatten sie die Deutschen mit den Stretchlimousinen ein weiteres Mal brüskiert, aber es war ihm gleich. Das Auswärtige Amt und das BKA hatten einen gepanzerten Audi A8 offeriert, der Secret Service hatte abgelehnt. Die Geschichte lehrte, dass sich Amerikaner nicht mal auf Amerikaner verlassen konnten. Wie also dann auf ein anderes Land?
    Missmutig sah er zu, wie der Präsident in seiner Limousine verschwand, und rutschte selbst auf den Rücksitz des Ersatzwagens. Die sechsundvierzig Fahrzeuge der Kolonne »USA 1« setzten sich in Bewegung, rollten vom Vorfeld, passierten das Zelt, in dem die Diplomaten gewartet hatten, und durchquerten ein kurzes Stück Heidelandschaft mit kleinen Waldstücken zu beiden Seiten. Wie es aussah, hatten sie hier sogar einen Golfplatz. Guterson sah berittene Polizei und Hundeführer. Nach einer Minute wendeten sie, fuhren über eine breite Straße zurück, passierten den Tower und die rückwärtige Seite des Zelts und unterquerten eine Brücke. In dreihundertsechzig Metern Höhe begleitete sie ein Polizeihubschrauber und funkte über eine hochauflösende Kamera Echtzeitbilder an die Zentrale am Waidmarkt. Dort hatte man die Fahrzeuge der Delegation ohnehin auf dem Monitor. Sie waren ausgerüstet mit GPS und elektronischem Stadtplan. Was immer in den nächsten Tagen geschah, verloren gehen konnte Clinton nicht.
    Guterson nahm den Hörer des Autotelefons im Fond und wählte den Anschluss des Präsidentenfahrzeugs.
    »Mr. President«, sagte er, »wir haben noch keine definitiven Informationen. Die Initiative ging von der deutschen Polizei aus, Lex wusste nur, dass der Verdacht eines Anschlags bestand.«
    »Ein Anschlag!« Clinton schwieg eine Sekunde. »Welcher Art?«
    »Keine Ahnung. Sie halten uns auf dem Laufenden. Es besteht keine Gefahr mehr, wie man mir versichert hat. Trotzdem sollten wir ein bisschen Vorsicht walten lassen. Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, heute Abend in diese Brauerei zu gehen.«
    »Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun«, sagte Clinton. »Ich weiß auch nicht, ob es eine gute Idee ist, Präsident zu sein, aber ich bin es trotzdem.«
    »Im Hyatt haben sie einiges vorbereitet«, sagte Guterson. »Ein Abendessen.«
    »Kommen Sie, Norman, es ist langweilig, immer nur in Quarantäne zu essen«, schnaubte Clinton. Er wirkte ziemlich unbeeindruckt von der Nachricht. »Gehen wir dahin. Kein langes Procedere mit der Presse vor dem Hotel, ich will sofort aufs Zimmer und mich frisch machen. In einer halben Stunde erwarte ich Ihren ausführlichen Bericht.« Er machte eine Pause, dann fügte er hinzu: »Sorgen Sie dafür, dass ich eine Verbindung mit dem Kanzler bekomme, sobald wir in der Sache schlauer sind.«
    Es ist Ihr Lieblingsessen, hätte Guterson am liebsten gerufen, aber es war offenkundig, dass er verloren hatte. Und dabei war es tatsächlich Clintons Lieblingsessen: Steak mit Kartoffeln aus Idaho. Im Hyatt hatten sie Erleseneres für den Gaumen des Präsidenten vorgesehen, aber die folgenden Tage würden Gourmet-Menüs im Übermaß bereithalten. Im Grunde war es ohnehin egal. Clinton war weder ein Feinschmecker noch ein Kostverächter, er folgte nur einfach einem weiteren seiner Triebe, nicht anders als beim Sex. Wenn es ums Essen ging, kannte der Präsident kein Halten. Er schlang in sich hinein, was er greifen konnte, undiszipliniert und manchmal unter Umgehung gewisser Tischmanieren. Ganz klar, dass er sich auf einen Abend mit Bier und irgendwas Deutschem freute, das in großer Portion verabreicht wurde.
    Während sich die Kolonne aus dem Flughafengelände heraus- und auf den Zubringer zur Autobahn hinbewegte, tätigte Guterson eine Reihe weiterer Anrufe, um eine Hand voll Kölner Lokalitäten darauf vorzubereiten, möglicherweise in einer Stunde den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu empfangen.
    Wenn schon spontan, dann wenigstens geplant.
FEUERWEHRCONTAINER
    In dem kleinen Innenraum war es eng und stickig, obgleich die Tür offen stand. Lavallier hatte die Einsatzzentrale im VIP-Zelt vorgeschlagen, aber der Mann, der Lex hieß, drängte auf Intimität. Also hatten sie sich zu fünft nach nebenan in den

Weitere Kostenlose Bücher