Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)
anfertigen lassen, der Grabsteine behaut.
Eine weiteres beliebtes Geschenk beim Militär sind die sogenannten »Challenge Coins«, Münzen, in die gewöhnlich Wappen und Devise der Einheit eingraviert sind, häufig auch der Name des Kommandeurs. Von einem Soldaten der 101 . Luftlandedivision wurde erwartet, dass er die Challenge Coin der Division jederzeit bei sich trug. Wann immer und wo immer auf der Welt man einen anderen Soldaten von der 101 . traf, zückte er seine Münze und forderte einen damit heraus. Hatte man seine nicht bei sich, musste man dem anderen tief beschämt einen Drink ausgeben. Ich trug die Münze der 101 . jahrzehntelang in meiner Brieftasche bei mir, bis sich ein kleiner runder Fleck an meinem Hintern bildete.
Früher wurden Challenge Coins sparsam ausgegeben, aber irgendwann in den achtziger Jahren breitete sich dieser Brauch epidemieartig aus. Viele Armeeangehörige besitzen Dutzende. Jede Einheit und jeder höhere Offizier hat eigene Challenge Coins und bringt sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit unter die Leute. Mit der Zeit sind sie immer aufwendiger und kostbarer geworden, und immer mehr rangniedere Offiziere und ausgefallene Einheiten geben welche aus. Ich habe persönliche Münzen von einem Verpflegungsoffizier und sogar von einem jungen Sergeant erhalten, der einfacher Fahrer war. Und selbst auf das Zivilleben hat die Mode übergegriffen. Auch Kabinettbeamte und andere zivile Amtsträger verteilen inzwischen welche.
Ich fing an, Münzen abzulehnen, als meine Sammlung in die Hunderte ging. Das Ganze hatte mir zu viel von Selbstbeweihräucherung der Geber, und obendrein handelte es sich um eine fragwürdige Verwendung von Geldern (die meisten Münzen, wenn auch nicht alle, werden auf Staatskosten geprägt). Auf der anderen Seite lieben die Soldaten die Münzen und sind ganz versessen darauf. So ist der Brauch ja entstanden. Ich selbst habe Challenge Coins ausgegeben, als ich Vorsitzender der Vereinigten Stabschefs und Außenminister wurde. Ich besitze noch einen kleinen Vorrat, den ich nur sparsam verteile, zum Beispiel an genesende GI s im Walter Reed Hospital, die sie allem Anschein nach sehr zu schätzen wissen.
Als ich höhere Regierungsposten bekleidete und häufiger durch die Welt reiste, bekam ich Geschenke von hohen ausländischen Amtsträgern. Was mich natürlich nötigte, sie zu erwidern. Laut Kongressbeschluss dürfen wir nicht mehr als ungefähr dreihundert Dollar für ein Geschenk ausgeben und umgekehrt nur Geschenke behalten, die nach Meinung von Schätzern aus dem Ministerium oder der General Services Administration weniger als dreihundert Dollar wert sind. Mein Protokollbüro war sehr kreativ darin, innerhalb dieses Kostenrahmens typisch amerikanische Geschenke für unsere ausländischen Gäste und andere Besucher zu finden.
Bei einem seiner Besuche schenkte mir mein guter Freund Igor Iwanow, der Außenminister der Russischen Föderation, eine Flasche Wodka in der Form eines Kalaschnikow-Sturmgewehrs. Da irgendjemand in irgendeinem Büro zu dem Ergebnis gelangte, dass sie mehr als dreihundert Dollar wert war, durfte ich sie nicht behalten. Fragen Sie mich nicht, wie diese Taxierung zustande kam. Zu meinem Bedauern verstaubt die Flasche jetzt wahrscheinlich in irgendeinem staatlichen Lagerhaus. Von allen Geschenken haben mir Wanduhren, Armbanduhren, Manschettenknöpfe und Schreibsets immer am besten gefallen. Ich besitze heute viele Uhren und Füller und habe an allen meine Freude.
Aber ich besitze auch Porträts von mir. Im Lauf der Jahre habe ich mehrere Dutzend erhalten, aus verschiedenen Ländern. Eine Auswahl der besseren haben wir zu Hause in unserem Fitnessraum aufgehängt. Es hat mich immer fasziniert, dass die Art, wie ein Künstler mein Gesicht malt, mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit seine Herkunft verrät. Kein Künstler kann seine Kultur verleugnen, wenn er einen anderen Menschen malt. So habe ich auf dem großartigen Porträt eines berühmten japanischen Malers eine auffallende Ähnlichkeit mit Admiral Yamamoto. Und auf einem ägyptischen Papyrus sehe ich Hosni Mubarak verblüffend ähnlich. Ein Porträt aus Rumänien verwandelt mich in eine Art Dracula. Dem Künstler von der Detroiter Gruppe der Bürgerrechtsvereinigung NAACP sah ich offensichtlich nicht schwarz genug aus, also malte er meine Nase breiter und meine Lippen dicker. Die beiden Bildnisse von den Bermudas sind Pastellzeichnungen, und ungeheuer dezent. Fehlte nur noch, dass Jimmy
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