Lavendel-Glorias Letzter Wille ROTE LATERNE Band 7 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
Umgebung.
Wurde sie beobachtet? Vielleicht der kleine Dicke dort mit der Zeitung? Oder die beiden schlanken Männer mit ihren Metallkoffern?
Karins Nervosität wurde immer größer.
Endlich hatte sie ihr Ticket.
»Bitte gehen Sie in den Terminal B. Sie kommen dort hin, wenn Sie das Rollband benutzen«, sagte die freundliche Stewardess, die Karin das Ticket ausgehändigt hatte. Mit ihrem Köfferchen begab sie sich auf das Rollband. Menschen hasteten an ihr vorbei, und Karin begann sich allmählich wieder ein wenig sicherer zu fühlen.
Schalter einundzwanzig, hämmerte es in ihr.
Dann sah sie den Schalter. Eine kleine Schlange von Wartenden stand vor dem Check-in. Karin reihte sich ein. Suchend blickte sie sich um. Es schien alles ruhig zu sein.
In ein paar Minuten würde sie in der Maschine sitzen. Dann war alles vorbei. Dann war sie hoffentlich in Sicherheit ...
»Na, Süße?«
Sie fuhr herum. Neben ihr stand der Sommersprossige, der sie vor einer guten Stunde im Kontakthof angehalten hatte.
»Ich weiß überhaupt nicht, was Sie von mir wollen. Belästigen Sie mich nicht!«
Da fühlte sie kühles Metall zwischen den Rippen.
»Raus aus der Reihe, Kätzchen, sonst knallt's, und ich bin in diesem Gewühl sehr schnell verschwunden.«
Karin gehorchte. Man brachte sie aus dem Flughafen in die Tiefgarage und schubste sie in einen Wagen.
»So, Kippen-Karin«, sagte der and e r e mit der Sherlock-Holmes-Kappe, »jetzt kannst du diese komische Maskerade wieder abnehmen. Und zu deiner Information, wir haben deine Freundin gekascht. Anita Köster, die dir bei der Maskerade half.«
»Ihr Schweine!«, stieß Karin hervor. »Ihr verfluchten Schweine!«
»Wir hatten dich gewarnt, Mädchen. Uns reinzulegen war ein großer Fehler. Du hättest dir die Kombination der Telefonnummer besser überlegen sollen. Weißt du, welche Nummer du uns gegeben hast?«
»Na, die, die ich mir aufschrieb!«, sagte Karin.
»Es war die Nummer des Züricher Leichenschauhauses!«
»O nein!«, stöhnte Karin und barg ihr Gesicht in den Händen.
Eine Stunde später saß sie wieder in ihrem Zimmer. Man hatte ihr bis zum Abend Zeit gegeben. Mit ganz klaren Worten gab man ihr zu verstehen, dass Anita etwas passieren würde, falls sie nicht die tatsächliche Telefonnummer verriet. Karin war wohl zum ersten Mal in ihrem Leben so richtig verzweifelt. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Ihr Telefon war nicht mehr angezapft, das konnte sie feststellen. Aber sie war sich dennoch ihrer Sache ganz einfach nicht mehr sicher.
Durfte sie es riskieren, Anita einer weiteren Gefahr auszusetzen? Karin sah ein, dass sie wohl in ihrer Unkenntnis und Unterschätzung dieser Leute leichtsinnig gehandelt hatte. Sie war sich im klaren darüber, dass sie Anita helfen musste. Aber wie? Dunkel ahnte sie, dass sie diesen unbekannten Johann Nägele wohl auch in Gefahr bringen würde. Doch Karin wollte keine weiteren Menschen gefährden.
Nach kurzem Hin und Her ging sie hinaus auf den Flur. Dort gab es zwei öffentliche Telefonkabinen, die schalldicht waren.
Karin wählte eine Nummer.
»Limbrecht«, meldete sich nicht lange darauf eine sympathisch klingende Stimme am anderen Ende des Drahtes.
»Herr Limbrecht, hier spricht Karin Clemens aus dem Bordell. Sie wissen, der Fall Gloria Frederic. Herr Limbrecht, ich muss mit Ihnen reden. Es ist wichtig!«
»Ja, dann kommen Sie doch einfach her ins Präsidium!«
»Das kann ich nicht. Sie ahnen ja nicht, was geschehen ist! Man hat eine Kollegin entführt. Bitte, helfen Sie mir, Herr Limbrecht. Ich habe nur noch bis heute Abend Zeit.«
»Gut«, sagte er. »Treffen wir uns im »Wiener' Café«. Es ist in der Altstadt in ...»
»Ich weiß«, sagte sie. »Wann?«
»Um fünfzehn Uhr dreißig!«
»Einverstanden«, antwortete sie knapp und legte auf.
Als sie aus der Telefonzelle trat, stand Ma-Lei-Tsung vor ihr. Sie hatte dieses geheimnisvolle Lächeln auf den Lippen.
»Du benutzt die Telefonzelle, Karin?«, fragte sie. »Du hast doch Telefon auf dem Zimmer.«
»Ja, aber da lässt man mich zur Ader«, bemerkte Karin.
»Wo ist denn Anita?« Aufgrund der Anzüglichkeit, mit der diese Frage gestellt war, ahnte Karin Clemens dunkel, dass Ma-Lei-Tsung ihre Finger im Spiel hatte.
»In Urlaub«, sagte sie. »In Zwangsurlaub.«
»Dachte ich es mir doch. Ich dachte mir, dass es nicht gutgehen konnte. Karin, weißt du nicht mehr, dass ich dich gewarnt hatte? Du solltest es nun nicht auf die Spitze
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