Lavendel gegen Ameisen
Café Coenders.»
«Worüber haben Sie gesprochen?»
«Ach, nichts Großartiges. Was er so macht, was ich so mache. Nichts von Belang. Hat auch höchstens eine halbe Stunde gedauert. Er hatte noch eine Sitzung an dem Tag, und ich musste in der Stadtbücherei dringend ein paar Bücher abholen, die ich mir über die Fernleihe bestellt hatte.»
«Gut, überlegen Sie noch einmal genau. Fällt Ihnen noch irgendetwas ein, das uns weiterhelfen könnte? Hat Herr Landmann vielleicht Andeutungen gemacht, dass er in Schwierigkeiten steckte, wirkte er auffallend nervös oder einfach anders als sonst? Insbesondere interessiert uns natürlich das Telefongespräch am Todestag.»
Hermans überlegte nur kurz. «Nein, ich kann Ihnen sicher nicht weiterhelfen. Unsere Beziehung, falls man es überhaupt so nennen kann, war, wie gesagt, äußerst oberflächlich.»
«Versuchen Sie bitte trotzdem mal, sich an das Telefonat zu erinnern. Wie war denn der genaue Wortlaut?»
«Du meine Güte!» Hermans rieb sich die Augen. «Na gut, ich will es versuchen. Also, ich stand in der Küche und rührte in meinen Bratkartoffeln, als das Telefon klingelte. Ich nahm ab, und Landmann sagte: ‹Hallo Che, hier ist Arno. Wie geht’s?› – ‹Gut›, antwortete ich, ‹was gibt’s denn?› – ‹Nichts Besonderes eigentlich. Ich wollte nur mal hören, wie Sabine sich so macht in deiner Theatergruppe.› Und ich antwortete irgendwas wie ‹Gar nicht so schlecht›. Dann fragte er noch, ob sich eine gute Mitarbeit in der Theater-AG nicht auch in der Deutschnote niederschlagen würde. Das musste ich verneinen. Wissen Sie, Sabine hat kleinere Schwierigkeiten in Deutsch. Und dann haben wir das Gespräch auch schon beendet. Ich war die ganze Zeit recht kurz ab, muss ich zugeben, ich hatte meine Kartoffeln auf dem Herd und außerdem noch eine Menge Arbeit. Das war alles. Wir haben uns dann nur noch verabschiedet.»
«Verreisen Sie in den Sommerferien nicht?»
«Doch, aber in diesem Jahr hat meine Familie allein Urlaub gemacht. Ich musste mich auf eine Prüfung vorbereiten.»
«Eine Prüfung?»
«Ja, für den Studiendirektor.»
«Ach so. Aber woher wusste Landmann, dass Sie zu Hause sein würden?»
«Keine Ahnung. Das heißt, es kann sein, dass ich es ihm erzählt habe, als wir uns in der Stadt getroffen haben.»
«Ja, ich verstehe. Gut», sagte Toppe und schaltete das Tonband ab. Er sah auf die Uhr.
«Das wäre alles, Herr Hermans.»
Hermans stand auf. Sie reichten sich die Hand.
«Wenn Ihnen doch noch etwas einfällt …», begann Toppe.
»… melde ich mich selbstverständlich sofort bei Ihnen», beendete Hermans den Satz. «Aber ich bin mir fast sicher, dass mir nichts mehr einfällt. Auf Wiedersehen, Herr Toppe, spätestens bei der Aufführung.»
Dann ging er mit raschen Schritten den Gang entlang auf die Treppe zu.
Toppe kehrte ins Zimmer zurück, schaltete das Tonbandgerät wieder ein und nahm das Mikrophon in die Hand: «Ende der Vernehmung: 17 Uhr 32.» Er überlegte kurz und sagte schließlich: «Dr. Hermans machte einen äußerst konzentrierten Eindruck.»
Dann spulte er das Band zurück, nahm das Gerät unter den Arm und ging ins Büro.
Er hatte vergessen, Hermans das Protokoll vom Vormittag unterschreiben zu lassen.
Alle schienen auf ihn gewartet zu haben. Nur Ackermann war noch nicht da.
Wortlos setzte Toppe sich hin, schaltete das Tonband ein, lehnte sich zurück und schloss die Augen.
Als das Band abgelaufen war, war es Astrid Steendijk, die als Erste sprach. «Was heißt, er machte einen äußerst konzentrierten Eindruck?»
«Das heißt», seufzte Toppe, «dass ich überhaupt nicht einschätzen kann, ob er mir alles gesagt hat, was er weiß, oder ob er sogar das Blaue vom Himmel gelogen hat. Er war konzentriert, wachsam, angespannt, vorsichtig, aber …» Er brach ab. «Ich weiß es wirklich nicht.»
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Achtzehn
Bei der Teambesprechung am Freitagmorgen waren sie endlich wieder einmal vollzählig.
«Lassen Sie uns doch noch einmal die Fakten zusammenfassen», schlug der Staatsanwalt vor.
«Fakten!», schnaubte Toppe. «Da haben wir endlich diesen ominösen Che gefunden, und der nimmt uns allen Wind aus den Segeln mit seinen Erklärungen. Derselbe Mann hat seine Adimed-Schuhe nicht mehr. Übrigens der Einzige bis jetzt, dessen Abdrücke wir nicht nehmen konnten. Wie sollen wir dem beikommen? Verdammt! Norbert, gib mir mal das Telefonbuch rüber.»
Van Appeldorn schob ihm das Buch über den
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