Lavendel gegen Ameisen
erwarten könne. Die seien doch selbst im höchsten Maße unmoralisch. Lehrer hätten doch ihre eigenen Triebe nicht unter Kontrolle, sie würden ja noch nicht einmal vor der Verführung Abhängiger zurückschrecken. Sie sagten alle, dass sie völlig erstaunt waren über diesen heftigen Ausbruch, dass Landmann in hohem Maße erregt war und man so etwas bei ihm noch nie erlebt hatte. So entstand dann auch die Gesprächspause, die Astrid uns geschildert hat. Alle haben Landmann wohl verblüfft angesehen, und Herr Gutmann hat dann schließlich gefragt, was er denn damit meine, aber Landmann habe nur abgewinkt und gesagt: ‹Lass mal, schon gut, aber fertig bin ich damit noch nicht.› Da habe man nicht weiter insistiert. Alle wussten übrigens sofort, wonach ich fragte, das heißt, die Situation war wohl wirklich bemerkenswert und auffällig.»
«Tja.» Van Appeldorn öffnete die Augen. «Wenn da mal nicht wirklich der Hase im Pfeffer liegt. Obwohl, zu dem, was wir bis jetzt so über Hermans gehört haben, will es nicht passen, dass er ein Verhältnis mit einer Schülerin haben soll.»
Er nahm die Füße vom Tisch. «Ackermann war bei Hermans’ Chef, und ich habe mit einer Kollegin und einem Kollegen von Hermans gesprochen, die ich beide ganz gut kenne, wir kegeln zusammen.»
«Ich wusst ja ga’ nich’, dat du auch kegeln gehs’»!, rief Ackermann. «Wo denn?»
«Ackermann», presste van Appeldorn gequält hervor und sprach dann weiter: «Dr. Hermans, Oberstudienrat übrigens, scheint ein Arbeitstier zu sein. Beide Kollegen gebrauchten im Zusammenhang das Wort ‹ehrgeizig›. Er ist übrigens promovierter Germanist, außerdem Historiker, und wollte eigentlich gar nicht in den Schuldienst, sondern die Unilaufbahn einschlagen. Das hat aber nicht geklappt. Warum, weiß ich nicht. Vielleicht kannst du das herausfinden, Günther. Möglicherweise gibt es da ja Zusammenhänge mit Landmann.»
Breitenegger brummte zustimmend und machte sich eine Notiz.
«Hermans ist wohl seit Ewigkeiten scharf auf eine Direktorenstelle», berichtete van Appeldorn weiter, «aber die sind wohl dünn gesät. Zufällig wird im Dezember am Steingymnasium eine Direktorenstelle frei, und Hermans will die unbedingt haben. Die Kollegen meinen, er hätte wohl auch ganz gute Chancen, denn er hätte Supernoten und seit über einem halben Jahr für diese Rektorenprüfung geackert.»
«Bringt so eine Direktorenstelle eigentlich wesentlich mehr ein? Geld, meine ich», wollte Toppe wissen.
«A15, das ist schon ein bisschen mehr, aber nicht weltbewegend. Die Kollegin meinte, Hermans ginge es wohl nicht in erster Linie ums Geld, sondern eher um die Karriere. Warum fragst du?»
«Ich habe mir überlegt, wie der sein teures Haus abbezahlen will. Na ja, wer weiß, vielleicht hat er geerbt, oder seine Frau hat Geld.»
«Da werde ich nochmal nachhaken. Hermans’ Kollegen bezeichnen ihn als karrieregeil, dabei aber nicht unsympathisch. Also nicht so, dass er dabei über Leichen ginge. Sie halten ihn beide für ganz kollegial, aber nicht besonders aufgeschlossen. Privat haben sie keinen Kontakt zu ihm, kennen auch keinen sonst im Kollegium, der mit Hermans befreundet ist.» Van Appeldorn hielt inne. «Wartet mal, was habe ich noch?»
Er blätterte in seinen Papieren. «Ja, ‹gewissenhaft›, ‹korrekt›, habe ich mir noch aufgeschrieben. Und er ist wohl nicht unbeliebt bei den Schülern, sagen die beiden. Er bemühe sich um ein partnerschaftliches Verhältnis zu den Schülern, das er aber auf einer eher kühlen und sachlichen Ebene halte. Von daher konnten sich die beiden auch überhaupt nicht vorstellen, dass er was mit einer Schülerin hat. Sie sagten mir, es wäre schon fast auffällig, dass er eigentlich niemals zweideutige Bemerkungen über Schülerinnen mache. Die Kollegin schilderte mir …» Er machte eine Pause und grinste Astrid Steendijk an. «… dass die männlichen Kollegen sich in der Regel höchst eindeutig über die körperlichen Vorzüge der Schülerinnen äußerten und Spekulationen über deren Qualitäten im Bett anstellten.»
«Sodom und Gomorrha», fiel ihm Breitenegger ins Wort. «Und dorthin gibt man seine Kinder! Landmann hatte, scheint’s, gar nicht so unrecht.»
Van Appeldorn schaute ihn verblüfft an. War das ernst gemeint?
«Wie auch immer», sagte er dann. «Hermans beteiligt sich wohl nie an diesen verwerflichen Spekulationen. Ein wahrer Ehrenmann. Tja, das war’s erst mal. Vielleicht hat Ackermann ja noch
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