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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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nehmen«, sagte er.
    Jana setzte sich.
    »Also es klappt?«
    Gruschkow bewegte die Maus, klickte ein paar Fenster weg und öffnete ein neues.
    »Ja«, sagte er.
    Jana starrte fasziniert auf die Zeichnung, die den kompletten Monitor einnahm. Sie war beinahe ergriffen.
    »Wie groß ist das Ding?«
    »Tja.« Gruschkow breitete die Hände aus. »Ganz genau kann ich das noch nicht sagen, aber ich schätze, wir sprechen über die Ausmaße eines Kleinlasters. Es gibt verschiedene Modelle und Konstruktionsweisen. Das hier ist ein YAG. Er bringt die nötige Power auf. Außerdem brauchen wir ein Aggregat von einiger Größe.«
    »Phänomenal.«
    Er sah sie an. Seine Augen waren kaum zu erkennen hinter den Reflexen des Monitors auf seinen runden Brillengläsern.
    »Nicht ganz so phänomenal ist, dass ich keine Ahnung habe, wo wir so was herbekommen sollen.«
    »Sie meinen, dieses Ding da gibt es gar nicht?«
    »Doch. Es gibt eine Menge davon. Auch größere. Sie können welche haben, die sind so riesig wie ein ganzer Häuserblock. Die Frage ist, wie wir an so eins rankommen.«
    »Wenn es klappt«, sagte Jana leise, »kommen wir auch ran. Das lassen Sie meine Sorge sein.«
    »Schön. Also, die Distanz ist kein Problem, Sie hatten Recht. Der hier schafft zehn Kilometer und ist dabei hundert Prozent zielgenau – erst mal nur theoretisch, das heißt, wenn wir eine lineare Gleichung zugrunde legen, was natürlich Quatsch ist! Für die Praxis müssen wir uns was einfallen lassen, weil wir wie gesagt mit jeder Menge Umweltfaktoren zu kämpfen haben.«
    Er klickte ein neues Fenster an.
    »Das ist in etwa das System. Ganz grob. Ich habe mir überlegt, wir konstruieren eine handliche Steuerungseinheit, über die Sie es bedienen können.« Er machte eine Pause. »Ich dachte an eine Kamera.«
    »Worüber läuft die Steuerung?«
    »Radiowellen. Hedy Lamar lässt grüßen.«
    »Was ist mit Infrarot?«
    »Nur weil wir zwei, drei Mal mit Infrarot gearbeitet haben, ist das nicht in Mode«, sagte Gruschkow tadelnd. »Infrarot können Sie bei der Entfernung vergessen! Radiowellen sind perfekt. Ich bin mir noch nicht sicher, ob wir mit GPS arbeiten sollten. Es würde die Sache vereinfachen, aber vielleicht geht es auch ohne.«
    »Eine Kamera also«, sagte Jana. Sie wusste, dass er einen Hintergedanken dabei hatte. Gruschkow ließ sich gern ein bisschen locken.
    »Ja.«
    »Lassen Sie mich raten. Ich soll als Pressefotografin auftreten. Richtig?«
    Das zweite Mal innerhalb weniger Minuten grinste Gruschkow. Er hatte seinen Monatsdurchschnitt damit eindeutig überschritten.
    »Niemand wird eine Kamera so weit auseinander nehmen, um zwei Mikrochips zu entdecken, die da nicht reingehören. Keine Sicherheitskontrolle der Welt schafft das. Sie kommen also ganz nah ran.«
    »Und wenn ich den Auslöser drücke …«
    »Passiert's.«
    »Gruschkow, das ist phantastisch.«
    »Ich weiß.« Gruschkow lehnte sich zurück und ließ den Atem entweichen. Erst jetzt fiel Jana auf, wie angespannt er die ganze Zeit hindurch gewesen war. »Es klingt immer noch undenkbar, wie aus einem spinnerten Film. Absolut phantastisch. Aber sosehr ich mich bemühe, ich finde keinen Grund, warum es nicht klappen sollte.« Er zögerte. »Bis auf einen.«
    »Welchen?«
    »Es darf nicht regnen.«
    »Was? Warum denn das nicht? Was hat … ?«
    Plötzlich wurde ihr klar, was er meinte. Physik. Simpelste Physik. Sie schwieg eine Weile. Dann sagte sie:
    »Das ist profan, Gruschkow. Entsetzlich profan. Dann können wir die Sache vergessen.«
    »Nicht unbedingt. Jetzt muss ich Sie am Ende noch davon überzeugen, was? Erstens ist es nur dann ein Problem, wenn es aus Eimern schüttet. Erinnern Sie sich bitte, dass ein Wolkenbruch schon verheerend sein kann, wenn Sie mit einem Präzisionsgewehr ein bewegliches Ziel hundert Meter weiter weg treffen wollen. Oder Nebel. Kann alles passieren. Im entscheidenden Moment kann ein Lastwagen vorbeifahren, wenn Sie gerade abdrücken wollen. Solcherlei Unwägbarkeiten sind nichts Neues. Wir werden außerdem im Sommer operieren, da besteht die Chance, dass es trocken bleibt.«
    »Nicht in Deutschland. Aber egal. Weiter.«
    »Sie haben mehr als einen Schuss. Ich denke, zwei oder sogar drei. Das erhöht die Chance selbst bei einem Nieselregen gewaltig. Es gibt aber noch einen Grund, es so zu machen.«
    »Der wäre?«
    »Plan B. Der gute alte Plan B, Jana. Ich weiß, Ihre Auftraggeber hätten gern diesen einen Tag an diesem einen Ort zu dieser einen Stunde.

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