Lautlos
hinter dem Paravent hervor, der die Einsatzzentrale vom Besucherteil des VIP-Zelts abgrenzte. Er ging ohne Eile zu der Sitzgruppe hinüber, ließ sich in einen der ausladenden Sessel fallen und sah sie der Reihe nach an. O'Connor war eben gegangen.
»Ist er vertrauenswürdig?«, fragte er.
»Wir können nur urteilen aufgrund der Fakten«, sagte Bär. »O'Connor ist auf Herz und Nieren überprüft worden. Es finden sich eine Reihe absonderlicher Aspekte in seiner Persönlichkeit, aber er ist sauber. Und er hat uns geholfen.«
»Er könnte seine Gründe haben, uns zu helfen.«
»Ich sehe keinen Grund, ihn festzuhalten«, sagte Lavallier. »Wir haben seine Handynummer, wir können ihn notfalls überall erreichen. Gleiches gilt für Kika Wagner und Aaron Silberman.«
Lex nickte langsam.
»Die Polizei hat reichlich zu tun in diesen Stunden«, sagte er.
Lavallier wusste, worauf Lex anspielte. Parallel zur Suche nach dem Laser, die mittlerweile verstärkt durch ostdeutsche Einheiten im Gange war, liefen die Fahndungen nach Clohessy, Mahder und die Suche nach Kuhn, von der Kontrolle der Presseleute ganz zu schweigen.
»You got no dog in this fight«, sagte Lavallier lächelnd.
Lex lächelte schwach zurück.
»Ich habe einige Telefonate geführt«, sagte er. »Natürlich muss ich anmerken, dass ich lediglich der Überbringer bin. Amerika hat nicht vor, sich in deutsche Ermittlungen einzuschalten, wenn man uns nicht explizit darum bittet, aber … na ja, wir sind gebeten worden.«
»Natürlich«, sagte Brauer, der Chef der SI.
Lex schlug die Beine übereinander.
»Status ist, dass der amerikanische Präsident und der Bundeskanzler in groben Zügen informiert wurden. Die Nachricht gab das Auswärtige Amt an den Supervisor des Secret Service, die drei Bereichsleiter, also Nesbit, Drake und mich, sowie an Ihren Polizeichef Granitzka weiter. Über Einzelheiten wurde nicht gesprochen.«
Der andere PPK-Kommissar räusperte sich.
»Das BKA hat in Zusammenarbeit mit dem Secret Service eine Blitzanalyse gewagt«, sagte er. »Bloße Vermutung, versteht sich. Bevor ich weiter darauf eingehe – Kollege Lavallier hat einen sauberen Job gemacht, können wir uns dahingehend verständigen?«
»Das steht außer Zweifel«, sagte Bär.
Lex nickte.
»Ihr habt bereits …« begann Lavallier.
»Ja, sicher. Die Untersuchung der demontierten Spiegel ergab, dass wir es mit einer High-Tech-Aktion der Ausnahmeklasse zu tun haben. Etwaige Motive eines Martin Mahder oder Josef Pecek sind vernachlässigbar, sie wurden unserer Meinung nach gekauft, aber bemerkenswert scheint uns dennoch die Involvierung eines serbischstämmigen Technikers zu sein. Wenn Peceks Legende stimmt, ist er zwar in Deutschland aufgewachsen, aber die Hälfte seiner Familie lebt in Uzice.«
»Clohessys Legende stimmte auch nicht«, sagte Brauer.
»Wie gesagt, wir sind erst am Anfang. Ganz offensichtlich handelt es sich tatsächlich um den Versuch eines Laserattentats. Über diesbezügliche Experimente ist uns wenig bekannt. Militärische Projekte finden sich in den USA, wo seit Star Wars immer wieder an Laserwaffen gearbeitet wurde, aktuell an etwas, das …« Der Mann stockte, griff nach einem Faxausdruck und las den Begriff ab. » …US Air Force Airborne …«
»US Air Force Airborne Laser theater ballistic-missile defense System«, ergänzte Lex. »Laser Defense.«
»Richtig, so wird es genannt. Zur Raketenabwehr. Ferner in Israel, Projekt NAUTILUS, ebenfalls Raketenabwehr, aktuell wiederbelebt unter der Bezeichnung THEL. In Deutschland finden seit einigen Jahren ebenfalls Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf dem Gebiet der Mittelenergielaserwaffen statt.« Er machte eine Pause. »Der vierte Innovator auf dem Gebiet der strategischen Laserforschung ist Russland.«
Lavallier legte die Fingerspitzen aufeinander und sah zu Boden. Er war an dieser Stelle nur noch Vertrauensperson und Zuhörer. Seine Rolle in dem Fall war abgeschlossen. Dennoch sagte er:
»Wenn als Lieferant für den Laser entweder Russland, die USA, Deutschland oder Israel in Frage kommen und wir einen deutschen, einen irischen und einen serbischen Verdächtigen haben, was schließt das BKA daraus? Oder der Secret Service?« fügte er mit einem Blick auf Lex hinzu.
»Dasselbe, was Sie daraus schließen«, sagte der PPK-Mann. »Wir machen's wie die Schuljungen beim Bruchrechnen. Wir streichen weg. Es gab einen Krieg gegen Serbien, der den Russen nicht gefallen hat. Amerika wird in
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