Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten
schön, du hattest noch nie ein Unglück, das sich nicht hinterher als Segen erwies«, & so kehrte ich um & stapfte nass, aber fröhlich zurück – zwei mal dreieinhalb sind neun Meilen – & bekam meinen Regenschirm & ging wieder hinaus, & ein Kerl sagte zu mir: »Ah, gut, Sie sind’s, nicht wahr? Sie haben meinen Schirm – komisch, dass ich ihn hier wiederfinde.« Und es war komisch. Wir hatten versehentlich unsere Schirme vertauscht – auf dem Postamt oder oben auf einem Baum oder irgendwo –, & hier, nach so langer Zeit & einem so langen Weg, steht er mit meinem alten Trichter in der Hand ahnungslos neben seinem eigenen Schirm & schaut sich diese Photographien an. Doch in dem Augenblick, als ich sein Eigentum an mich nahm, erkannte er es wieder – prächtiger Schirm, zauberhafte Hülle, chronometrisch ausbalanciert –, in Paris hat er tausend Dollar für dieses Prachtstück bezahlt, & er hatte unbezweifelbarmeinen Schirm, denn was von seinem Papierkragen übrig war, war ihm den Rücken hinuntergeschwemmt worden, & er hatte erst kurz vorm Ertrinken die kleine Besonderheit meines Regenfängers erkannt & war an jenem Daguerrotypieladen vorbeigelaufen & gerade noch rechtzeitig hineingeklettert, um sein Leben zu retten – & er war nass , Livy, das kannst Du mir glauben. Er war hocherfreut, mich zu sehen. Ich zog fröhlich von dannen & sagte: »Du hattest noch nie ein Unglück, das sich nicht hinterher als Segen erwies – & das gilt noch immer, & diesmal war es für den anderen Burschen ein Segen.« […]
Dein ehrwürdiges Haupt sei tausendfach gesegnet & Deine kostbaren Lippen seien tausendfach geküsst, mein liebster Schatz.
Gute Nacht.
Sam
Ich mag Kritik
Ein Dutzend offene Kritiken sind leichter zu ertragen als ein halbseidenes Kompliment.
Ich mag Kritik, aber sie muss zu meinen Gunsten ausfallen.
Die jüngste Besprechung eines Buchs ist mit ziemlicher Sicherheit nur eine Widerspiegelung der frühesten Besprechung.
Ich glaube, dass das Handwerk des Literatur-, Musik- und Theaterkritikers das nichtswürdigste aller Handwerke ist und keinen wirklichen Wert besitzt – jedenfalls keinen großen.
Es ist der Wille Gottes, dass wir Kritiker, Missionare, Kongressabgeordnete und Humoristen haben, und so müssen wir diese Last tragen.Schlimmstenfalls ist Kritik nichts weiter als ein Verbrechen, und damit kenne ich mich aus.
Ich war immer gutaussehend. Außer einem Kritiker hätte das jeder sehen können.
Revolverblätter – die Katastrophe aller Katastrophen.
Glanzvolle Literatur bezaubert uns; mich jedoch bezaubert sie nicht mehr als ihr Gegenteil – Schundliteratur.
Dort auf dieser Parkbank prägten Robert Louis Stevenson und ich eine neue Wendung – einer von uns, ich weiß nicht mehr wer –: »Unterwasser-Ruhm«. Varianten wurden erörtert: »Unterwasser-Renommee«, »Unterwasser-Reputation« und so weiter, und eine Wahl getroffen. Ich glaube, gewählt wurde »Unterwasser-Ruhm«. Diese wichtige Angelegenheit verdankte sich einem Vorfall, der Stevenson in Albany zugestoßen war. In einer Buchhandlung oder an einem Bücherstand war ihm eine lange Reihe kleiner billiger, aber hübsch ausgestatteter Bücher mit Titeln wie Davis’ Ausgewählte Reden , Davis’ Ausgewählte Gedichte , Davis’ Dies und Davis’ Das und Davis’ Jenes ins Auge gefallen; jedeseine Kompilation mit einem kurzen, kompakten, intelligenten und nützlichen Einführungskapitel jenes besagten Davis, dessen Vorname mir entfallen ist. Stevenson hatte die Angelegenheit mit dieser Frage eingeleitet:
»Können Sie den amerikanischen Autor nennen, dessen Ansehen und dessen Akzeptanz in den Staaten am weitesten reichen?«
Ich glaubte die Antwort zu kennen, doch unter den gegebenen Umständen schien es mir unbescheiden, meine Meinung freiheraus zu sagen. So hielt ich mich zaghaft zurück. Stevenson bemerkte es und sagte:
»Sparen Sie sich Ihr Feingefühl für ein andermal auf – Sie sind es nicht. Nicht einmal für einen Shilling können Sie den amerikanischen Autor nennen, der sich der größten Beachtung und Beliebtheit erfreut. Ich schon.«
Dann fuhr er fort und erzählte mir von dem Vorfall in Albany. Er hatte den Verkäufer gefragt:
»Wer ist denn dieser Davis?«
Die Antwort lautete:
»Ein Autor, dessen Bücher in Güterzügen transportiert werden müssen, nicht in Körben. Offenbar haben Sie noch nicht von ihm gehört?«
Stevenson verneinte, dies sei das erste Mal. Der Mann sagte:
»Niemand hat je von
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