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Lavendel gegen Ameisen

Lavendel gegen Ameisen

Titel: Lavendel gegen Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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gekannt haben, dachte er. Kein Kampf, keine Schleifspuren.

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    Sechs
    «Die Nachbarschaft ist hier sowieso nicht gut», sagte Frau Landmann. «Nebenan, Herr Rheinfeld mit seinem Naturgarten. Sie müssen wissen, unser Garten war das Hobby meines Mannes. Er konnte sich dort wunderbar entspannen.»
    Sie hatte offensichtlich keine Probleme mehr mit der Vergangenheitsform.
    «Aber immer dieser Unkrautsamen von Rheinfeld. Das heißt, Unkraut darf man ja heute gar nicht mehr sagen, Wildkräuter sind das. Außerdem tummeln sich dort die Maulwürfe. Sie müssten sich mal unseren Rasen ansehen. Mein Mann hat ganze Nächte draußen verbracht und darauf gewartet, einen zu erwischen. Der Erfolg war gleich null.»
    «Gab es mit dem Nachbarn Streit deswegen?», fragte Toppe.
    «Ständig, aber in letzter Zeit lief das alles nur noch über unseren Anwalt. Ich habe mich auch nicht viel darum gekümmert. Möchten Sie noch einen Kaffee?»
    Toppe nickte. Schon als er vor einer halben Stunde angekommen war, hatte sie einen gefassten Eindruck gemacht. Sie trug eine dunkelbraune Hose und eine matt glänzende, lange, etwas hellere Bluse. Um die Schultern hatte sie ein buntbedrucktes Seidentuch geschlungen. Ihr Haar hatte sie hochgesteckt, und wenn sie geweint hatte, so hatte sie die Spuren geschickt überschminkt. Nichts erinnerte mehr an ihren gestrigen Zusammenbruch. Es fiel Toppe schwer, die beiden Eindrücke zusammenzubringen.
    Sie saßen im Wohnraum am Esstisch, Toppe an der Stirnseite, Frau Landmann links von ihm, rechts saß Sabine. Das Mädchen hatte kurze rote Locken, ein sympathisches, ungeschminktes Gesicht und war noch ein wenig pummelig. Sie trug Jeans und ein dunkelblaues Sweatshirt. Selbst Toppe konnte erkennen, dass beides teuer war. Bis jetzt hatte sie noch nichts gesagt, saß nur still und aufmerksam da und nippte an einem Glas Milch.
    Toppe wunderte sich, dass keine der beiden bisher wissen wollte, was eigentlich genau passiert war.
    Frau Landmann schien dieses Gespräch wie eine Pflichtaufgabe zu behandeln. Er fragte, sie antwortete. Gegenfragen stellte sie nicht.
    «Und die Nachbarn an der anderen Seite?», fragte Toppe.
    «Das können Sie sich doch wohl vorstellen», antwortete Frau Landmann kühl. «Seit es diese Mopedgruppe gibt, ist hier der Teufel los.»
    «Wie lange gibt es die denn schon?»
    «Ach, seit drei Jahren ungefähr. Kurz nachdem die Blocks fertig waren.»
    «Die Blocks sind erst vor drei Jahren gebaut worden?» Toppe mochte es nicht glauben.
    «Ja, natürlich, oder denken Sie, wir hätten sonst das Haus hier gekauft? Mein Mann hatte die Zusicherung der Stadt, dass dieses Grundstück dort unbebaut bleiben würde. Es hat einen langen Rechtsstreit gegeben, den mein Mann leider verloren hat. Man kennt das ja: Letzten Endes sitzt die Stadt immer am längeren Hebel.»
    Nach kurzem Zögern wandte Toppe sich an Sabine. «Kennen Sie die Jungen von der Mopedgruppe?»
    «Ich?» Sie errötete leicht. «Kennen nicht. Nur so vom Sehen. Die düsen ja dauernd um mich herum, wenn sie mich entdecken, und machen mich an. Ich bin immer froh, wenn die nicht da sind.»
    «Mein Mann hat sich oft beschwert», begann Frau Landmann wieder. «Aber das hat ja keinen Sinn bei diesen Leuten, mit denen ist einfach nicht zu reden. Zwei- oder dreimal hat er die Polizei hingeschickt wegen ruhestörenden Lärms. Aber Sie wissen bestimmt selbst, wie so etwas läuft. Geändert hat das jedenfalls nichts. Na ja, und vor drei Wochen hat mein Mann dann schließlich Anzeige erstattet. Und seitdem ist es erst richtig schlimm geworden.»
    Sie verlor tatsächlich ein wenig die Beherrschung. «Wollen Sie es einmal sehen?», fragte sie. «Sabine, lass doch mal die Läden runter.»
    «Kommen Sie.» Frau Landmann stand auf.
    Toppe schaute verwirrt von einer zur anderen. Sabine schmunzelte. Sie schien Sinn für Komik zu haben. «Schauen Sie sich das an», rief Frau Landmann und ging zur Haustür hinaus. Toppe folgte ihr und begriff endlich, was sie gemeint hatte. Auf die Rollläden hatte jemand von außen mit schwarzer und roter Farbe Unflätigkeiten gesprüht.
    «Wichser» las er und «Nazisau». «Fuck» stand dort neben einschlägigen Symbolen.
    Er schwieg.
    «Na ja», meinte Frau Landmann und ging wieder hinein. «Außerdem klingelt fast jede Nacht zwei-, dreimal das Telefon, und niemand ist dran. Lauter unangenehme Dinge eben.»
    Als sie ins Wohnzimmer zurückkamen, hatte Sabine die Läden schon wieder hochgezogen.
    «Und

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