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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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und auf wirkliche Führungspersönlichkeiten angewiesen. Paddy hätte das nie auf eigene Faust durchgezogen.«
    »Es ist immer noch nicht sicher, ob überhaupt ein Schuss abgefeuert wurde«, sagte Brauer. »Ich meine, vielleicht war Mahder ja als Schütze vorgesehen, aber dann musste er untertauchen und –«
    »Vergessen Sie endlich Mahder, die Spiegel sind ausgefahren im Moment, als Clinton erschien«, erwiderte Lavallier entschieden. »Jemand hat zumindest schießen wollen! Ich stimme Dr. O'Connor zu. Wir müssen uns auf die Journalisten konzentrieren.«
    Einen Moment lang herrschte unbehagliches Schweigen.
    »Ich möchte darauf zurückkommen«, sagte Lex zu O'Connor, »ob Sie noch eine Gefahr für unseren Präsidenten sehen.«
    O'Connor zuckte die Achseln.
    »Wenn die Spiegel zerstört sind – nein.«
    »Die Spiegel am Flughafen wurden zerstört.« Lex lächelte höflich. »Sie sind mehr als ich der Experte, Dr. O'Connor. Wie weit kann der YAG maximal von uns entfernt sein?«
    O'Connor überlegte.
    »Das Äußerste der Gefühle sind zehn Kilometer. Aber ich schätze, sie haben nicht so viel riskiert. Im Umkreis von bis zu fünf, sechs Kilometern sollten Sie fündig werden.«
    »Dann könnte er auch woandershin schießen, nicht wahr? Zum Beispiel in die Innenstadt.«
    Einen Moment lang herrschte atemlose Stille.
    »Ganz richtig«, sagte O'Connor langsam.
    »Gesteuert von einem Attentäter, der uns, wie Herr Lavallier zutreffend bemerkt hat, gerade durch die Lappen geht.«
    Lavallier sprang auf. »Das reicht. Alles andere wird zurückgestellt. Wir müssen das Ding aufstöbern, und zwar schnell. Los, O'Connor, tun Sie was für Ihren unverhofften Ruhm. Worauf haben wir zu achten?«
    »Hohe Punkte«, sagte O'Connor. »Erhebungen.«
    »Wie hoch? Wie sehen die aus?«
    »Unmöglich zu beurteilen von hier unten, Monsieur le Commissaire. Bedauerlicherweise kenne ich Ihre schöne Stadt vornehmlich aus der Perspektive einer Theke.«
    Lavallier grinste ihn an.
    »Das ist ja fein. Dann freut es mich, Ihnen zu einem touristischen Highlight verhelfen zu können.«
HYATT
    »Er ist in Kalk!«
    Vor dem Hyatt standen sich seit über einer Stunde Hunderte Schaulustiger und Journalisten die Beine in den Bauch. Einige hörten den Polizeifunk ab. Jetzt schwenkte einer sein Handy, über das er soeben die Botschaft empfangen hatte. Bewegung kam in die Menge. Sie hatten geduldig auf den Präsidenten gewartet, aber jetzt wurde es auch Zeit, dass er tatsächlich kam. Wenn er in Kalk war, konnte es sich nur noch um Minuten handeln.
    Wie immer war es ein Vabanquespiel mit Ereignissen dieser Art. Nie wusste man so recht, ob es die Mühe wert war, sich herzubegeben und auszuharren, sich angestellt zu haben, um die Poolkarte zu ergattern. Mal wurde es ein journalistisches Eldorado, mal ein Reinfall. Mal nahm sich die Prominenz Zeit, dann wieder ließ sie sich gar nicht erst blicken. Die meisten der Anwesenden hatten schon über Handy erfahren, dass die Landung weniger hergegeben hatte als erhofft und dass sich die Journalisten am Flughafen zu allem Überfluss einer nicht angekündigten Überprüfung unterziehen mussten. Kein Winken des Präsidenten, kein Wort an die Presse. So war es nun mal. Wer sich der Illusion hingab, der Beruf des Berichterstatters sei es, Bericht zu erstatten, musste sich belehren lassen, dass der größte Teil davon aus Warten bestand und sich das Objekt der Begierde allzu oft als Godot erwies. Und dennoch – immer wieder postierte man sich aufs Neue an den Orten der Verheißung, samt Equipment, wartete und hoffte und hoffte und wartete.
    Das Gelände war von allen Seiten durch Polizei abgesichert. Auf dem Dach des Landschaftsverbands kauerten Scharfschützen hinter Sandsäcken mit Ferngläsern und Präzisionsgewehren. Boote der Wasserschutzpolizei und kleinere Spezialboote mit vermummten Tauchern an Bord patrouillierten auf dem Rhein.
    Hoffen und warten.
    Zuerst hörten sie den Hubschrauber. Er näherte sich aus südöstlicher Richtung, drehte eine Runde über dem Hotel und knatterte weiter auf den Rhein hinaus. Die ersten Fotoapparate wurden gezückt, Filmkameras in Bereitschaft gebracht, Mikrofone auf Teleskopstangen vorgestreckt.
    Dann ging alles blitzschnell.
    Polizeiwagen unter Blaulicht, drei schwarze Stretchlimousinen mit verdunkelten Scheiben und weitere Kolonnenfahrzeuge kamen in schneller Fahrt heran, nahmen rasant die Kurven und bogen in hohem Tempo um die letzte Ecke vor der Auffahrt.
    Es wurde ein

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