Lavendel gegen Ameisen
fragte Breitenegger hoffnungsvoll.
«Tut mir leid, aber damit konnte keiner dienen.»
«Ich krieg’s schon noch raus.» Breitenegger mahlte mit den Zähnen.
Toppe kannte das schon. Sein Aktenführer liebte es, scheinbar Unmögliches herauszufinden. Er war eine Puzzlernatur und damit genau richtig in seinem Job.
Toppe berichtete von Suericks Adimed-Schuhen, die aber leider nicht zu den Spuren passen wollten.
Van Appeldorn blieb sichtlich unbeeindruckt. «Das will nichts heißen, oder? Schuhe kann man verschwinden lassen. Gelegenheit dazu hatte er ja reichlich.»
«Wo Ackermann nur bleibt?», brummte Breitenegger.
Toppe gähnte. Er war müde und hungrig. Und er hatte das sichere Gefühl, dass er heute lange nicht zur Ruhe kommen würde.
«Wann triffst du deinen Freund in der Kneipe, Norbert?»
«Um kurz nach acht bei Günni. Soll ich dich mitnehmen?»
«Ich glaube, ich fahre lieber nach Hause, dusche und esse was. Ich brauche eine Pause, mein Kopf ist völlig leer.» Er hob schnell die Hand, als Breitenegger zum Sprechen ansetzte. «Ja, Günther, ich komme nachher nochmal ins Büro und schreibe meine Berichte, keine Sorge.»
Er war froh, an die frische Luft zu kommen.
Um kurz vor Mitternacht hatte Toppe seine Berichte getippt und alle Akten noch einmal gelesen.
Zuoberst lag Ackermanns Bericht. Er hatte jede Menge Zeugen dafür gefunden, dass die Jungs von der Mopedgang am Donnerstag bis spät in die Nacht hinein im Billardcafé gewesen waren und sich ein Video nach dem nächsten angeschaut hatten. Ackermann hatte jeden einzelnen überprüft. Das musste eine Menge Lauferei gewesen sein. Man konnte gegen Ackermann sagen, was man wollte, aber er war gründlich und machte die Arbeit, die man ihm auftrug, gut.
Van Appeldorn war wohl noch mit seinem Freund in der Kneipe.
Es war dunkel und still im Haus. Toppe hatte nur die Tischlampe eingeschaltet, das Deckenlicht war grell, und es sah auch so schon trist genug aus in diesem Büro, das schon vor Jahren hätte renoviert werden müssen. Die mattgrünen Wände wirkten noch fleckiger als bei Tage. Ein freundlicher Arbeitsplatz sah anders aus.
Alte graue Resopalschreibtische, ein angestoßener Aktenschrank, ein Garderobenständer aus Schmiedeeisen, nackte Neonröhren, billige Tischlampen. Die Stühle waren nicht schlecht. Auf dem Boden grün und grau gewürfeltes PVC und vergilbte Synthetikstores an den Fenstern.
Warum war er bisher nie auf die Idee gekommen, es hier ein bisschen behaglicher zu machen? Ein paar Pflanzen vielleicht, eine eigene Kaffeemaschine, Bilder. Schließlich verbrachte man mehr Zeit in diesem Laden als zu Hause, jedenfalls in wachem Zustand.
Er stellte sich van Appeldorns Gesicht vor, wenn er hier plötzlich Topfpflanzen anschleppte …
Hier saß er also mit seinem ersten eigenen Mordfall. Hier saß er und war endlich in der Situation, die er sich so oft vorgestellt hatte, und konnte nicht sagen, wie er sich dabei fühlte.
Landmann hatte seinen Mörder gekannt. Aber warum war er mit ihm in diesen Schuppen gegangen? Was hatten sie dort gewollt?
Vielleicht war Landmann aber auch allein gewesen, und irgendetwas im Schuppen hatte seine Aufmerksamkeit erregt, und er hatte nachschauen wollen.
Es hatte geregnet. Warum joggte man bei so einem Wetter? Es konnte sein, dass der Regen so stark geworden war, dass Landmann sich in dem Schuppen hatte unterstellen wollen und jemanden bei irgendwas ertappt hatte. Bei was?
Aber wenn, dann wäre er nicht von hinten erschlagen worden. Der erste Schlag hatte ihn überrascht, das war sicher.
Doch eine Affekttat?
Wenn ihn jemand vorsätzlich getötet hatte, dann hatte er sich einen ziemlich dämlichen Platz dafür ausgesucht. Nun gut, vielleicht hatte der Täter gewusst, dass bei Welbers keiner zu Hause war, aber dann blieben immer noch die ganzen Jogger, die zu Dutzenden am Schuppen vorbeitrabten.
War Landmann mit diesem geheimnisvollen Che verabredet gewesen? «Che» stand im Kalender. Mit Fragezeichen. Keine Uhrzeit.
Warum in der Gärtnerei? Offensichtlich hatte Landmann keinerlei Verbindung zu Welbers und der Gärtnerei, oder? Das sollte man noch einmal genauer überprüfen.
Er machte sich eine Notiz.
Ein Geräusch auf dem Flur, er erkannte van Appeldorns Schritt.
«Na, sitzt hier und grübelst, wie?» Van Appeldorn nahm Platz, schob das Telefon beiseite und legte die Füße auf den Schreibtisch.
Toppe überlegte laut weiter. «Ganz schön kaltblütig, der Täter.»
Van Appeldorn betrachtete
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