LaVyrle Spencer
vor.
So weit hatte Catherine noch nicht
gedacht. Angela legte ihr entschuldigend die Hand auf den Arm. »Verzeihen Sie,
ich will mich nicht aufdrängen. Aber was
Sie über Ihren Vater sagten, da dachte ich ...« Ihre Worte verloren sich.
Angela merkte, daß sie einen Fehler gemacht hatte, was ihr selten passierte.
Catherine versuchte die Atmosphäre
zu entspannen und lachte matt. »Nein, nein. Sie haben sicher recht. Mein Vater
würde dafür sicher kein Geld ausgeben, er wollte ja nur von dieser Situation
profitieren.«
»Aber ich habe Sie in Verlegenheit
gebracht, Catherine. Das wollte ich nicht. Ich will mich nicht vordrängen und
die Stelle Ihrer Eltern einnehmen. Sie sollen
nur wissen, daß wir glücklich wären, die Hochzeit
ausrichten zu dürfen. Clay ist unser einziger Sohn. Ein solches Fest feiert man
nur einmal, und wir möchten, daß es schön wird.
Wenn ihr beide damit einverstanden seid, könnte die Trauung hier im Haus stattfinden.
Wären wir darüber nicht sehr glücklich, Liebling?« Claiborne, der ziemlich
verloren und gequält wirkte, konnte nur nicken. Verdammt noch mal, dachte er,
es hätte Jill sein sollen! »Angela hat völlig recht.«
»Ich weiß nicht«, sagte Catherine.
Irgendwie fühlte sie sich von den Ereignissen überrollt.
»Mutter, wir hatten noch keine
Gelegenheit, über diese Dinge zu sprechen«, erklärte Clay.
Angela wählte ihre Worte sorgfältig.
Sie hoffte, Clay würde verstehen, daß sie gesellschaftliche Verpflichtungen
hatten, denen sie nachkommen mußten.
»Es gibt keinen Grund, weswegen ihr
euch verstecken müßtet. Eine Hochzeit sollte immer gefeiert werden. Ich ...
Catherine, ich weiß, daß ich Sie in
Verlegenheit gebracht habe. Aber betrachten Sie dieses Angebot als das, was es
sein soll. Wir können uns diese Ausgabe
leisten. Nennen Sie es selbstsüchtig, wenn Sie wollen. Aber Clay ist unser
einziger Sohn, das müssen Sie verstehen.«
»Mutter, Catherine und ich sprechen
darüber. Dann teilen wir dir unsere Entscheidung mit.«
Angela entgegnete: »Es gibt viele,
die enttäuscht wären, wenn ihr in aller Stille heiraten würdet – auch dein
Vater und ich. Ich möchte gern die Familie und ein paar enge Freunde dabeihaben. Denk auch an deine
Großeltern und wie enttäuscht sie wären, würden sie nicht eingeladen. Und
sicher will Catherine auch ihre Familie einladen.«
Clay und
Catherine schwiegen.
»Nun«, sagte Angela und straffte
ihre Schultern, »genug geredet. Ich war wohl etwas voreilig.«
»Vielen
Dank, Mrs. Forrester. Wir sprechen darüber.« Dann herrschte peinliche Stille,
bis Claiborne betont lustig in die Hände klatschte und vorschlug, zur Feier des
Tages ein Glas Wein zu trinken.
Clay holte eine Flasche aus dem
Keller und Claiborne vier Kristallgläser.
Alle stießen an. Darauf sagte Clay:
»Catherine und ich kommen – wann, Catherine?« Er sah sie fragend an. »Morgen
abend?«
So schnell, dachte sie. Alles geht
so schnell! Aber sie stimmte zu.
Beim Abschied dankte Catherine
Angela noch einmal. Doch Angela wehrte ab und sagte: »Es wird schon alles gut
werden.«
Als sie aus dem Zimmer gingen,
standen Angela und Claiborne Arm in Arm da. Catherine konnte nicht umhin, sie
mit ihren Eltern zu vergleichen. Nein,
die Forresters verdienten es nicht, enttäuscht zu werden. Sie waren kein
Abschaum, wie ihr Vater sie genannt hatte, sondern liebende Eltern, die nur das
Beste für ihren Sohn wollten.
10
Draußen war es merklich kühler geworden,
und es fiel ein leichter Nieselregen. Catherine fror und umklammerte im Auto
ihre Knie schützend mit den Händen.
Auf dem Weg zurück zum Horizons fragte
Clay: »Nun, was hältst du vom Vorschlag meiner Mutter?«
»Irgendwie habe ich das Gefühl, die
ganze Angelegenheit gleitet uns aus den Händen. Mit diesem Angebot hätte ich
nie gerechnet.«
»Ich auch nicht, aber ich hatte
bisher noch keine Zeit, darüber nachzudenken. Aber schließlich ist es doch
besser, als in der Kirche zu heiraten. Findest du nicht auch?«
»Ich weiß nicht recht, aber mit
Großeltern habe ich eigentlich nicht gerechnet.«
»Ich bin nicht durch Zellteilung
entstanden«, entgegnete Clay und versuchte, der heiklen Situation mit etwas
Humor zu begegnen.
»Jetzt
wünschte ich, das würde für uns beide zutreffen.«
»Hast du denn keine
Großeltern mehr?«
»Nein, sie sind alle tot. Wie
konnten sie nur ein Kind wie meinen Dad zeugen? Clay, ich möchte diesen Mann
unter keinen Umständen auf unserer Hochzeit sehen.«
»Und wie
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