Lavendel gegen Ameisen
dahinter.»
«Sonst noch Ansatzpunkte?», fragte Toppe.
«Nun ja», antwortete Breitenegger, «die Schuhspuren und die Zettel.»
«Die Zettel können wir wohl vernachlässigen», bemerkte van Appeldorn mit einem Grinsen. «Oder willst du vielleicht durch die Gegend rennen, Helmut, und von allen Niederrheinern Handschriftproben nehmen?»
In Toppes Augen blitzte etwas auf. «Gar keine schlechte Idee, im Ansatz. Zumindest könnte man Proben von den Leuten nehmen, die wir als Täter in Betracht ziehen, ältere Schriftproben wären natürlich am besten …»
«Haben Sie eigentlich das Gefühl, dass wir unter Arbeitsmangel leiden?», fuhr Berns böse dazwischen.
Aber Toppe war jetzt richtig in Fahrt. «Zu den Schuhspuren ist mir noch etwas eingefallen. Wenn wir da zu keinem positiven Ergebnis kommen, warum versuchen wir es dann nicht über den Ausschluss?»
Breitenegger und van Appeldorn verstanden nicht, worauf er hinauswollte, nur Berns starrte ihn entgeistert an.
«Ich meine, warum schalten wir nicht auch an diesem Punkt die Öffentlichkeit ein?», erläuterte Toppe. «Wir könnten doch fragen, wer an dem betreffenden Abend und meinetwegen zwei, drei Tage vorher in der Nähe des Tatorts gewesen ist und seine Spuren hinterlassen haben könnte. Diese Leute sollen mit ihren Schuhen herkommen. Vielleicht gelingt es uns so, die ganze Sache auf eine Schuhspur zu reduzieren, denn ich nehme nicht an, dass der Mörder sich bei uns melden wird. Wir wüssten dann zumindest, nach welchem Schuh wir suchen.»
«Nicht schlecht», nickte van Appeldorn. «Ein bisschen unorthodox, aber gar keine schlechte Idee.»
«Ja, seid ihr denn alle wahnsinnig geworden?», polterte Berns los. «Habt ihr eine Ahnung, was da auf uns zukäme? Kennt ihr denn die Menschen hier nicht? Die lassen sich so eine Sensation doch nicht entgehen. Zu Tausenden werden die uns die Bude einrennen mit ihren Latschen!» Er geriet völlig aus dem Häuschen.
«Aber das ist doch gerade unsere Chance», beharrte Toppe. «In einer Großstadt brächte so eine Aktion gar nichts, aber hier könnte man wirklich zu einem Ergebnis kommen. Oder haben Sie eine bessere Idee?»
Berns tippte sich nur vielsagend an die Stirn.
Während des ganzen Disputs hatte Breitenegger in aller Ruhe seine Pfeife neu gestopft. «Na, dann muss ich wohl nochmal bei den Zeitungen anrufen», stellte er fest. «Am besten lasse ich die Journalisten hier antanzen und diktiere denen das in die Feder, das ist sicherer.»
Die Aussicht, wieder mit Frau Landmann reden zu müssen, dämpfte Toppes Stimmung erheblich. Er hatte mit ihr telefoniert. Ja, sie sei zu Hause, Sabine auch.
Wenn ihm noch Zeit blieb, wollte er nach dem Gespräch mit den beiden noch einige Nachbarn befragen.
Er bog in die Kreuzhofstraße ein und sah auf die Uhr: zehn vor zwölf. Gabi musste gerade nach Hause gekommen sein.
Es war still in der Wohnung, aus dem Bad hörte er das Rauschen der Dusche. Noch im Flur zog er Schuhe, Strümpfe und Pullover aus.
Sie stand mit dem Rücken zu ihm und wusch sich die Beine. Er nahm sich nicht die Zeit, seine Jeans ganz auszuziehen, öffnete die Duschkabine, legte ihr von hinten die Hände auf die Brüste und drückte sich an sie.
Sie stöhnte auf. «So dringend?»
«Noch viel dringender», flüsterte er in ihr nasses Haar.
«Ja», lachte sie leise und drehte sich zu ihm um.
Sie stellten nicht einmal das Wasser ab.
Ungefähr anderthalb Stunden später stand Toppe in Landmanns Arbeitszimmer und sah sich noch einmal um. Gab es in diesem Raum irgendetwas, das ihm weiterhelfen konnte?
Hier war es so aufgeräumt, dass es schon ungemütlich war. Aber das sagte natürlich auch etwas über Landmann aus.
Toppe öffnete noch einmal den Schreibtisch, keine persönlichen Briefe, keine Notizen, nichts.
Es war so, als hätte dieser Mann kein privates Leben gehabt, keine Erinnerungen, die er hatte festhalten wollen.
Bis auf das Fotoalbum. Erinnerungen an eine Zeit, die ziemlich weit zurücklag.
War es nicht wahrscheinlich, dass er noch Kontakt zu den ehemaligen Verbindungsbrüdern gehabt hatte? War es nicht gerade der Sinn einer Verbindung, sich im späteren Leben, wenn man Karriere machte, wechselseitig unter die Arme zu greifen?
Frau Landmann und Sabine saßen auf der Terrasse und tranken Tee. Als Toppe gekommen war, hatten beide im Garten gearbeitet. Jetzt machten sie wohl eine Pause, vielleicht weil er im Haus war. Eine dritte Tasse stand schon auf dem Gartentisch. Toppe setzte sich
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