LaVyrle Spencer
Bobbi
und ich früher Hochzeit spielten. Wir kramten alte Sachen hervor und
verkleideten uns.« Sie lachte. »Das hast du mir noch nie erzählt. Wenn du dir
das alles schon als kleines Mädchen gewünscht hast, warum bist du jetzt
dagegen?«
»Weil
dieses Fest nur Fassade ist.«
»Du meinst,
weil die Liebe fehlt?«
»Ja.«
»Kannst du dir nicht vorstellen, daß
auch ein Mann sie vielleicht vermißt?«
»Ich habe noch nie darüber
nachgedacht, was Männer wünschen.«
»Würde es dich überraschen zu
erfahren, daß auch ich ganz präzise Wünsche habe?«
Ja, dachte
sie, das überrascht mich. Habe ich deine Träume zerstört? Sie sah ihn kurz an.
»Und hast du welche?«
»Ja. Aber sie sind erst jetzt aufgetaucht.«
»Du möchtest deine Eltern um keinen
Preis enttäuschen, nicht wahr?«
»Nein.«
Sie wollte nicht aufdringlich sein –
trotzdem mußte sie es wissen, denn die Frage quälte sie schon lange. Sehr leise
und den Blick auf ihren Schoß gerichtet, sagte sie: »Dieses Mädchen, mit dem
du schon so lange befreundet bist ... Jill .. . Deine Eltern hofften doch, daß
du sie heiraten würdest.«
»Vielleicht. Ich weiß es nicht.«
»Du kannst sie ja heiraten, wenn
diese Komödie vorbei ist«, sagte Catherine schuldbewußt.
»Nein. Das
wird nie geschehen.«
Dann haben die beiden also darüber
gesprochen, Clay und Jill, dachte Catherine. Sie schwiegen eine Weile.
Darauf sagte Clay: »Du entscheidest
dich, in welcher Form die Hochzeit stattfinden soll. Wie immer du dich entscheidest,
ich schließe mich deiner Entscheidung an. Mutter muß sie eben akzeptieren. Aber
sicher schmiedet sie schon Pläne, deshalb bitte ich dich, nicht zu lange damit
zu warten.«
»Es ist auch deine Hochzeit, Clay.«
»Ach, darum kümmern sich doch die
Frauen. Du kannst alle nötigen Arrangements treffen.«
»Ich ...
ich danke dir.«
»Weißt du, jedesmal, wenn ich dich
hier absetze, mußt du in kürzester Zeit eine wichtige Entscheidung treffen«,
sagte er lachend.
»Ja, aber
dieses Mal habe ich eine Menge Helferinnen.«
»Ein ganzes Haus voller
schwangerer, unverheirateter Teenager. Ich kann mir vorstellen, wie ihre
Ratschläge aussehen. Wahrscheinlich verkleiden sie sich noch immer.«
Clay kommt der Wahrheit sehr nahe,
dachte Catherine. Der Regen trommelte leise aufs Autodach, und die Fenster
waren beschlagen. Catherine fühlte sich geborgen und wäre gern noch etwas
länger geblieben.
»Laß dir von diesen Kindern nicht
die Würmer aus der Nase ziehen«, sagte er. »Es war schön, einmal miteinander zu
reden, ohne zu streiten. Das haben wir gebraucht.«
»Ja«, sagte Catherine. Sie wußte,
daß sie log. Nicht das brauchte sie, sondern Ehrlichkeit. Denn sie fing an,
Clay Forrester zu mögen.
Marie war noch wach und wartete auf ihre
Freundin. Und als Catherine das Zimmer betrat, sagte sie spontan, ohne es zu
wollen: »Ich werde Clay Forrester heiraten.«
Marie sprang auf, lief auf den Flur
und schrie durchs ganze Haus: »Wacht auf! Wacht auf! Catherine heiratet!« In
kurzer Zeit war der Teufel los. Die Mädchen lachten und riefen durcheinander.
Da erklang Mrs. Tollefson Stimme von
unten: »Was ist denn hier los?« Dann gratulierte sie Catherine und kochte für
alle Kakao.
Erst nach einer Stunde hatte sich
der Trubel gelegt, und als alle wieder im Bett lagen, fragte Marie leise in die
Dunkelheit: »Schläfst du schon?«
»Nein.«
»Gib mir deine Hand.« Catherine
streckte sie aus, und Marie umschloß sie mit festem Griff. Sie schwiegen, aber
Catherine wußte, daß die immer fröhliche Marie weinte.
11
Am nächsten Nachmittag rief Clay im Horizons an, ehe Catherine zurückgekehrt war,
und hinterließ die Nachricht, seine Mutter lade sie zum Dinner ein. Er würde
sie um halb sieben abholen.
Und in dem Augenblick, da sie sich
Angela anvertraute, war ihr klar, daß diese Hochzeit eine extravagante
Angelegenheit werden würde. Doch Angela besaß viel Charme, dem Catherine nicht
widerstehen konnte, auch wollte sie ihre offensichtliche Freude nicht trüben.
Angela plante so viele Dinge, daß Catherine davon der Kopf schwirrte und sie
sich ziemlich hilflos vorkam. Also stimmte sie allen Vorschlägen zu. Nur in
einem Punkt blieb sie unnachgiebig.
Als die Gästeliste durchgesprochen
wurde, weigerte sie sich, Herb Anderson einzuladen.
»Aber, Catherine, er ist Ihr Vater.«
»Ich will ihn hier nicht sehen!«
beharrte Catherine vehement und blieb dabei. Anstelle ihres Vaters solle sie
ihr Bruder Steve dem Bräutigam
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