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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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bürokratischer Typ. Sein Name ist Slobodan Milošević. Er wird Parteichef in Serbien.
    Am 24. April 1987 kommt es zu Demonstrationen der Serben in Kosovo Polje westlich von Pritina. Milošević verspricht: »Niemand darf euch schlagen!« Die serbische Mobilisierung im Kosovo nimmt ihren Anfang. Bereits ein Jahr später spricht Milošević offen vom »Sieg im Kampf um das Kosovo« und der »Wiederherstellung der nationalen Einheit Serbiens«. Im März 1989 hebt das serbische Parlament verfassungswidrig die Autonomie des Kosovo auf. Im Mai wird Milošević serbischer Präsident. Zusammen mit über einer Million Serben begeht er im Kosovo den sechshundertsten Jahrestag der Schlacht vom Amselfeld und verspricht den Serben, ihnen zurückzugeben, was ihnen zustehe. Er erklärt die Albaner zu »Feinden seit sechshundert Jahren«. Zwietracht und Verrat hätten das serbische Volk in seiner langen Geschichte wie ein Fluch verfolgt. Nun aber gelte es, »den Geist der Eintracht, der Zusammenarbeit und der Ernsthaftigkeit zu pflegen!«.
    Für die Albaner im Kosovo beginnt ein Jahrzehnt der Repression, Apartheid und Erniedrigung.
    1990 erklärt sich das Kosovo für unabhängig und gibt sich unter Ibrahim Rugova eine eigene Verfassung. Zugleich hebt eine neue serbische Verfassung die Autonomie des Kosovo nun auch formell auf. 1992 gewinnt Rugova mit seiner Partei LDK die Parlamentswahlen im Kosovo, die Serbien zwar verboten, aber kaum behindert hat. Man nimmt Rugova und seinen Schattenstaat nicht sonderlich ernst.
    1995 erobert Kroatien die serbisch besetzten Gebiete in Westslawonien und in der Krajina zurück. Eine serbische Massenflucht setzt ein. Viele Serben werden umgebracht, einige zehntausend schließlich im Kosovo angesiedelt. Mit dem Friedensabkommen von Dayton endet kurze Zeit später der Krieg in Bosnien-Herzegowina. Den Friedensplan hat die so genannte Kontaktgruppe ausgearbeitet, Amerikaner, Russen, Franzosen, Briten und Deutsche. Die Friedenslösung für das ehemalige Jugoslawien umfasst auch das Kosovo, aber Milošević zeigt sich verstockt und verweigert jedes Gespräch. Zu diesem Zeitpunkt wird internationalen Beobachtern klar, dass die Eskalation unabwendbar ist.
    Im Jahr darauf setzt eine neue Kraft Impulse im kosovo-albanischen Unabhängigkeitskampf. Als nach der Erschießung eines Albaners durch die serbische Polizei fünf Serben erschossen werden, bekennt sich eine gewisse UÇK zu dem Anschlag, die Befreiungsarmee Kosova.
    Der Konflikt zwischen Albanern und Serben verschärft sich ein weiteres Mal, ungeachtet einer Vereinbarung über die »Normalisierung des Ausbildungssystems für die albanische Jugend«, die von Rugova und Milošević unterzeichnet wird. Es ist eines von Miloševićs Täuschungsmanövern. Tatsächlich wird das Vorgehen der jugoslawischen Polizei und des Militärs gegen die Kosovo-Albaner immer brutaler. Vom Frühjahr bis zum Spätsommer 1998 vertreibt die jugoslawische Armee über eine Viertelmillion Albaner, mordet und plündert, bis Milošević unter dem massiven Druck der Nato zusagt, seine Truppen aus dem Kosovo abzuziehen.
    Man wiegt sich in dem Glauben, die Androhung von Luftangriffen habe Milošević zur Räson gezwungen. Tatsächlich akzeptiert der jugoslawische Präsident eine zweitausend Mann starke Mission der »Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa«, OSZE, die als Beobachter im Kosovo stationiert wird. Aber schon wenige Monate später kommt es zu den bis dahin schlimmsten Massakern im kosovarischen Recak, direkt unter den Augen der OSZE-Beobachter. Hinein mischt sich die UÇK. Milošević schickt immer neue Einheiten der Sonderpolizei und Armee ins Kosovo, unterstützt von paramilitärischen Schlächterbanden unter Leitung von Männern wie Arkan und Dugi. Nach dem Jahreswechsel treten die Kämpfe und Vertreibungen in eine Phase, die jedem Abkommen Hohn spricht. Die Lage im Kosovo wird immer verworrener, die Meldungen über Gräueltaten häufen sich.
    Am 6. Februar 1999 beginnen auf Schloss Rambouillet bei Paris Gespräche zwischen Serben und Albanern, aber man gelangt zu keinem Ergebnis. Elf Tage später werden die Verhandlungen erneut aufgenommen. Die Kontaktgruppe legt einen neuen Friedensplan vor, den die Kosovo-Albaner unterschreiben. Er sieht vor, dass das Kosovo unter serbischer Hoheit verbleibt, aber seine umfassende Autonomie zurückerlangt, dass die UÇK entwaffnet wird und Nato-Truppen in der Provinz stationiert werden. Milošević lehnt die

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