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Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Titel: Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Gohl
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war schon gänzlich mit Pferdehaaren bedeckt. Ich selbst sah vermutlich ähnlich aus. Zudem schien mein Tattoo sich zu lösen.
    »Du kannst ja sprechen«, bemerkte er. »Und ich dachte schon, du schmollst. Oder versuchst es mit Telepathie …«
    »Womit?«, fragte ich verwirrt.
    »Ein Mädchen in meiner Klasse macht ›Tierkommunikation‹«, erklärte er. »Sie behauptet, sie stünde mit ihrem Pferd in dauernder Gedankenverbindung.«
    Ich kicherte.
    Thorsten zuckte die Schultern. »Bis jetzt fand ich das ja auch ein bisschen gaga, aber immerhin hält sie dabei die Klappe. Die dagegen …«
    Marie erzählte ihrem Pferd gerade, was für süße, kleine Mauseöhrchen es hätte. Und meine Mutter murmelte etwas von »bravem kleinen Schnuckeltier«, während sie versuchte, Allegras schnappenden Zähnen zu entkommen.
    »Also: Was denkt Toby?«, erkundigte sich Thorsten ernsthaft. »Komm, du kannst es! Lies seine Gedanken!«
    Ich runzelte die Stirn.
    »Möhren!«, sagte ich dann bedeutungsschwer. »Er versucht, sich uns alle als übergroße Möhren vorzustellen. Hat er in einem Kurs für Schulpferde gelernt. Positives Denken.«
    Wir lachten beide.
    »Nun sag schon, warum bist du hier?«, griff ich meine Frage von eben wieder auf.
    Thorsten bürstete Tobys Mähne. »Du hast ja gehört, ich soll Sport treiben. Aber ich hasse Sport.«
    »Und?«, fragte ich.
    »Also habe ich mir den Sport ausgesucht, bei dem man sich am wenigsten bewegt. Ich brauche nicht zu rennen, ich werde getragen. Ich denke, es ist ein bisschen wie Go-Kart-Fahren. An die Putzerei vorher habe ich natürlich nicht gedacht.« Wir waren alle schon etwas verschwitzt, nachdem wir die Pferde erfolgreich enthaart hatten. »Und du?«
    »Ich bin erpresst worden«, sagte ich düster. Aber bevor ich das näher ausführen konnte, rief Frau Witt zum Satteln. Das brauchten wir noch nicht selbst zu machen. Wir würden auch nur zwei Pferde mit in die Halle nehmen, Toby und Ronnie, der schon beim Anblick des Sattels leidend guckte. Ich hatte gelesen, Pferde hätten keine Mimik. Aber wenn das so war, musste ich ein Telepathie-Naturtalent sein. Für mich jedenfalls war ziemlich klar, wie die Vierbeiner zu all dem standen, was wir hier mit ihnen abzogen. Toby blickte gleichgültig, Allegra wütend, der Rest genervt. Ich beschloss, dem braven Sandfarbenen beim nächsten Mal eine Möhre mitzubringen.
    Natürlich rissen sich die Streber unserer Gruppe – Mom, Marie und Anna – gleich darum, beim Satteln zu helfen. Dann führten Frau Witt Ronnie, und Marie und Anna Toby triumphierend in Richtung Reithalle. Beide Mädchen redeten dabei wie ein Wasserfall auf den armen Toby ein. Ich hatte das Gefühl, als werfe er mir einen verzweifelten Blick zu. Vielleicht keine Möhren? Besser Ohropax?
    In der Halle nahm Frau Witt zunächst Toby an eine lange Leine und ließ ihn im Kreis um sich herum gehen. Unsere einzige Teilnehmerin mit »Reiterfahrung« – Marie behauptete, im Urlaub schon mal geritten zu sein – durfte als Erste in den Sattel. Sie schwankte ziemlich darauf herum.
    Frau Witt erklärte den richtigen Sitz. Aufrecht, Beine lang, Absätze tief, Fäuste aufrecht vor sich hertragen.
    Es schien nicht schwer zu sein, Marie machte es mühelos nach. Sie wagte auch ein paar Gymnastikübungen,streckte die Arme hoch und drehte sich im Sattel nach rechts und links.
    Ich begann, mich zu langweilen. Aber dann hob Frau Witt hinter Toby die Peitsche und bewegte das Pferd zu einer flotteren Gangart. Marie wäre beinahe heruntergefallen. Auf jeden Fall löste ihr schöner Sitz sich völlig auf und sie hing über dem Sattel wie ein Pfannkuchen, den jemand ziemlich ungeschickt gewendet hatte. Schließlich verlor sie die Steigbügel, klammerte sich hektisch mit den Schenkeln ans Pferd – und fiel herunter, als Toby einen erschrockenen Satz vorwärts machte.
    Frau Witt schien das gänzlich normal zu finden. »Das darfst du nie machen!«, erklärte sie Marie. »Das Pferd missdeutet es leicht als treibende Hilfe und wird dann noch schneller. Jetzt versuch es noch einmal und dann tauschen wir.«
    Marie erhob sich bedröppelt. Für mein Gefühl hatte Toby keinesfalls etwas missverstanden. Eher hatte er vor einem blonden Mädchen gescheut, das eben mit einer Peitsche in der Hand in die Reithalle kam. Sie wedelte missmutig damit in der Luft herum. Kein Wunder, dass Toby Angst bekam.
    »Und du, Lena, halt die Peitsche tiefer, wenn du hinter dem Pferd hergehst!«, rüffelte Frau Witt sie jetzt

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