Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)
wie in New York.
Und schließlich Captain Miller in Deutschland, mein erster Kompaniechef. Eines Tages, bei einem Manöver, bemerkte ich, dass meine Pistole, Kaliber 45 , nicht in ihrem Holster steckte. Der Verlust einer Waffe ist eine ernste Angelegenheit. Pflichtgemäß setzte ich mich über Funk mit dem Captain in Verbindung und meldete ihm meinen schrecklichen Patzer. Als ich in unser Camp zurückkam, erwartete er mich am Eingang. Er reichte mir die Pistole. »Kinder aus dem Dorf haben sie gefunden«, sagte er. Mich überlief es eiskalt. »Sie haben einen Schuss abgefeuert. Wir haben es gehört und sind gleich hin, bevor sie weiter schießen und jemanden verletzen konnten. Menschenskind, passen Sie auf, dass so etwa nie wieder vorkommt.«
Ich war zu Tode erschrocken. Doch als ich die Pistole untersuchte, stellte ich fest, dass kein Schuss aus ihr abgefeuert worden war. Tatsächlich war sie nie wirklich weg gewesen. Jemand hatte sie neben meinem Feldbett gefunden, wo sie mir, als ich aus dem Zelt rannte, aus dem Holster gerutscht war. Miller hatte sich etwas ausgedacht, wie er einem viel versprechenden jungen Lieutenant eine Lehre erteilen konnte, die er nie vergessen würde.
Als junger schwarzer Soldat suchte ich Orientierung bei den wenigen höheren Offizieren schwarzer Hautfarbe, die es damals in der Armee gab, und in der Geschichte bei jenen schwarzen Soldaten, die immer stolz ihrem Land gedient hatten, auch wenn das Land es ihnen nicht leicht machte. Ich fühlte eine Verpflichtung, an ihre Tradition anzuknüpfen und mehr zu erreichen. Meine Hautfarbe war für andere ein Problem, nicht für mich, und dabei sollte es bleiben. Ich war ein amerikanischer Soldat, der schwarz war, und kein schwarzer amerikanischer Soldat.
Auf meinem Weg begegnete ich vielen Leuten, mit denen ich nicht klarkam, und vielen, die an meinen Fähigkeiten und Anlagen zweifelten. Ich lernte zu akzeptieren, dass sie möglicherweise recht hatten, und, falls ja, besser zu werden und weiterzumachen.
Als ich im Rang aufstieg, traten ranghöhere Personen in mein Leben, die mich für fördernswert hielten, mir die Hand reichten, um mich zu führen und zu begleiten, und mich häufig auf Schwächen und Unzulänglichkeiten hinwiesen. Sie alle beeinflussten mich. Ich fange gar nicht erst an, sie einzeln aufzuzählen, da ich sonst den Rahmen des Buches sprengen würde.
Ich habe mich hier auf die frühen Einflüsse konzentriert, weil der Prozess der Prägung in den frühen Jahren beginnt. Ich sage meinen Zuhörern oft, dass er in dem Augenblick beginnt, in dem ein Säugling die Stimme seiner Mutter hört und weiß, dass es die Stimme der Mutter ist. Diese Stimme spricht die Sprache, die der Säugling sprechen wird. Diese Person ist es, die ein besonderes Band der Liebe zu dem Kind knüpfen wird. Diese fürsorgliche Person ist es, die damit beginnen wird, Bildung, Charakter, Werte, Glück und Güte in das Herz und den Verstand des Kindes einzupflanzen. In diesen frühen Tagen, Wochen und Monaten ist die Mutter die wichtigste Bezugsperson für das Kind. Wenn sie fehlt oder diese Rolle nicht erfüllt, wird es das Kind im Leben erheblich schwerer haben.
Ich habe aus Misserfolgen und von Menschen, die keine hohe Meinung von mir hatten, wahrscheinlich ebenso viel gelernt wie von meinen Förderern. Wer keine Fehler macht, macht keine Erfahrungen.
Ich weiß noch, wie ich vor einigen Jahren an einer straff durchorganisierten japanischen Elite-Highschool sprach. Die Kids kamen aus guten Familien und waren größtenteils sehr intelligent. Nach meiner Rede stellten sich einige Auserwählte aus der Liste der besten Schüler in einer Reihe auf, um mir Fragen zu stellen, die auf Karten getippt und von ihren Lehrern vorher gründlich geprüft worden waren.
Nach den ersten paar Fragen ließ ich meinen Blick zu den hinteren Reihen schweifen, dorthin, wo ich mich als Schüler immer hingesetzt hatte, wenn es irgend ging, und bat um Fragen aus diesem Teil des Publikums.
Ein Mädchen, ungefähr dreizehn Jahre alt, hob die Hand, und ich rief sie auf. »Haben Sie nie Angst?«, fragte sie. »Ich habe jeden Tag Angst. Ich habe Angst zu versagen.« Wie mutig von ihr, in einer japanischen Elite-Highschool öffentlich eine solche Frage zu stellen.
Doch, antwortete ich, ich hätte jeden Tag vor etwas Angst und würde jeden Tag bei etwas versagen. Angst und Versagen seien immer gegenwärtig. Man müsse sie als Teil des Lebens akzeptieren und lernen, damit umzugehen. Angst
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