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Lavendel und Blütenstaub

Lavendel und Blütenstaub

Titel: Lavendel und Blütenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Habersatter
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lassen? Dr. Werneck erwähnte, dass man eine Teilentfernung durchführen könnte."
    Anna schüttelte den Kopf. "Nein, das will ich nicht."
    "Was? Warum nicht?"
    "Es bringt ja doch nichts."
    "Was redest du da, Mutter!"
    Anna entzog Erwin die Hand und sah ihn streng an. "Ob es dir passt oder nicht, aber ich entscheide selbst und ich will keine Maßnahmen, die sowieso nichts bringen!"
    "Aber wer sagt denn so etwas! Warum sollte es nichts bringen?"
    "Wir wissen schon seit gestern von dem Verdacht und ich hatte heute Morgen genug Zeit, um über das ganze nachzudenken, und ich ..."
    "Was heißt 'wir'?", fragte Erwin dazwischen und runzelte misstrauisch die Augenbrauen.
    "Stella und ich."
    "Ach, das war ja klar. Die liebe Stella weiß natürlich alles vor mir. Schönen Dank aber auch!"
    "Erwin, so beruhige dich doch!" Gabriela war zu ihrem Mann getreten und hielt beschwichtigend ihre Hände auf seine Schultern.
    "Ach, lasst mich doch." Erwin schob ihre Hände weg und drückte seine Zeigefinger an seinen Nasenrücken. Kurz schloss er die Augen. Dann besann er sich und atmete tief durch. "Wann beginnt die Chemotherapie?", fragte er, nun etwas ruhiger.
    "Erwin, es gibt keine Chemotherapie", antwortete Anna.
    Er war wie vor den Kopf gestoßen. "Aber ... warum denn? Willst du denn nicht gesund werden?"
    Anna nahm die Hand ihres Sohnes. Er wollte sie wegziehen, doch ihr Griff verstärkte sich. "Ich werde nicht mehr gesund. Ich bin alt, und da hilft die beste Therapie nichts. Die Zeit ist mein Feind."
    Erwin wollte es nicht glauben. "Aber wir haben es doch noch gar nicht versucht! Ich kenne da einen Spezialisten. Ein Arbeitskollege hat mir einmal von ihm erzählt. Ich könnte bestimmt einen Termin ausmachen ..."
    "Nein, Erwin!" Annas Stimme klang energisch. "Lass es! Ich muss mich damit abfinden, also finde du dich auch damit ab."
    Verwirrt sah Erwin sie an.
    "Ich habe seit gestern viel darüber nachgedacht und mich entschieden. Scheinbar bin ich sterbenskrank, auch wenn ich natürlich gehofft hatte, dass es ein Irrtum sei und sich doch nur eine Lappalie feststellen lässt. Wenn ich schon durch den Krebs sterben soll, dann denke ich, dass ich wenigstens ein würdiges Ende verdient habe, oder?"
    Sie wartete keine Antwort ab, sondern fuhr gleich fort. "Wenn ich schon nicht in meinem Haus und in meinem Garten meinen Lebensabend in Gesundheit und Frieden verbringen darf, dann will ich wenigstens schmerzfrei und in Würde sterben", wiederholte sie. "Bitte akzeptiere das."
    Sie ließ Erwins Hand los. "Und jetzt geht bitte, alle beide. Ich bin müde und möchte allein sein."
    Nachdem Erwin und Gabriela gegangen waren, setzte sich Anna auf. Ihr war leicht schwindelig. Sie sah sich im Zimmer um. Bis auf ein Bild mit Blumen an der Wand wirkte der Raum steril, weiß und trostlos.
    Eigentlich bevorzugte sie kräftige, lebendige Farben, so wie in ihrem Garten. Dort war eine wahre Farbpalette zu finden, vor allem im Sommer, wenn alles blühte. So wie jetzt. Und sie war nicht zu Hause, um diese Vielfalt zu erleben. Sie seufzte. Sie vermisste den Duft und die Geräusche.
    Es klopfte leise. Die Tür öffnete sich und herein kam eine kleine, rothaarige Krankenschwester. In der Hand hielt sie einen Infusionsbeutel. Ihr Blick war freundlich und sie lächelte.
    "Na, Frau Lukas? Wie geht es Ihnen heute?"
    "Es geht, es geht", seufzte Anna und legte den Kopf in das weiße Kissen.
    "Ich hab hier noch eine Infusion für Sie", sagte die Schwester. Mit geübten Griffen hängte sie den Beutel auf den Infusionsständer und schloss den Schlauch an Annas Venenzugang. Als sie die Infusion aufdrehte, begann das Mittel stetig in den Schlauch zu tropfen und Anna schmeckte etwas Bitteres im Mund.
    "Was ist das?"
    "Ein kleiner Vitamincocktail und Flüssigkeit. Sie sind ja keine große Esserin, hm?" Die Schwester lächelte wieder.
    Anna schüttelte den Kopf. "Nein, irgendwie ist mir hier der Appetit vergangen."
    "Wir werden Sie schon wieder zurecht biegen. Brauchen Sie noch etwas? Tee? Wasser?"
    "Ein Tee wäre gut."
    "Dann wollen wir mal sehen, was wir Leckeres für Sie auftreiben können. Bin gleich wieder zurück." Und schon verschwand die fröhliche Schwester aus dem Zimmer.
    Anna sah zum Infusionsbeutel hoch und beobachtete, wie stetig die Flüssigkeit herunter tropfte. Irgendwie wirkte es beruhigend.
    Sie stellte sich vor, sie würde Regentropfen beobachten, die von einem Blatt des Nussbaumes herunter perlten.
    Tropf, tropf, tropf.
    Nach wenigen Minuten fielen ihr

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