Lavendel gegen Ameisen
Breitenegger.
Van Appeldorn zitierte aus Landmanns Pass. «Außerdem hat Helmut mit der Ehefrau gesprochen.»
«Ja, aber nur kurz. Morgen früh werde ich mich ausführlicher mit ihr und der Tochter unterhalten, hoffe ich. Merkwürdig erscheint mir im Moment nur, dass die Frau die Polizei nicht benachrichtigt hat, obwohl ihr Mann nicht nach Hause kam, was vorher noch nie vorgekommen war. Sie hatte wohl Angst, ihr Mann könnte wütend werden. Der legte viel Wert auf seinen untadeligen Ruf, wie sie mir erzählte.»
«Raubmord», überlegte Ackermann laut.
Keiner schenkte ihm Beachtung.
Toppe und van Appeldorn hatten Zeit genug gehabt, die wenigen Fakten, die sie bis jetzt gesammelt hatten, aufzulisten und sich die nächsten Schritte zu überlegen. Es war wichtig, ein klares Bild von der Persönlichkeit des Richters zu bekommen. Bis jetzt wussten sie so gut wie nichts über ihn.
Über ein Tatmotiv konnten sie nicht einmal spekulieren. Dafür gab es eine ganze Menge offener Fragen. Toppe hatte eine Liste erstellt. Es war ungünstig, dass das Wochenende vor ihnen lag. Einen wichtigen Anhaltspunkt mussten sie bis Montag vernachlässigen.
«Ich denke», begann er, «Berns und van Gemmern werden am Tatort noch bis Montag mit den Auswertungen zu tun haben.»
«Aber mindestens», bestätigte Berns.
«Norbert wird am Montagmorgen bei Gericht mit Landmanns Kollegen sprechen», fuhr Toppe fort. «Und ich werde gleich morgen früh mit Landmanns Familie reden. Vielleicht ergeben sich daraus schon einige Hinweise. Breitenegger, Sie werden wohl die Bereitschaft machen.»
Breitenegger brummte zustimmend und stopfte seine Pfeife. Er war daran gewöhnt, fast seine gesamte Arbeitszeit im Büro zu verbringen, denn seit Jahren schon wurde er bei Tötungsdelikten als Aktenführer eingesetzt.
«Und ich?», rief Ackermann.
«Dir, Ackermann», antwortete van Appeldorn, ohne zu zögern, «dir werden wir natürlich einen der wichtigsten Arbeitsbereiche anvertrauen.»
Toppe runzelte unwillig die Stirn. «Die Alibis der Familie Welbers müssen überprüft werden und auch die der Leute, die bei ihnen arbeiten. Frau Matenaar und Alois Janssen. Wie ist das, Herr Ackermann, übernehmen Sie das morgen früh zusammen mit van Appeldorn?» Vorsichtshalber blickte er nicht in van Appeldorns Richtung.
«Geht klar, Chef.» Ackermann tippte sich gegen einen imaginären Mützenschirm. «Bei Mord gibt et keine Freizeit, logo.»
«Nehmt Kopien von den Zetteln mit, die der ED gefunden hat», sagte Toppe. «Und fragt mal, ob die Leute von der Gärtnerei etwas damit anfangen können. Und erkundigt euch, ob sie Landmann eventuell gekannt haben.» Ackermann schrieb sorgfältig mit.
«Was ist eigentlich mit diesem Suerick? Kann man im LKH am Wochenende mit den Ärzten und Psychologen sprechen?», fragte Toppe in die Runde.
Überraschenderweise war es van Gemmern, der darauf antwortete. «Mit den zuständigen Leuten werden Sie sicher nicht vor Montag reden können.»
«Na gut, dann würde ich vorschlagen, wir treffen uns am Montag früh um acht hier bei mir und tragen unsere Ergebnisse zusammen. Breitenegger, Sie unterrichten den Staatsanwalt, er wird sicher dabei sein wollen.» Toppe schob seine Notizen zusammen. «Norbert, ich glaube, das Gespräch mit Mutter und Tochter Landmann sollte einer allein führen.»
«Ist mir sehr recht. Ich habe morgen Mittag ein Spiel.»
Van Appeldorn spielte Fußball in der Altherrenmannschaft vom SV Siegfried Materborn.
«Aber vielleicht brauche ich dich später noch. Je nachdem, was bei dem Gespräch herauskommt.»
Van Appeldorn nickte und stand auf. Die anderen nahmen das als Zeichen und verabschiedeten sich.
Toppe hielt van Appeldorn zurück. «Mein Wagen steht noch an der Flutstraße. Kannst du mich hinfahren?»
«Sicher, und denk an den Anruf beim Chef.»
«Mach ich von zu Hause aus. Ich muss unbedingt vorher etwas Warmes essen.»
«Kannst du nicht schlafen?» Gabi strich ihm über den Arm.
«Wie spät ist es?», fragte Toppe heiser.
«Zwanzig nach zwei.»
«Ach, verdammt. Ich glaube, ich habe zu viel gegessen.» Er drehte sich auf den Rücken.
Sie kuschelte sich an ihn und streichelte ihn langsam. Er seufzte und hielt ihre Hand fest.
«Tut mir leid, ich …»
«Ja, ich weiß schon, der neue Fall.» Sie rückte ein Stück von ihm weg.
«Sauer?», fragte er leise und küsste sie aufs Ohr.
«Nein, nicht so schlimm. Versuch zu schlafen.»
«Ja.» Er drehte sich um.
Landmann muss seinen Mörder
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