Lautlos
Unterzeichnung des Vertrags ab.
Am 19. März startet Richard Holbrooke, der mittlerweile fast schon legendäre »Architekt von Dayton«, einen letzten Versuch, Milošević zum Einlenken zu bewegen.
Der jugoslawische Präsident bleibt hart.
Am 24. März 1999 beginnt die Nato ihre Luftangriffe gegen Jugoslawien und greift damit erstmals in ihrer Geschichte einen souveränen Staat an.
Es ist viel darüber spekuliert worden, warum die Verhandlungen von Rambouillet gescheitert sind. Und ob alle Beteiligten gleichermaßen einen Erfolg angestrebt haben. Die Verhandlungen fanden in einem nahezu hermetischen Universum statt, nicht einmal Handys waren den Delegationsmitgliedern während der Verhandlungstage im Schloss erlaubt. Diese Abgeschiedenheit führte zu verschiedenen Spekulationen.
Eine davon sagt, schuld am Scheitern sei ein gewisser Annex B gewesen, ein militärischer Zusatz zum Kapitel 7 des endgültigen Vertragsentwurfs, den die Kontaktgruppe damals vorlegte. Ihm zufolge sollten sich die Nato-Truppen nach einem Abzug der jugoslawischen Verbände aus dem Kosovo in der gesamten Föderation Jugoslawien – also in ganz Serbien und Montenegro – frei bewegen und alle Infrastrukturen jederzeit gebührenfrei benutzen dürfen, immun gegen jede Verfolgung durch die örtlichen Behörden.
Einen solchen Annex hätte tatsächlich kein jugoslawischer Politiker ohne weiteres unterschreiben können. Entsprechend wurden Gerüchte laut, die Konferenz von Rambouillet sei durch den Annex B bewusst sabotiert worden. Wenn es sich so verhält, muss man sich die Frage stellen, wer ein Interesse daran gehabt haben konnte, die Gespräche scheitern zu lassen. Denn der Preis für ein Scheitern hieß Krieg.
Angeblich war die Bundesregierung zumindest zeitweise nicht über den Annex B informiert. Joschka Fischer sagte seinerzeit, der besagte Annex sei verhandelbar gewesen. Dem widersprachen russische Diplomaten. Ihnen zufolge waren der Annex B und andere in Kapitel 7 enthaltene Bestimmungen zur Implementierung von Nato-Truppen in der zweiten Verhandlungswoche von den USA und Großbritannien vorgelegt worden – und zwar ohne Absprache mit den anderen Mitgliedern der Kontaktgruppe und als nicht verhandelbar.
Etwa zu dieser Zeit verschlechterte sich das Klima zwischen Russland und der Nato drastisch. Ob daran tatsächlich der Annex B schuld war, bleibt dahingestellt. Er steht symbolisch für die Vielzahl widersprüchlicher Informationen, die man damals erhielt und die den Verdacht aufkommen ließen, in Rambouillet sei nicht richtig verhandelt worden. Fest steht, dass sich in Rambouillet Interessen mischten, welche die Verhandlungen nicht eben erleichterten – und schließlich den Krieg nach sich zogen, den die Nato bis zum Abkommen von Kumanovo am 9. Juni 1999 führte. Ein Krieg, in dem sich alle Parteien grob verschätzten: die Nato, weil sie glaubte, Milošević würde nach wenigen Tagen einknicken, und Milošević, weil er die Entschlossenheit der Nato unterschätzt hatte.
Darüber, ob der Krieg der Werte am Ende tatsächlich ein gerechter Krieg war, gibt es unterschiedliche Meinungen. Fest steht, dass Miloševićs mörderische »ethnische Säuberungen« unter dem »Schutz« des Nato-Bombardements intensiviert wurden. Fest steht ebenso, dass die Massaker und die Vertreibungen begonnen hatten, lange bevor die Nato ihre erste Bombe abwarf.
TERRORISMUS
Die wichtigste Aussage zum internationalen Terrorismus liefert die Geschichte des Buches selbst. Dass nämlich die alten Terrorismus-Regeln nicht mehr gelten. Janas Probleme bei der Konzipierung einer Waffe erwachsen der verschärften Wachsamkeit der internationalen Sicherheitsorgane, und die wiederum gründet auf der berechtigten Angst vor Anschlägen, die den Tod von Millionen Menschen zur Folge haben könnten.
Hier ein paar vertiefende Anmerkungen dazu.
Die Frage, ob es zu rechtfertigen sei, ganze Stadtviertel oder sogar Megastädte dem Erdboden gleichzumachen, hätten die Aktivisten der Siebziger und Achtziger noch mit einem klaren Nein beantwortet. Gerry Adams, einer der legendären Köpfe der IRA, hatte sich im gleichen Atemzug zur öffentlichen Gewalt bekannt, in dem er jeden unnützen Akt der Brutalität verurteilte: »Wenn ich eine Situation herbeiführen kann, in der mein Volk blüht, werde ich zur Waffe greifen.« Auch der politische Flügel der Irisch-Republikanischen Armee, Sinn Fein, hat gezielten Terrorismus seitens der IRA mit einkalkuliert beziehungsweise nicht
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