LaVyrle Spencer
hastig hinter sie, daß er
gegen sie stieß. Als er nach der Steppdecke griff und sie herauszog, wäre sie
ihr beinahe auf den Kopf gefallen. Catherine
nahm Leintücher und Kissenbezüge und legte sie oben auf die Steppdecke, die er
auf den Armen balancierte.
»Ich habe dir die beigefarbene
Bettwäsche mit den braunen Streifen gelassen.«
Ihre Blicke
begegneten sich flüchtig über dem Bettzeug. »Danke.«
»Ich hole
dein Kissen.« Sie floh ins Schlafzimmer.
Nachdem sie ihm geholfen hatte, sein
Bett auf der Couch herzurichten, ging sie zurück ins Schlafzimmer, schloß die
Tür und begann sich auszuziehen. Da klopfte er leise und bat, seinen Pyjama
holen zu dürfen.
Als sie
endlich ihr Nachthemd übergestreift hatte, fühlte sich ihr Magen an wie ein
einziger schmerzhafter Knoten. Sie setzte sich auf die Bettkante und wartete
darauf, daß er zuerst ins Bad ginge. Aber anscheinend saß er unten im Wohnzimmer und wartete darauf, daß
sie ging. Natürlich beschlossen beide gleichzeitig, ins Bad zu gehen. Auf
halbem Weg dorthin begegneten sie sich, und Catherine blieb wie erstarrt
stehen. Clay drehte sich einfach um und ging die Stufen wieder hinunter.
Nachher floh sie wieder in die Sicherheit des Schlafzimmers, kroch in das
riesige Bett und lauschte auf die Geräusche, die durch die Wände drangen. Sie
stellte sich Clay mit nackter Brust, nur mit der Pyjamahose bekleidet, vor, so
wie sie ihn heute morgen gesehen hatte. Sie hörte, wie er das Licht im Bad
ausknipste. Dann klopfte er leise an ihre Tür.
»Catherine?«
Mit wild
schlagendem Herzen antwortete sie: »Was ist?«
»Wann stehst du gewöhnlich auf?«
»Um halb sieben.«
»Hast du
den Wecker gestellt?«
»Nein, ich
habe keinen.«
»Dann wecke
ich dich um halb sieben.«
»Danke.«
Sie starrte
in der Dunkelheit zur Tür.
»Gute
Nacht«, sagte er schließlich.
»Gute
Nacht.«
Er legte ein Tonband ein. Musik
klang durch die geschlossene Tür, während sie reglos im Bett lag und versuchte,
alle Gedanken an ihn zu verdrängen und einzuschlafen. Als das Band zu Ende war,
lag sie noch immer hellwach da. Und auch noch Stunden später, als sie Clay in
die Küche gehen und ein Glas Wasser holen hörte.
21
Die Reihenfolge, in der sie ihre täglichen
Verrichtungen zum erstenmal taten, wurde allmählich zur Routine. Clay ging
morgens als erster ins Bad, sie am Abend. Er zog sich im Schlafzimmer an,
während sie duschte, und sie kleidete sich an, während er sein Bettzeug
wegräumte. Er ging zuerst aus dem Haus, also öffnete er die Garagentür, und
Catherine schloß sie.
Ehe er an diesem Montag morgen aus
dem Haus ging, fragte er: »Wann kommst du nach Hause?«
»Gegen halb drei.«
»Ich komme ungefähr eine Stunde
später. Wenn du auf mich wartest, gehe ich mit dir einkaufen.«
Sie konnte ihre Überraschung nicht
verbergen – nie hätte sie geglaubt, daß ihm etwas daran lag, mit ihr gemeinsam
einkaufen zu gehen! Er stand im Foyer und blickte zu ihr hoch. Er legte eine
Hand auf den Türknauf, lächelte kurz, hob grüßend die Hand und sagte: »Nun, ich
wünsche dir einen schönen Tag.«
»Ich dir auch.«
Als er fort war, starrte sie eine
Weile die geschlossene Tür an, erinnerte sich an sein Lächeln und den
freundlichen Abschiedsgruß. Unwillkürlich sah sie ihren Vater vor sich, der
jeden Morgen mißmutig in die Küche geschlurft kam, sich den Bauch kratzte und
brüllte: »Wo, zum Teufel, ist Ada?
Muß sich ein Mann in diesem
Dreckloch auch noch selber seinen Kaffee kochen?«
Catherine mußte die ganze Zeit daran
denken, als sie in ihrem eigenen Auto zur Schule fuhr.
Es war ein merkwürdiger Ort, um sich zu
verlieben – mitten im Supermarkt – aber genau dort passierte es Catherine. Sie
war noch immer völlig fassungslos darüber, daß Clay sie tatsächlich begleitet
hatte. Wieder versuchte sie, sich ihren Vater in dieser Situation vorzustellen,
aber es war zu grotesk. Noch verblüffter war sie über die Fröhlichkeit, die oft
an Albernheit grenzte, mit der Clay und sie einkauften. Es hatte damit
angefangen, daß sie ihre unterschiedlichen Vorlieben für Lebensmittel
entdeckten, und endete in ausgelassenem Gelächter.
»Magst du
Obst?« fragte Clay.
»Orangen,
ich vergehe vor Sehnsucht nach Orangen.«
»Dann kaufen wir Orangen!«
proklamierte er dramatisch und schwang ein Netz voller Orangen durch die Luft.
»He, schau erst nach, was sie kosten.«
»Das spielt
keine Rolle. Die hier sehen gut aus.«
»Natürlich sehen sie gut aus«,
schalt
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