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Lavendel gegen Ameisen

Lavendel gegen Ameisen

Titel: Lavendel gegen Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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des Präsidiums. Eine hässliche Pappschachtel, weiß, grau und krähend blau, Anfang der Sechziger gebaut, sah es so wackelig aus, als könnte der nächste Sturm es mühelos zum Einsturz bringen.
    Wolken waren aufgezogen, und nichts erinnerte mehr an das sanfte Spätsommerlicht des Morgens. Der Himmel hing grau und tief über der Stadt. Es würde wohl bald wieder regnen.
    Was für ein miserabler Sommer.
    Er sah Ackermann aus der Tür kommen und klopfte gegen die Scheibe, aber der hörte und sah ihn nicht, sondern ging zu seinem Auto. Er musste den Obduktionsbericht abgeliefert haben.
    Toppe schob sich den letzten Löffel Pudding in den Mund und beeilte sich, nach oben zu kommen. Er war gespannt, ob der Bericht etwas Neues brachte.

    Breitenegger war so vertieft in seine Lektüre, dass er gar nicht hochschaute.
    «Der Obduktionsbericht?», fragte Toppe.
    Breitenegger nahm die Pfeife aus dem Mund und wies mit dem Stiel auf Toppes Platz. «Drei Durchschläge. Einen habe ich dir schon hingelegt.»
    Eine Weile lasen sie schweigend, dann lehnte Breitenegger sich zurück. Ein paar neue Aspekte brachte der Bericht schon. Die Schläge waren dem Opfer eindeutig erst beigebracht worden, als dieses schon tot gewesen war und in dem Sack gesteckt hatte. Alle Schläge, bis auf den einen, der Landmann das Genick gebrochen und unmittelbar zum Tod geführt hatte. Sofort danach hatte der Täter dem Opfer den Sack übergezogen und noch neunmal zugeschlagen. Nichts wies darauf hin, dass Landmann sich gegen den ersten Angriff gewehrt hatte. Man konnte also davon ausgehen, dass der Schlag ins Genick überraschend erfolgt war. Bei der Tatwaffe handelte es sich um eine rostige Eisenstange, deren Durchmesser durchaus auf ein Brecheisen hinweisen konnte. Es waren ausnahmslos kraftvolle Hiebe gewesen. Das Opfer hatte gestanden, als es zum ersten Mal getroffen wurde, es gab Hinweise auf einen Sturz. Aus der Art des Genickbruchs und der Wunde im Nacken ließen sich Rückschlüsse auf den Schlagwinkel ziehen, und man konnte annehmen, dass Täter und Opfer etwa die gleiche Körpergröße hatten, ungefähr 1 m 75.
    «Es kann also durchaus ein Einzeltäter gewesen sein», unterbrach Toppe Breitenegger in seinen Gedanken.
    «Du willst deine Mopedjungs ausschließen? Kein Problem, der ED hat weit und breit keine Mopedspuren gefunden.»
    «Das muss nichts heißen.»
    «Stimmt.»
    Toppe suchte seine Taschen vergeblich nach Zigaretten ab. Schließlich fand er eine Schachtel in der Schreibtischlade – nur noch eine drin. Er musste dringend noch welche kaufen heute.
    «Komische Marke, die du da rauchst», bemerkte Breitenegger.
    Toppe nickte versonnen. «Mein Opa hat mir das Rauchen beigebracht, als ich fünfzehn war. Wäre männlich, hat er gesagt. Ich bin dann einfach bei der Marke geblieben.»
    Aber Breitenegger war mit seinen Gedanken schon wieder woanders. «Ich habe hier van Appeldorns Liste. Ich könnte die Jungs von der Mopedgang ja mal einbestellen. Wenn von euch keiner Zeit hat, übernehme ich deren Vernehmung. Und vielleicht schickst du Ackermann zu diesem Billardcafé und zum Baggerloch. Das liegt doch quasi vor dessen Haustür.»
    «Gute Idee», sagte Toppe, rieb sich den Nacken und überlegte. War tatsächlich Rache das Tatmotiv? Es sah doch eher so aus, als wollte der Täter sie das glauben machen.
    Dann erzählte er Breitenegger von den Gesprächen mit Suerick und dem Psychologen.
    Breitenegger kratzte sorgfältig seine Pfeife aus. «Ganz schön mager. Habt ihr die beiden gefragt, ob die was mit ‹Che› anfangen können?»
    «Dazu sind wir gar nicht gekommen, aber ich fahre gleich noch mal mit dem ED hin wegen der Schuhabdrücke.»
    Breitenegger hatte sich lange mit Landmanns Kalender beschäftigt und dann mit Frau Landmann telefoniert. Ihr war mittlerweile eingefallen, dass ihr Mann donnerstags immer in Moyland Tennis gespielt hatte. Mit wem, wusste sie allerdings nicht.
    «Den Tennisclub in Moyland soll Norbert übernehmen», entschied Toppe. «Vielleicht gibt es dort ja einen B. S. oder einen Che.»
    «Das war auch mein Gedanke. Übrigens, die Gerichtsakten, die du mitgebracht hast, geben überhaupt nichts her. Ich habe deswegen etliche Telefonate geführt. Die Berichte darüber habe ich hier.»
    «Ich guck sie mir gleich an.»
    «Che könnte wirklich ein Name sein», redete Breitenegger weiter. «Die anderen Abkürzungen sind ziemlich normal. Die meisten kann man mit etwas gesundem Menschenverstand entschlüsseln. Wenn man nur

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