Lautlos
Brauerei nichts schief gehen konnte. Noch war nicht sicher, in welchen der Läden Clinton gehen würde.
Er schätzte, dass auch das BKA seine Kontingente erhöht hatte. Aus allen Teilen Deutschlands waren die SEKs der Polizei zusammengezogen worden. Drake wusste, dass die Kathedrale auf der anderen Seite des Rheins von Scharfschützen regelrecht befallen war. Sie hingen zu Dutzenden in den Winkeln, Bögen und Gesimsen, auf Gerüsten und Türmchen. Inzwischen dürfte sich ihre Zahl noch erhöht haben. Gleiches galt für die Eisenbahnbrücke. Sogar die Möglichkeit, dass jemand aus einem fahrenden Zug mit einer Panzerfaust auf Clintons Suite schoss, hatten sie mit einkalkuliert.
Im Grunde gab es nichts, womit der Secret Service hypothetisch nicht rechnete. Oblag der CIA im weitesten Sinne die Sicherheit des Landes, verantwortete der Secret Service das Wohlergehen der Präsidentenfamilie und des engsten Regierungsstabes. Eine erstaunliche Entwicklung für eine Behörde, die vor einhundertfünfunddreißig Jahren mit dem eigentlichen Zweck gegründet worden war, dem Umlauf von Falschgeld entgegenzuwirken. Erst 1901, nach der Ermordung von Präsident William McKinley, hatte der Kongress die Kompetenzen des Secret Service erweitert. Seitdem war die Verantwortung der Behörde in gleichem Maße gewachsen wie der Erfindungsreichtum potentieller Attentäter. Jeden nur erdenklichen Verlauf eines Präsidentenbesuchs als Planspiel durchzuexerzieren, stellte den Secret Service im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert vor eine fast unlösbare Aufgabe. Den Unwägbarkeiten begegnete man darum mit größtmöglicher Risikominimierung.
So spielte es an diesem Abend keine Rolle, woher der Hinweis auf ein Attentat kam. Die Sicherheit des Präsidenten war unteilbar, weil der Präsident unteilbar war. Wenn er sich nach B begab, weil A als kritisch eingestuft worden war, galt automatisch auch B als kritische Zone.
Drei Bereichsleiter waren sie insgesamt in Köln, Lex, Drake und Nesbit, sämtlich einem Supervisor unterstellt, der für den Besuch als Ganzes verantwortlich zeichnete. Sie genossen alle erdenklichen Freiheiten und konnten nach eigenem Gutdünken Sicherheitskräfte aufstocken oder abziehen, aber wenn einer von ihnen einen Verdacht meldete, galt er automatisch für alle drei. Wer versucht hatte, Clinton am Flughafen zu attackieren, würde es womöglich auch in der Innenstadt versuchen oder im Hotel. Es war unwichtig, ob es sich wirklich so verhielt. Clintons Aufenthalt in Köln unterlag von nun an verschärften Sicherheitsbedingungen.
Drake trat vom Fenster weg und setzte sich auf die Kante eines Schreibtischs. Der Raum war durchdrungen vom leisen Summen der Computer. Mehrere Special Agents telefonierten auf anderen Leitungen. Über ein Observierungsflugzeug, das unablässig in zehntausend Metern Höhe über Köln kreiste, standen sie in ständigem Kontakt mit Washington.
»Was ist denn los bei euch da draußen?«, sagte Drake zu Lex.
»Wenn wir das so genau wüssten«, ließ sich Lex im Hörer vernehmen. »Es klingt aberwitzig, aber du weißt ja, was von aberwitzigen Sachen zu halten ist. Wie es aussieht, haben irgendwelche Irren versucht, Clinton mit einem Laser zu attackieren.«
»Einem Laser?«, echote Drake.
Lex begann ausführlich zu berichten, was er wusste. Es war eine ganze Menge, wie Drake befriedigt feststellte. Mehr als genug, um ihm Gelegenheit zum Handeln zu geben.
»Und das Ding, dieser YAG«, hakte er nach, »ist hier in Köln?«
»So sieht es aus«, sagte Lex. »Oder im Umland. Dieser irische Doktor erwähnte einen Radius von fünf bis sechs Kilometern. Er befindet sich im Augenblick mit Lavallier in der Luft …«
»Wer ist Lavallier?«
»Nicht dein Ressort. Flughafenpolizei.«
»Das ist sehr bedenklich«, sagte Drake. »Solange dieser Laser nicht gefunden wird, steht die Sicherheit des Präsidenten nach wie vor auf dem Spiel.«
»Die Suche läuft.«
»Wie sollen sie diesen YAG finden in einer Großstadt?«
»Oh, sie haben eine Menge Polizei aufgeboten. Das Biest dürfte an die zehn Meter lang sein. Es muss sich in unmittelbarer Nähe eines sehr hohen Gebäudes oder einer anderen exorbitant hohen Erhebung befinden.«
»Warum das?«
»Weil der Impuls des Lasers von irgendwoher über das Land geleitet werden muss, ohne in Bäume oder Häuser zu krachen.«
»Verstehe«, sagte Drake nach einer Pause. »Ich denke, wir werden uns hier ein bisschen in die Ermittlungen einschalten. Vielleicht halten wir
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