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LaVyrle Spencer

LaVyrle Spencer

Titel: LaVyrle Spencer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Getrennt von Tisch und Bett
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genehmigt
wird?«
    »In ein paar Tagen.«
    »Steve?«
    »Ja?«
    Catherine stammelte mit
unterdrücktem Schluchzen:
    »Ich ... ich brauche dich, Steve.«
    »He, weinst du etwa? Was ist los,
Cathy?«
    »N ...nein, ich w ...weine nicht.
Ich weine nie. Aber ich freue mich so, deine Stimme zu
hören. Ich vermisse dich.
    Nach sechs Jahren vermisse ich dich
noch immer. Du warst der einzig nette Mensch im Haus.«
    Nach einer Weile sagte Steve mit
zittriger Stimme: »Hör zu, Cathy, ich komme. Es wird klappen.
Das ist ein Versprechen.«
    »Ja, danke. Ich muß jetzt aufhören,
sonst wird es zu teuer.« Dann gab sie ihm die Nummer vom Horizons.
    Bevor sie sich verabschiedeten,
sagte Steve: »Grüß Mom und Clay Forrester unbekannterweise von mir.«
    Catherine sank in den ledernen
Sessel zurück und überließ sich ihren Kindheitserinnerungen. Immer hatte Steve
zu ihr gehalten – damals als dreizehnjähriger Junge mit Sommersprossen –,
obwohl er die Wutausbrüche seines Vaters fürchtete. Welchen Kummer hatte sie
gehabt, als er endgültig das Haus verließ – ein Haus, in dem nur Haß und Angst
herrschten.
    »Catherine?«
    Sie schrak auf. Clay stand im Türrahmen,
eine Hand lässig in der Hosentasche. Er wirkte, als hätte er sie schon eine
Weile beobachtet. Er schlenderte näher und sah, daß sie geweint hatte.
    »Hast du
ihn nicht erreichen können?«
    »Doch.«
    »Stimmt
irgend etwas nicht?«
    »Es ist alles in Ordnung. Er reicht
sofort seinen Urlaub ein.«
    »Was hat dich denn aus der Fassung gebracht?«
    »Ich bin ganz ruhig.« Aber sie
brachte die Worte kaum heraus. Sie fühlte sich unter Clays prüfenden Blicken
nicht wohl.
    »Möchtest du darüber reden?« fragte
er schließlich mitfühlend.
    »Nein«, antwortete sie steif, obwohl
sie sich am liebsten ihre ganze traurige Vergangenheit von der Seele geredet
hätte. Aber das konnte sie nicht, vor allem nicht mit Clay Forrester, der doch
nur eine flüchtige Erscheinung in ihrem Leben sein würde.
    Dann sagte sie: »Clay, ich möchte
mir gern mein Hochzeitskleid selbst nähen. Wenigstens etwas möchte ich dazu
beisteuern.«
    »Hab ich den Eindruck erweckt, ich
wollte dir irgend etwas verwehren?«
    »Nein, das hast du nicht. Du warst
immer sehr verständnisvoll. Nur möchte ich dich vor deinen Gästen nicht mit
einem selbstgenähten Kleid in Verlegenheit bringen.«
    Sie sah, wie er angestrengt
nachdachte. Warum und was forderte sie heraus? Seine Stellung innerhalb der
Gesellschaft? Neidete sie ihm, daß er von liebevollen Eltern aufgezogen
worden war?
    »Du brauchst meine Erlaubnis für
solche Dinge nicht«, entgegnete er, und sie kam sich plötzlich sehr töricht
vor. »Brauchst du Geld, um den Stoff dafür zu kaufen?«
    Sie errötete bis unter die
Haarwurzeln. »Nein. Ich habe etwas gespart.«
    Jetzt konnte er sich eines
peinlichen Gefühls doch nicht erwehren.
    Trotz einiger Mißverständnisse in den
Wochen vor der Hochzeit kamen Clay und Catherine immer besser miteinander aus.
Sie lachten sogar miteinander, vor allem an jenem Abend, als sie Bobbi und Stu
anriefen und sie baten, ihre Trauzeugen zu sein, denn die beiden fielen aus
allen Wolken, als sie von der bevorstehenden Hochzeit hörten.
    Nur eine Tatsache brachte Angela in
ziemliche Verlegenheit: Catherine weigerte sich weiterhin, ihren Vater
einzuladen. Es gab nur eine Möglichkeit, Herb Anderson an diesem Tag aus dem
Weg zu schaffen, und als sie Claiborne ihren Plan mitteilte, gestand er,
denselben Gedanken gehabt zu haben. Eine Garantie, daß er funktionieren würde,
gab es allerdings nicht. Drei Wochen waren eine kurze Zeit, und niemand konnte wissen, ob ihm so bald der
Prozeß gemacht werden konnte, und ob er verurteilt werden würde.
    Trotzdem beauftragte Claiborne den
berühmtesten Strafverteidiger mit diesem Fall. Wenn Leon Harkness nichts
erreichte, dann konnte kein Anwalt etwas erreichen.

12
    Ada Anderson arbeitete in einer Textilfabrik im
Norden von Minneapolis, die in einem häßlichen Industriegebiet lag. Sie
arbeitete dort schon so lange, daß sie die heruntergekommene Umgebung nicht
mehr wahrnahm. Doch als Catherine aus dem Bus stieg, überfiel sie bei dem
Gedanken, daß ihre Mutter hier seit Jahren T-Shirts zusammennähte, Verzweiflung.
Diese Fabrik hatte Catherine schon immer deprimiert, aber hier konnte sie mit
Ada wenigstens allein sprechen. Ada kam aus der lauten Halle geschlurft, einen
ängstlichen Ausdruck im Gesicht, denn es war ungewöhnlich, daß eine Arbeiterin
vom Aufseher gerufen

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