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Lavendel gegen Ameisen

Lavendel gegen Ameisen

Titel: Lavendel gegen Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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«The Rubber Duckies» nannte. Vor zwanzig Jahren war das eine Schülergruppe gewesen, die nichts anderes im Sinn gehabt hatte, als möglichst viele Mädchen aufzureißen, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Alkohol zu trinken und überhaupt immer «einen draufzumachen». Aus Gründen, die Toppe nicht zu hinterfragen wagte, hatte sich diese Organisation erhalten, in Form von regelmäßigen «Veteranentreffen», auf denen man – unter Männern, versteht sich – möglichst oft das alte Schlachtlied «We are the Rubber Duckies» grölte und den ein oder anderen Liter Bier kippte. Jeder im Präsidium war genauestens darüber informiert.
    «Ach wat, nee, ers’ nächsten Samstag wieder. Aber is’ ja sowieso nich’ mehr dat, wat et ma’ war. Der Gerd, zum Beispiel …»
    «Herr Ackermann», fiel Toppe ihm ins Wort. «Sie können schon mal den Bericht durchlesen.»
    «Ja, klar, mach ich, Chef, klar.» Er warf van Appeldorn einen Blick zu, dann fläzte er sich in einen der Sessel, die Toppe aus den anderen Büros geholt hatte, und nahm ein Päckchen Tabak der besonders starken Sorte «Javaanse Jongens» aus der Tasche.
    Toppe beobachtete ihn fasziniert.
    In der linken Hand hielt Ackermann den Bericht und las, während er mit rechts – einhändig – die Zigarette rollte.
    Es klopfte wieder, diesmal leise. Margret Euwens, die Kollegin aus dem Zweiten Kommissariat – Sitte und Betäubungsmittel –, die einzige Polizistin im Präsidium, kam herein.
    «Hallo», sagte sie in die Runde. «Also, Norbert, nächstes Mal sucht ihr euch aber jemand anderen für so was, wenn ich bitten darf. Frau Landmann hat ihren Mann zwar eindeutig identifiziert, aber es war wirklich schlimm. Die Frau ist total zusammengeklappt. Furchtbar!»
    Sie sah Toppe an. «Ich habe gerade den Chef getroffen, Helmut. Er hätte gern so schnell wie möglich deinen Bericht. Ab 17 Uhr 30 kannst du ihn telefonisch zu Hause erreichen.»
    Wie aufs Stichwort schrillte das Telefon. Toppe schaute auf die Uhr und lächelte. Es war Punkt fünf. Er nahm den Hörer ab und meldete sich: «Erstes Kommissariat, Haupt…»
    «Geschenkt, Helmut. Hier ist Arend.»
    Toppe rückte seinen Notizblock zurecht und hörte schweigend zu, ab und an schrieb er etwas auf.
    In der Zwischenzeit füllte sich der Raum mit Leuten. Van Appeldorn schickte Ackermann nach Kaffee.
    Als Toppe den Hörer auflegte, war die Soko komplett.
    Rechts von der Tür saß mit grimmiger Miene Paul Berns, die Hände vor dem Bauch gefaltet. Daneben van Gemmern, ruhig und aufrecht, ein paar Zettel in der Hand. Neben ihm Kommissar Günther Breitenegger, der sich leise mit van Appeldorn unterhielt.
    Toppe nickte in die Runde. «Ich habe mir gedacht, dass van Appeldorn uns zunächst einmal seinen Bericht vom Tatort gibt. Danach kann ich ein paar vorläufige Ergebnisse der gerichtsmedizinischen Untersuchung vorlegen, und vielleicht können Herr Berns und Herr van Gemmern auch schon einige Ergebnisse beitragen. Norbert, fängst du bitte an?»
    Van Appeldorn verlas seinen Bericht ohne erklärende Bemerkungen. Er war knapp, wie immer etwas hölzern in den Formulierungen, aber präzise und ausreichend.
    Toppe ergänzte gerade sein Gespräch mit der Familie Welbers, als die Tür aufgestoßen wurde und Ackermann hereinpolterte. «Kaffee für de ganze Belegschaft!»
    «Setz dich, Ackermann», sagte van Appeldorn.
    Toppe nahm sich einen Becher Kaffee vom Tablett und lehnte sich gegen die Fensterbank. «Dr. Bonhoeffer hat bis jetzt Folgendes festgestellt: Die eigentliche Todesursache ist ein Genickbruch. Darüber hinaus hat der Tote zahlreiche massive Verletzungen, unter anderem Zertrümmerung der Hirnschale und des Gesichtsschädels, aber auch Verletzungen am Brustkorb und an den Armen. Es sieht so aus, als seien dem Mann diese erst beigebracht worden, als er bereits im Sack steckte, aber Bonhoeffer kann noch nicht mit Sicherheit sagen, ob das auf alle zutrifft. Nach dem ersten Augenschein könnten ihm ein paar Blessuren auch vorher beigebracht worden sein. Bei der Tatwaffe handelt es sich wohl um eine runde Metallstange. Die Todeszeit liegt zwischen achtzehn und zweiundzwanzig Uhr. Das wäre wohl zunächst alles.» Er besann sich. «Nein, noch etwas. Es scheint kein Kampf stattgefunden zu haben.»
    Dann trank er einen Schluck Kaffee und schüttelte sich. Die Brühe war lauwarm und bitter.
    «Herr Berns, was hat sich am Tatort ergeben?»
    «Ja, also, hauptsächlich Schuhspuren erst mal», antwortete Berns

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