LaVyrle Spencer
sie und betrachtete den Preis. »Du hast die teuersten im ganzen
Supermarkt ausgewählt.«
Aber als
sie die Früchte gegen billigere eintauschen wollte, drohte er ihr mit dem
Finger und sagte, bei Lebensmitteln spiele der Preis keine Rolle. Und sie legte
das Netz zurück in den Einkaufswagen.
Bei den Molkereiprodukten griff sie
nach einer Margarine. »Wofür brauchst du die?«
»Was glaubst denn du? Jedenfalls
nicht für eine Ölkur für mein Haar.«
»Und auch nicht, um mich damit zu füttern«,
sagte er grinsend und nahm ihr die Margarine aus der Hand. »Ich mag nur
Butter.«
»Aber die kostet dreimal soviel!«
protestierte sie, griff nach der Margarine und legte seine Butter zurück.
Er tauschte
die beiden Pakete sofort wieder aus.
»Von Butter wird man dick«, belehrte
sie ihn, »und ich muß auf mein Gewicht achten.« Er verneigte sich mit
übertriebener Höflichkeit vor ihr und legte die Margarine neben seine Butter
in den Wagen.
Sie entdeckte in einem Regal eine
Fünf-Liter-Flasche Ketchup, und als er ihr den Rücken zukehrte, hievte sie das
unhandliche Ding herunter, preßte es gegen ihren Bauch und schleppte es zum
Wagen.
»Da«, keuchte sie, »die sollte dir
bis nächste Woche reichen.« Er drehte sich um und lachte schallend. Dann nahm
er ihr schnell die enorme Flasche ab.
»He, willst
du etwa mein Kind zerquetschen?«
»Ich weiß doch, wie sehr du Ketchup
auf deinen Hamburgern liebst«, sagte sie scheinheilig und stimmte in sein
Gelächter ein.
Gemeinsam schoben sie ihren
vollbeladenen Wagen weiter, und an der Tiefkühltheke wählte sie Orangensaft und
er Ananassaft. Wie zwei Pokerspieler, die ihre Karten ausspielten, legten sie
einen Gegenstand nach dem anderen in den Wagen.
Sie griff
nach Maiskolben.
Er nahm
eine Packung Spinat.
»Was ist
denn das?« rief sie angeekelt.
»Spinat.«
»Spinat!
Igitt!«
»Was hast
du gegen Spinat? Ich liebe ihn!«
»Ich hasse
ihn.«
Als sie in die Fleischabteilung
kamen, kicherten sie nur noch, und die Leute starrten sie verwundert an.
»Magst du
Steak?« fragte sie.
»Ich liebe
es. Magst du Hackbraten?«
»Ich liebe
ihn.«
»Nun, ich hasse ihn. Wage ja nicht,
mir Hackbraten zu kredenzen!«
Spielerisch fuhr sie mit den Fingern
über eine Packung Hamburger. Er warf ihr aus den Augenwinkeln einen drohenden
Blick zu.
In herrischem Ton befahl er: »Nimm
die Schweinekoteletts, sonst ...«
»Sonst
was?« fragte sie mit finsterer Miene.
Er lächelte boshaft und hielt ihr
eine Packung vors Gesicht. » ...sonst essen wir Leber.«
Sie stemmte
die Fäuste in die Hüften, hob angriffslustig ihr Kinn und knurrte: »Großartig!
Ich esse sie nämlich roh!« Er hob spöttisch die Brauen.
»Wahrscheinlich
weißt du nicht, wie man sie zubereitet.«
»Die Pest soll dich holen – ich kann
kochen.«
»Welch ein
Glück für dich, Weib, weil ich es nicht kann.« Und wieder brachen sie in
albernes Gekicher aus.
Catherine hatte nicht gewußt, daß
sie Humor besaß. Aber ihr gefiel diese spontane, leichtfertige Art und Weise, wie
sie miteinander umgingen. Und sie mußte sich eingestehen, daß Clay Charme besaß
– einen sehr betörenden Charme, dem sie sich nicht entziehen konnte. Er hatte
auch Humor, war zuvorkommend und ausgeglichen. Zum ersten Mal in ihrem Leben
hatte sie keine Angst vor Wutausbrüchen. Für Catherine war es eine ungeheure
Erkenntnis, daß es möglich war, mit einem Mann in Harmonie zu leben.
Auch das Stadthaus verzauberte
Catherine mit seinem Charme. Während sie mit irgendwelchen Hausarbeiten
beschäftigt war, mußte sie sich manchmal kneifen, damit sie nicht vergaß, daß
ihr Glück zeitlich begrenzt war. Clay beteiligte sich auch an der Hausarbeit, was
Catherine über die Maßen erstaunte. Vielleicht hatte es an jenem Abend
begonnen, als sie gemeinsam die Waschmaschine
anschlossen. Sie lasen die Gebrauchsanweisung und steckten dann das erste
Bündel schmutziger Wäsche hinein. Danach kümmerten sie sich abwechselnd um die
Wäsche.
Eines Tages kam sie nach Hause und
fand ihn beim Staubsaugen im Wohnzimmer. Verblüfft starrte sie ihn an und
konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Als er sie sah, stellte er den
Staubsauger ab.
»He, warum lächelst du?«
»Ich habe gerade versucht, mir
meinen Alten dabei vorzustellen.«
»Soll das ein Angriff auf meine Männlichkeit
sein oder was?« Lächelnd entgegnete sie: »Ganz im Gegenteil.«
Dann ging sie aus dem Raum. Er
stellte den Staubsauger wieder an und überlegte, was sie mit dieser
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