Leaving Paradise (German Edition)
mehr.«
Mrs Reynolds setzt sich auf, das graue Haar perfekt gestylt. »Genug geplaudert. Wir haben heute viel Arbeit vor uns.«
»Möchten Sie, dass ich Ihnen noch etwas Limonade einschenke? Oder Ihnen einen Snack zubereite?« Ihr Kissen aufschüttle?
»Nö. Siehst du die Tüten da drüben?«, sagt Mrs Reynolds und zeigt mit ihrem gekrümmten Finger zum Rand des Gartens.
Ungefähr zehn Papiertüten sind im Gras aufgereiht. Sie sind alle mit seltsamen Namen beschriftet: Apricot Whirl, Chromacolor, Decoy, Flower Drift, Gelbe Trompete, Lemon Drops, Rosy Cloud. »Was ist mit ihnen?«
»Wir werden sie pflanzen. Es sind Narzissen. Auch wenn sie im Moment noch nicht wie Narzissen aussehen. Es sind nur Blumenzwiebeln.«
Pflanzen? Ich spähe in die Tüte, auf der Flower Drift steht. Es müssen mehr als dreißig Zwiebeln darin sein. Ich hinke zur nächsten Tüte, Lemon Drops . Da sind noch mehr drin als in der ersten.
»Guck nicht so überrascht, Margaret«, sagt Mrs Reynolds. »Es steht dir nicht gut zu Gesicht.«
Ich nehme ein paar Blumenzwiebeln aus der Tüte, auf der Audubon steht. Hinter mir sagt Mrs Reynolds: »Denk gar nicht daran, sie jetzt schon rauszuholen. Du brauchst als erstes einen Plan.«
»Einen Plan?«
»Selbstverständlich. Hast du noch nie etwas gepflanzt?«
»Nur ein paar Kräuter im Kindergarten. Aber das war in einem kleinen Gewächshaus, das wir zum Muttertag mit nach Hause genommen haben.«
»Keine Blumenzwiebeln?«
Ich schüttle verneinend den Kopf.
Mrs Reynolds wirkt beunruhigt. »Lass mich dir etwas über Narzissen erzählen, Margaret. Sie duften, sind wunderschön und robust.«
Ich lasse meinen Blick über die acht Papiertüten gleiten. »Das sind alles Narzissen?«
»Oh ja. Aber jede Sorte hat ihren eigenen unverwechselbaren Duft und eine einzigartige Persönlichkeit.«
Wow. Ich weiß im Grunde nicht viel über Blumen, geschweige denn Einzelheiten. Ich mag Pusteblumen am liebsten, weil Leah und ich, als wir noch klein waren, alle aus den Rasen der Nachbarn rupften, wie wild pusteten und zusahen, wie die vielen Schirmchen davonsegelten. Obwohl Pusteblumen streng genommen gar keine Blumen sind. Sie sind Unkraut.
»Du braucht erst mal eine Schaufel«, sagt meine Arbeitgeberin und reißt mich damit aus meinem Tagtraum. »Ich glaube, in der Garage ist eine.«
Ich lege die Blumenzwiebeln zurück in die richtige Tüte, bevor ich mich auf den Weg zu der freistehenden Garage am Ende des Gartens mache. Bei ihr handelt es sich um ein großes, zweistöckiges Gebäude. Der gelbe Anstrich deutet darauf hin, dass Mrs Reynolds’ Anwesen früher ein stolzes Heim war, auch wenn die Farbe nach Jahren der Vernachlässigung inzwischen Risse hat und abblättert. An der Seite führt eine Treppe in den ersten Stock. Dreckige, staubige Fenster bilden die vordere Front des oberen Geschosses. Ist es eine Art Büro? Ein Zimmer?
Das Garagentor ist unten, daher muss ich meine ganze Kraft aufwenden, um es zu öffnen, was nicht leicht ist. Endlich hebt sich das Tor mit einem lauten, protestierenden Quietschen und enthüllt einen schwarzen Cadillac, der in der Garage parkt. Der Raum ist düster und voller Spinnweben. Was bedeutet, dass er auch voller Spinnen ist.
Weder das eine noch das andere weckt meine Begeisterung.
Du schaffst das, Maggie. Während ich mich weiter in die Dunkelheit vorwage, suchen meine Augen alles nach Spinnen ab. Mom hat sich früher darüber lustig gemacht, dass bei mir das periphere Sehen extra gut ausgebildet sei, damit ich leichter achtbeinige Kreaturen aufspüren könne.
An der Wand hängt die Gartenschaufel, nicht weit vom Eingang entfernt. Gut. Ich bewege mich zentimeterweise vorwärts und strecke die Hand nach dem Griff aus. Sobald ich die Schaufel habe, stoße ich einen Atemzug aus, von dem mir bis dahin nicht mal klar war, dass ich ihn angehalten hatte. Ich sause aus der Garage und kehre zu Mrs Reynolds zurück. Bestimmt haben ein paar Spinnweben geschafft, an mir kleben zu bleiben.
»Ich hab sie«, sage ich und halte ihr die Schaufel wie eine Trophäe unter die Nase.
Sie sieht nicht besonders beeindruckt aus. »Zuerst müssen wir die Erde vorbereiten.«
Ich gehe zu den leeren Blumenbeeten und beginne die Schaufel in die Erde zu rammen, um sie zu lockern. Ich mache das ein paar Minuten lang. Es ist gar nicht so schlimm.
Mrs Reynolds hält mich auf. »Warte.«
Ich drehe mich um. Sie hält mir eine langes, mit rosa und grünen Blumen bedrucktes Gewand hin.
»Was ist das
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