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Lavendel gegen Ameisen

Lavendel gegen Ameisen

Titel: Lavendel gegen Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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etwas mehr über diesen Landmann wüsste …» Er hatte seine Pfeife frisch gestopft und zündete sie an.
    Bevor sie weitere Spekulationen anstellen konnten, kam Ackermann herein. Er konnte ihre Annahme vom frühen Morgen bestätigen. Udo Welbers besaß tatsächlich Gallus-Schuhe, die zu den Schuhspuren passten, und auch die Reifenabdrücke vom Auto seiner Freundin stimmten mit den Reifenspuren neben Landmanns Saab überein.
    Ackermann saß schon an der Schreibmaschine, um seinen Bericht zu tippen, als auch van Appeldorn endlich zurückkam, zusammen mit Dr. Stein.
    «Noch fünf Minuten, meine Herren», sagte der Staatsanwalt und legte einige Papiere auf Breiteneggers Platz.
    Toppe sah ihn verständnislos an.
    «Pressekonferenz, Herr Toppe. Es ist gleich drei.»
    Toppe stöhnte, die PK hatte er völlig vergessen.
    «Na, nun kommen Sie mal.» Stein klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken. «Der WDR ist auch schon da. Vielleicht kann Ihre Familie Sie heute Abend in der ‹Aktuellen Stunde› bewundern.»
    Toppe folgte dem Staatsanwalt mit mürrisch zusammengezogenen Augenbrauen.
    Van Appeldorn hielt ihn zurück. «Soll ich mitkommen, Helmut?»
    «Das wäre prima.»
    Früher waren Pressekonferenzen ruhig, fast langweilig gewesen. Erst seit der WDR die Lokalstation eingeführt hatte und sich zunehmend für die Region interessierte, waren sie ein bisschen lebendiger geworden.
    Heute ging es alles andere als langweilig zu, denn diesmal war auch die überregionale Presse vertreten. Schließlich gab es nicht jeden Tag einen derart mysteriösen Mord. Besonders unangenehm fiel ein junger Reporter des Blattes auf, auf dessen Konto gestern die blutrünstigste Schlagzeile gegangen war. Es war schon beinahe albern, wie sehr er dem Klischee des sensationslüsternen Schreiberlings entsprach und ihnen die dämlichsten Fragen um die Ohren knallte, mit der Geschwindigkeit eines Schnellfeuergewehrs. Manchmal hatten sie Mühe, vernünftig zu antworten. Aber der Staatsanwalt verlor keinen Augenblick die Übersicht – man hatte das Gefühl, dass er das ganze Spektakel genoss. Unter Hinweis auf wichtige Ermittlungsarbeiten beendete er um 15 Uhr 30 die Veranstaltung.
    Toppe fand, dass auch er sich wacker geschlagen hatte. Auf dem Weg zum Büro bekam er endlich die Gelegenheit, van Appeldorn zu fragen, was denn nun mit Suerick war.
    «Heiße Geschichte», sagte van Appeldorn, «aber das soll der Stein erzählen.»
    Der Staatsanwalt und van Appeldorn hatten anhand der Gerichtsakten schließlich doch ein relativ klares Bild von Suerick erstellen können: Geboren 1963 in Viersen, Vater unbekannt, Mutter Alkoholikerin. Seine Kindheit und Jugend waren erschütternd, aber nicht ungewöhnlich. Alle hier kannten solche Lebensläufe, wurden oft damit konfrontiert. Dennoch konnte Toppe nicht behaupten, dass es ihn kaltließ. 1982 hatte Suerick ein Mädchen kennengelernt und sich mit ihr zusammen eine Wohnung genommen. Eine Weile war alles rosig gewesen, Suerick hatte sogar Arbeit gefunden. Dann war es dem Mädchen, das Suerick «meine Göttin» nannte, wohl langweilig geworden, und sie hatte sich einer Clique angeschlossen, mit der sie gern und oft Streifzüge durch die Discos in der Umgebung unternahm.
    Suerick begleitete sie nie, dennoch lebten sie weiter zusammen. Als das Mädchen Karneval 1984 mit ihrer Clique nach Köln gefahren und erst drei Tage später wieder in die gemeinsame Wohnung zurückgekehrt war, hatte Suerick sie mit vierzehn Messerstichen getötet.
    «Mein Gott!», entfuhr es Breitenegger.
    Toppe sah nur stumm auf seine Hände.
    Es klopfte, und Berns steckte seinen kahlen Schädel zur Tür herein. «Sie wollten doch mit, Toppe. Wir wollen jetzt los.»
    «Komme.» Toppe stand auf. «Günther, verteil mal das Weitere. Wenn wir uns nicht mehr sehen, Besprechung wieder morgen früh um acht.» Damit verließ er den Raum.

    Reimann erwartete sie schon in seinem Büro. Er war gleichbleibend freundlich. Suerick komme sofort, sagte er, er sei noch unter der Dusche.
    Berns und van Gemmern schauten sich in Suericks Zimmer dessen Schuhe an, während Toppe bei Reimann wartete. Sie unterhielten sich mehr oder weniger über das Wetter.
    Endlich kam Suerick, die Haare noch feucht vom Duschen. Er wirkte jetzt sehr ruhig.
    «Ist denn noch was?», fragte er Toppe direkt.
    «Ja, eine Frage hätte ich noch. Sagt Ihnen das etwas: Che?»
    «Che? Was soll das denn sein?»
    Toppe drehte sich zu Reimann um. «Und Ihnen?»
    «Nun ja, ich kenne Che Guevara.

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