Lavendel gegen Ameisen
nichts für dich.»
«Was soll das denn heißen?»
«Na ja, für mich schon. Franz-Josef ist gebissen worden.»
«Schlimm?»
«Weiß ich noch nicht», antwortete Breitenegger bedrückt.
Astrid Steendijk schaute verwirrt von einem zum anderen.
«Franz-Josef ist sein Dackel», erklärte Toppe.
«Ach so, ich dachte schon, ich hätte etwas übersehen. Soll ich uns mal was zum Trinken holen?»
«Ja, das täte mir jetzt gut», antwortete Breitenegger. «Für mich bitte einen Kaffee.»
«Für mich auch, und zwei Käsebrötchen», fügte Toppe hinzu.
Als sie gegangen war, setzte Toppe sich auf seinen Lieblingsplatz, die Fensterbank.
«Weißt du, wann Hermans seine neuen Schuhe gekauft hat, Günther? Am 19. August.»
Breitenegger stieß einen Pfiff aus.
«Ja, genau das denke ich auch. Nur weißt du, selbst wenn er wirklich der Täter ist, wir haben überhaupt keine Beweise, keine Tatwaffe, keine Zeugen, nichts. Nicht einmal ein Motiv. Ich weiß wirklich nicht, wie ich da jetzt weiterkommen soll.»
Breitenegger stopfte seine Pfeife. «Ich habe mir das Band noch ein paarmal angehört. Es gibt tatsächlich keinerlei Beweise dafür, dass nicht alles so stimmt, wie er’s sagt. Mal abgesehen davon, dass ich nicht verstehe, warum Landmann am 14. Juli ‹Che› in seinen Kalender eingetragen hat, wenn er nicht mit ihm verabredet war. Im ganzen Kalender gibt es ansonsten keine Hinweise darauf, dass Landmann den auch als so eine Art Tagebuch benutzt hat. Alles andere sind nur Termine, fast alle mit genauer Uhrzeit.»
«Ja, ich weiß. Pass auf, ich glaube, ich fahre mal zu diesem Café Coenders. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber vielleicht erinnert sich ja doch jemand an die beiden Herren am 14. Juli.»
«Falls sie überhaupt in dem Café gewesen sind.»
Toppe seufzte.
«Wäre ein Foto nicht hilfreich?», fragte Breitenegger.
«Wäre hilfreich, aber wo soll ich eins hernehmen?»
Breitenegger reichte ihm die neue RP. «Nicht berauschend», meinte er, «aber besser als nichts, oder?»
Auf der ersten Seite des Lokalteils prangte ein dreispaltiges Foto der Leute von der Theater-AG mit der Ankündigung der Aufführung am 11. September. Hermans stand am linken Bildrand, deutlich zu erkennen.
Toppe nickte anerkennend. «Danke, Günther. Dann fahre ich erst mal zur Zeitung und hole mir das Originalfoto. Bis später.»
Er eilte auf den Flur hinaus und entging nur knapp einem Zusammenstoß mit Astrid.
«Wollen Sie Ihren Kaffee nicht mehr und die Brötchen?»
«Später», rief Toppe und war schon auf der Treppe.
«Was ist denn so eilig?», fragte sie Breitenegger.
Er erzählte es ihr, während er den lauwarmen Kaffee schlürfte.
«Eine eigene Kaffeemaschine hier wäre gar nicht schlecht», überlegte er. «Was trinken Sie denn da?»
«Pfefferminztee. Kaffee ist viel zu ungesund.»
«Wieso, haben Sie Probleme mit dem Kreislauf?»
«Nein, gar nicht, aber man muss sich ja nicht unnötig solche Gifte zuführen», antwortete sie und zündete sich die Zigarette an, die sie gerade gedreht hatte.
Mit ein wenig Mühe verkniff sich Breitenegger das Lachen.
Obwohl es erst elf Uhr war, war das Café bis auf den letzten Platz besetzt. Zum größten Teil von Holländern, die ihre Wochenendeinkäufe erledigt hatten. Die Serviererinnen hatten alle Hände voll zu tun, und es dauerte eine ganze Weile, bis Toppe mit ihnen reden konnte. Er hatte kein Glück, keine konnte sich an die beiden Männer erinnern. Das war nicht weiter verwunderlich, die Frauen hatten schlicht keine Zeit, sich die Gesichter der Kunden anzusehen.
Im Büro waren Breitenegger, van Gemmern und Astrid in ein lebhaftes Gespräch vertieft.
«Doch echt, das hilft gegen Ameisen», sagte Astrid gerade. «Es gibt da noch eine ganze Menge solcher Tricks. Diese ganzen chemischen Keulen sind total überflüssig.»
«Ist heute Gartentag oder so was?», fragte Toppe mokant. «Ach», stellte er dann fest, «Sie haben sich die Zettel noch einmal angeguckt.»
«Genau, und dieser hier muss von jemandem sein, der Ahnung hat und einigermaßen umweltbewusst ist.»
Sie tippte mit dem Finger auf den Zettel: «Lavendel gegen Ameisen.»
Toppe hatte nie wieder einen Blick darauf geworfen, aber jetzt sprangen ihm die Buchstaben geradezu ins Gesicht.
«Wartet mal», bemerkte er heiser und nahm den Zettel mit zu seinem Schreibtisch.
«Wo hatte ich das noch?» Er öffnete eine Schublade nach der anderen und suchte.
«Hier ist es ja!» Er nahm das Skript des Theaterstücks
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