LaVyrle Spencer
hereinbrechende Dämmerung schuf
in den stillen Räumen eine intime Atmosphäre – alles
schien nur darauf zu warten, von ihnen in Besitz genommen zu werden. Die neuen
Möbel steckten teilweise noch in Schutzhüllen. Der Lampenständer lag auf der
Bettcouch, der Schirm davor auf dem Boden. Barhocker und Stühle standen in
einer Ecke. Neben der Matratze lehnte der Bettrahmen an der Wand. Schachteln
und Koffer bildeten ein heilloses Durcheinander.
Beiden war die Bedeutung dieses
Augenblicks bewußt, und ihr Übermut wich Nachdenklichkeit. Die dämmrigen Schatten
des beginnenden Abends verstärkten den Eindruck der Unwirklichkeit. Catherine
fühlte Clays Hand auf ihrer Schulter.
»Gib mir deinen Mantel«, sagte er,
und als sie ihn anblickte, glaubte sie, einen schmerzlichen Zug um seinen Mund
zu sehen. Dachte er an Jill Magnusson?
Sie zogen Blue jeans und Sweatshirts
an und begannen aufzuräumen – sie in der Küche und er im Wohnzimmer. Wieder
hatte Catherine das Gefühl, nur die Rolle einer Frau zu spielen, die ihr Haus
einrichtete. Wie in Trance verstaute sie die Hochzeitsgeschenke in den
Schränken und hörte, wie Clay Möbelstücke verrückte. Während sie arbeiteten und
der Abend hereinbrach, wich allmählich dieses Gefühl der Unwirklichkeit.
»Komm und sag mir, wo die Couch stehen soll«,
rief Clay. Sie ging zu ihm ins Wohnzimmer, und sie überlegten gemeinsam, wie
die Möbelstücke plaziert werden sollten.
Und einmal ging sie lachend zu ihm und fragte:
»Was, um alles in der Welt, soll dieses Ding darstellen?« Sie zeigte ihm ein
merkwürdig aussehendes Stück Stahl, das entweder eine Skulptur oder ein
Fleischwolf sein konnte. Lachend einigten sie sich darauf, daß es eine Skulptur
von einem Fleischwolf war, und versteckten es im
hintersten Winkel eines Küchenschranks.
Dann kam er in die Küche und fragte:
»Weißt du, wo die Glühbirnen sind?«
»Schieb den Karton hierher. Ich
glaube, das sind Sachen fürs Bad.«
Sie fanden Glühbirnen. Gleich darauf
sah sie, wie Licht durch die Tür zum Wohnzimmer fiel, hörte ihn murmeln: »So,
das gefällt mir schon besser.«
In der Küche war sie mit der Arbeit fertig und
legte die Böden des Wäscheschrankes aus, als er mit einem Seitenteil des Bettes
durch den Flur kam.
»Paß auf die Wände auf!« rief sie
warnend ... zu spät. Eine Ecke schlug gegen den Türrahmen. Er zuckte nur die
Schultern und verschwand mit seiner Last im Schlafzimmer. Dann schleppte er
den Kopfteil hinein und holte den Werkzeugkasten aus einer Truhe. Sie packte
Bettwäsche aus und lauschte auf die Geräusche im Schlafzimmer. Sie hängte neue
Handtücher im Bad auf, als er rief: »Catherine, kannst du mal kommen?«
Er kniete auf dem Boden und
versuchte, Kopf- und Seitenteile des Bettes zusammenzuschrauben.
»Halt das
bitte im rechten Winkel.«
Das Haar fiel ihm zerzaust in die
Stirn, als er sich über den Bettrahmen beugte und die Schrauben anzog.
Dann stand er auf und sagte: »Kannst
du mir helfen, die Matratze die Treppe hochzutragen?«
»Natürlich«,
antwortete sie beklommen.
Als sie die
sperrige Matratze die Treppe hochschleppten, warnte Clay sie: »Halt sie nur
aufrecht, heb sie nicht an.« Sie wollte sagen, sei nicht so fürsorglich, biß
sich aber auf die Zunge.
Und dann war das Bett fertig, und es
wurde still im Raum. Sie sahen sich an. Sein Haar war zerzaust, und aus ihrer
Frisur hatten sich einige Locken gelöst, die sie nachlässig hinter die Ohren
zurückgestrichen hatte. Er hatte Schweißflecken unter den Armen, und sie hatte
einen Schmutzfleck auf der rechten Brust. Sein Blick glitt flüchtig darüber.
»So«, verkündete er, »jetzt kannst
du weitermachen, okay?« Der Anblick dieser neuen Matratze bereitete ihnen
Unbehagen.
»Natürlich«, sagte sie mit
gespielter Fröhlichkeit, »welche Bettwäsche möchtest du haben? Rosarote mit weißen
Gänseblümchen oder beige mit braunen Streifen, oder ...«
»Das spielt keine
Rolle«, unterbrach er sie, bückte sich nach einem Schraubenzieher und warf ihn
in seinen Werkzeugkasten. »Folge ganz deinem Geschmack. Ich werde auf der
Couch im Wohnzimmer schlafen.«
Catherine rieb ihre Handflächen
aneinander. Zwischen ihnen herrschte plötzlich lähmendes Schweigen. Dann ging
er aus dem Zimmer. Sie blieb eine Weile reglos stehen und versetzte dem
brandneuen Bett schließlich einen wütenden Tritt. Aus dem Wohnzimmer erklang
leise Musik, als er die Stereoanlage einschaltete. Sie ließ sich auf die
Bettkante sinken, barg ihr
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