Lavendel-Glorias Letzter Wille ROTE LATERNE Band 7 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
geliebt.«
»Das geht mich alles nischt an«, sagte Karin. »Ich will damit ganz einfach nichts zu tun haben. Die Polente hockt mir auch ständig im Nacken. Dann dieser Lüthers, und jetzt kommst auch noch du. Was wollt ihr denn überhaupt von mir, verdammt noch mal?«
»Kippen-Karin«, sagte Wagner nun. »Es geht um Geld. Es geht um sehr viel Geld. Man sagt, dass du es dir unter den Nagel reißen willst.«
»Du - du spinnst ja!«, stammelte Karin, »Wie käme ich denn dazu?«
»Zürich«, sagte er nun. »Jeder ist sicher, dass dir Gloria vor ihrem Tod etwas anvertraut hat. Dir allein!«
»Menschenskind, das ist doch Blödsinn«, sagte Karin. »Ich habe Gloria kaum gekannt. Ich habe ihr nur diesen Gefallen getan und ihr aus der Drogenstation rausgeholfen, das ist alles.«
»Ich glaube dir nicht, Kippen-Karin«, sagte er. »Du kannst dich darauf gefasst machen, dass man dir jetzt an den Fersen klebt: die Polente, der dicke Lüthers, ich und vielleicht auch noch Ma-Lei-Tsung, denn die Chinesin ist auch scharf auf die Kohle. Ich möchte nur mal wissen, wie du das schaffen willst.«
»Und wenn du mich halbtot schlägst, so weiß ich trotzdem nichts«, log Karin.
»Ich habe nicht die Absicht. Anita hätte auch keine Senge bezogen. Aber sie hat es gewagt, Kalle in den Hintern zu treten. Dafür hat sie eine gescheuert bekommen. Nicht etwa deshalb, weil wir etwas aus ihr herausprügeln wollten. Nein, Kippen-Karin, das sind nicht unsre Methoden. Wir haben andere. So, und jetzt kannst du aussteigen. Den Rest kannst du ja zu Fuß gehen, damit du einen klaren Kopf zum Nachdenken bekommst.«
Er ließ sie aussteigen. Bis zur nächsten Bushaltestelle musste Karin noch fünfhundert Meter zu Fuß gehen. Auf dem Weg dorthin hielt ein älterer grauer VW neben ihr.
»Kann ich Sie irgendwo hin mitnehmen?«
»O nein, nicht schon wieder«, stöhnte Karin, denn am Steuer dieses Wagens saß Dr. Bernhard Lüthers.
»Nun steigen Sie schon ein, Fräulein Clemens!«
»Danke, Herr Doktor, ich nehme lieber den Bus. Außerdem bitte ich Sie, mich in Zukunft nicht mehr zu behelligen. Ich werde nämlich Mittel und Wege finden, mich meiner Haut zu wehren, damit Sie es wissen.«
»Sie können mir vertrauen. Ich könnte Ihnen ein phantastisches Angebot machen, Fräulein Clemens. Ihr Wissen gegen viel bares Geld. Wäre das nichts?«
»Gegen Geld, das nicht Ihnen, sondern Gloria gehörte, nicht wahr?«, gab sie ihm höhnisch zurück. Sie ging weiter. Aber er ließ nicht locker, im Schritttempo rollte der Wagen neben ihr her.
»Überlegen Sie es sich, Fräulein Clemens. Ein solches Angebot unterbreite ich Ihnen nicht zweimal, verstehen Sie mich?«
»Ach, rutschen Sie mir doch den Buckel runter«, sagte Karin.
»Fräulein Clemens?« Eine Stimme von der anderen Seite. Karins Kopf ruckte herum, und sie erkannte Stefan Limbrecht vom Drogendezernat. . »Ach, Sie sind das«, sagt sie und trat auf ihn zu. In diesem Augenblick gab Dr. Lüthers Gas und fuhr weiter.
»Wie ich sehe, bekniet man sie ganz schön, Fräulein Clemens!«
»Das kann man wohl sagen«, bemerkte Karin. »Ich bin richtig froh, dass Sie aufgetaucht sind. Aber ich bitte Sie um alles in der Welt, kommen Sie mir jetzt nicht auch noch mit solchen Fragen und sagen Sie mir nicht, dass Sie auch was von dem Geld haben wollen, das Gloria hinterlassen hat.«
»Sie hat Geld hinterlassen?«
»Man sagt es«, bemerkte Karin und musste lächeln.
Ein paar Tage lang geschah überhaupt nichts. Karin erkannte, dass man ihr nichts antun konnte. Sie allein kannte ja das Geheimnis und würde man sie umbringen, so wäre alles vorbei. Aus diesem Grund fühlte sich Karin ziemlich sicher.
Es kam noch ein weiterer Umstand dazu. Das Gerücht von Karins Geheimnis sprach sich im Milieu wie ein Lauffeuer herum. Jeder hoffte nun, von Karin profitieren zu können. Daher taten sie ihr alle schön. Auch Ma-Lei-Tsung war freundlich wie nie zuvor.
»Nun«, wagte sie einmal den Vorstoß, als Karin mit Anita und ein paar anderen Mädchen beim Kaffee im »Goldenen Drachen« saß, »wann fährst du denn nach Zürich, Karin?«
»Was soll ich denn in Zürich?«, fragte Karin Clemens und tat vollkommen arglos.
Ma-Lei-Tsung zog die Brauen hoch.
»Man beobachtet dich doch Tag und Nacht«, bemerkte sie. »Du kämst aus Frankfurt nicht raus. Es sei denn ...«
»Ach, da bin ich aber gespannt!«
»Komm mit zur Theke«, sagte Ma-Lei-Tsung.
Karin stand auf. Es bereitete ihr Vergnügen, die Leute an der Nase
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