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LaVyrle Spencer

LaVyrle Spencer

Titel: LaVyrle Spencer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Getrennt von Tisch und Bett
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dieses
breite, warme Lächeln machte Catherine ganz schwindlig. Resolut steckte sie
ihre Hände in die Taschen ihres Morgenrocks und hoffte, er würde nicht merken,
wie glücklich sie sein Besuch machte. Plötzlich hörten sie aus dem Wohnzimmer
einen dumpfen Aufprall, und gleichzeitig ging das Licht aus. Eine Sekunde lang
herrschte Totenstille, dann gellte Melissas Schrei durch die Dunkelheit.
    »0 mein Gott!« rief Catherine und
lief ins Wohnzimmer. Clay folgte ihr.
    »Wo ist
sie?«
    »Sie lag
auf dem Fußboden.«
    »Geh zu
ihr. Ich mache Licht in der Küche.«
    Melissa brüllte wie am Spieß, und
Catherine geriet in Panik. Endlich fiel Licht durch die Küchentür herein
Catherine nahm Melissa in die Arme, und Clay kniete neben ihr nieder. Die
Tischlampe lag auf dem Boden, war aber nicht zerbrochen. Er berührte leicht
Catherines Schulter und dann Melissas Kopf.
    »Bring sie ins Licht, damit wir
sehen können, ob sie verletzt ist.« Er half ihr auf und fühlte, wie sie
zitterte. »Komm«, sagte er, »bring sie ins Bad.«
    Sie legten Melissa auf den
Wickeltisch und entdeckten eine kleine Beule an ihrem Hinterkopf. Catherines
Panik übertrug sich auf Melissa, die mit hochrotem Gesicht unaufhörlich schrie.
Clay betupfte mit einem feuchten Tuch die Beule und beruhigte Mutter und Kind.
    »Es ist meine Schuld«, jammerte
Catherine. »Ich hätte sie nicht allein auf dem Fußboden lassen dürfen. Sie
grapscht immer sofort nach der Lampenschnur. Aber als es läutete, hat sie
geschlafen und dann an ihrer Flasche genuckelt. Ich wollte doch nur ...«
    »Beruhige dich, es ist doch nur eine
kleine Beule. Ich mache dir doch keine Vorwürfe, oder?«
    »Aber die Lampe hätte sie erschlagen
können.«
    »Was nicht passiert ist. Sie wird in
ihrem Leben noch mehr Beulen abbekommen. Du bist ja aufgeregter als Melissa.«
Er hatte recht. Melissa hatte aufgehört zu weinen, saß mit großen Augen da und
betrachtete die beiden. Catherine lächelte unter Tränen, holte ein Taschentuch
und putzte sich die Nase. Clay legte einen Arm um ihre Schultern und drückte
sie leicht an sich. In diesem Augenblick verstand er, daß ein Kind beide Eltern
brauchte. Ja, du bist eine gute Mutter, Catherine, dachte er, aber nicht in
Notfällen. Dann brauchst du mich.
    »Komm, wir bringen sie zurück ins
Wohnzimmer, und ich gebe ihr mein Geschenk. Dann wird
sie die Beule gleich vergessen haben.«
    Clay stellte die Lampe wieder auf
den Wohnzimmertisch und machte Licht. Sie saßen alle drei auf dem Fußboden, und
Melissa starrte Clay so verwundert an, daß er lachen mußte. Dann begann ihre
Unterlippe zu zittern, und er sagte: »Mach schnell das Geschenk auf, sonst
kriege ich noch einen Komplex.«
    Das Rascheln des roten Papiers
lenkte Melissa ab, und sie grapschte danach. Als der weiß-schwarze Koalabär zum
Vorschein kam, öffnete Melissa die Lippen und machte: »O000«, dann gluckste
sie vor Vergnügen. Der Koalabär hatte eine Spieluhr im Bauch, und bald darauf
schlief Melissa mit ihm in ihrem Bettchen ein.
    Als Catherine aus Melissas Zimmer
kam, stand Clay unten an der Treppe. Er hatte sich die alte Lederjacke über die
Schultern gelegt und schien gehen zu wollen. Catherine verbarg ihre
Enttäuschung. Langsam ging sie die, Treppe hinunter und blieb dicht vor ihm
stehen.
    »Sie wird jetzt schlafen«, sagte
sie. Er konnte es als Einladung zum Bleiben aufnehmen.
    »Schön ... nun ...« Er steckte
langsam die Hände in die Jackenärmel. Catherine umklammerte das
Treppengeländer. Er steckte die Hände in die Taschen und räusperte sich. »Nun,
dann gehe ich jetzt wohl besser.« Seine Stimme klang leicht krächzend, weil er
leise sprach, um Melissa nicht zu wecken.
    »Ja, es ist wohl besser.« Catherine
hatte Mühe zu atmen. Das Geländer schien zu schwanken.
    Clay sah
sie mit seinen unergründlichen Augen an. »Tschüs.«
    Er hatte es
so leise gesagt, daß sie es kaum hören konnte. »Tschüs.«
    Aber anstatt zu gehen, blieb er vor
ihr stehen und betrachtete sie. Wie ein kleiner Spatz stand sie auf der Treppe
und klammerte sich an das Geländer. Mit großen Augen sah sie ihn an und holte
tief Luft. Sie hatte genauso viel Angst wie er. Ganz sacht beugte er sich vor
und legte sein Gesicht auf ihre Schulter. Wie gut er sich an ihren Duft
erinnerte. Catherine öffnete leicht die Lippen und drückte ihre Wange gegen
seine Schläfe. Ihr Widerstand schmolz dahin. Lichtjahre schienen zu vergehen,
bis er den Kopf hob und sie fragend ansah. Dann küßte er sie zart auf

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