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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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verschwunden zu sein. Ihre Mundhöhle war trocken und klebrig.
    »Warten Sie mal …«, sagte die Frau. Dann erhellten sich ihre Gesichtszüge. »Ich bin zu alt für so was, aber meine Tochter geht regelmäßig in Clubs. Es gibt einen Paul's Club am Rudolfplatz, ich glaube, im Crowne Plaza. Keine Ahnung, ob es das ist, was Sie suchen, aber Sie können's ja mal ausprobieren.«
    Sie legte die Nikon weg und nahm sich die Olympus vor.
    »Danke«, sagte Jana. »Riesig nett von Ihnen.«
    Der Rest ging schnell. Die Frau schloss die Untersuchung der Kameras ab. Ein Foto wurde von ihr geschossen, ihre Fingerabdrücke genommen. Dann erhielt sie ihre Habseligkeiten zurück und konnte gehen.
    Als sie aus dem Container nach draußen trat, war ihr, als betrete sie eine neue Welt. Frei von Ängsten und Zwängen. Die Welt des Mädchens mit dem bauchfreien T-Shirt. Und vielleicht einem Piercing im Nabel.
    Irgendwann.
    Ihr Blick wanderte über den Parkplatz. Ein Shuttlebus wartete mit laufendem Motor. Die Verantwortlichen für die Kontrolle hatten immerhin dafür Sorge getragen, dass in regelmäßigen Abständen Busse zum Heumarkt fuhren und die Journalisten zurück zum Pressezelt brachten.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr.
    Viertel nach neun.
    Es war schneller gegangen, als sie gedacht hatte. Vom Heumarkt würde sie ein Taxi zum Rudolfplatz nehmen – Laura Firidolfis Wagen stand in der Tiefgarage des Crowne Plaza, in dem auch der Paul's Club war.
    Beinahe ein Grund, sich zu amüsieren.
WAGNER
    »Wir hatten also Recht«, sagte Silberman, während sie vor dem VIP-Zelt auf O'Connors Rückkehr warteten. »Ganz sicher hatten wir Recht.«
    Wagner betrachtete den Himmel. Er war von quecksilbrig getöntem Blau. Die Sonne berührte den Horizont, wo ihr Licht von Schlieren aufgesogen wurde. Eine Schar Schwalben zog dicht über sie hinweg auf der Jagd nach Insekten. Trotz des fortgeschrittenen Abends war es immer noch sehr warm.
    »Womit hatten Sie Recht?«, fragte sie.
    »Wir waren zu dem Schluss gekommen, Liam und ich, dass jemand versuchen wird, den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu töten. Ich kenne die Sicherheitsgebräuche Amerikas zur Genüge. Der Secret Service weiß vorher, was er tut. Mit Kontrollen nachkarten, als wär's ihnen gerade eingefallen, das ist nicht deren Art. Wir hatten Recht, und Liam weiß über alles Bescheid.«
    »Wir wussten schon gestern Bescheid«, sagte Wagner. »Wir haben's nur nicht geglaubt, sonst hätten wir nicht alle diese Fehler begangen.«
    »Ja, ich weiß. Liam hat von Ihren nächtlichen Aktivitäten erzählt.«
    Sie hob in gespieltem Entsetzen die Brauen.
    »Doch nicht alles, will ich hoffen!«
    Silberman schmunzelte. Wagner sah nach Osten, wo jenseits des Frachtflughafens ein Linienjet landete.
    »Ich glaube«, sagte sie nach einer Weile, »unser Problem ist, dass wir mit dieser Art der blanken Realität nicht umgehen können.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Was hier passiert ist, kennen wir nur aus Filmen.« Sie zeigte dorthin, wo der Jet eben jenseits der Frachthallen verschwand. »Das da ist unsere Realität, Aaron. Normalität. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich durchlebe meine Abenteuer für gewöhnlich im Kopf. Ich sitze vor dem Fernseher und gucke Nachrichten. Wenn mir der Sprecher erzählt, dass überall auf der Welt täglich Menschen entführt und umgebracht werden, ziehe ich das keine Sekunde lang in Zweifel, aber würde er mich anschauen und sagen, dass es morgen mich trifft, würde ich ihm einfach nicht glauben. Echten Menschen passiert nicht, was denen im Fernsehen widerfährt. Sie werden lachen, aber es fällt mir schwer, zwischen Werbespots und Nachrichten überhaupt noch eine Grenze zu ziehen. Es wirkt alles so … auf uns zugeschnitten. Part of the show.« Sie machte eine Pause. »Dass Liam und ich gestern losgefahren sind, um Paddy zu beschatten, ist kein Indiz dafür, wie ernst wir es gemeint haben, sondern dass wir es eben nicht ernst gemeint haben. Liam ist ein Spieler, und ich habe mitgespielt. Andernfalls wären wir auf die nächste Polizeiwache gefahren. Ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht, was wir da machen. Für mich war klar, dass keinem von uns was passieren wird, ich hatte keinen Moment lang Angst. Ist das nicht verrückt? Wir sind irgendeiner abstrusen Kinodramaturgie gefolgt, nicht unserem klaren Menschenverstand. Hätten wir es getan, wäre Kuhn nicht verschwunden. Basta!«
    Silberman nickte.
    »Kommen Sie«, sagte er. »Wir gehen ein paar

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