Leaving Paradise (German Edition)
dich als die zivilsierte Person, die du bist.«
Ich habe keine Lust, mich rauszuputzen und Klamotten anzuziehen, die mir die Luft abschnüren, nur um eine weitere falsche »Ach, was sind wir alle so glücklich«-Show abzuziehen. »Möchtest du das wirklich unbedingt?«
Sie nickt. »So ist es.«
»Also schön. Ich treffe dich dann später dort«, sage ich versöhnlich. Dieser Bullshit geht mir an die Nieren.
»Danke, Caleb. Ich weiß es zu schätzen«, sagt sie, als rede sie mit einem Kollegen.
Wer ist diese Frau, die ich mal Mom genannt habe? Ich muss ihr klarmachen, dass ich derselbe Mensch bin wie früher. Kann sie mich nicht lieben wie ich bin, ohne zu versuchen, einen neuen und verbesserten Caleb Becker zu erschaffen?
Nachdem meine Eltern und Leah gegangen sind, gehe ich nach draußen und mache mir ein Hähnchen auf dem Grill. Ich werde hier in meiner bequemen zerrissenen Jeans und einem T-Shirt essen, ehe ich mich anziehe wie ein Banker und zum Festplatz aufbreche.
Ich sitze am Verandatisch, als ich eine vertraute Stimme höre.
»Ich dachte, ich finde dich vielleicht hier draußen.«
Ich drehe mich zu meiner Exfreundin um. Kendra sieht klasse aus, sie trägt ein enges, pinkfarbenes T-Shirt und einen kurzen weißen Rock. Kein Hauch von Understatement, was ihre Kleidung angeht, so viel steht fest.
»Du bist nicht beim Festival?«, frage ich.
Sie stellt sich extrem dicht vor mich und beugt sich vor. »Ich bin hingegangen, aber du warst nicht da«, sagt sie mit einem sexy Flüstern.
»Wolltest du denn, dass ich da bin?«
»Nein, weil ich dich ganz für mich allein haben will. Du bist eine Legende in Paradise. Alle wollen einen Blick auf den geheimnisvollen und gefährlichen Caleb Becker erhaschen.«
»Ist es das, was sie denken? Dass ich gefährlich bin?«
»Ich gebe nur das Gerede wieder. Du warst im Gefängnis, oder nicht? Ich habe gehört, mit dir sind viele Dinge geschehen, während du dort warst, die dich verändert haben.«
»Und was denkst du?«, frage ich. Ich bin mir nicht im Klaren darüber, aus welchem Grund sie hier ist. »Hältst du mich für gefährlich?«
»Absolut.« Sie sieht mich offen an, aber ich spüre, dass sie etwas anderes beschäftigt. »War es wirklich so schlimm, wie sie sagen?«
»Manchmal.«
Sie wickelt eine ihrer blonden Locken um den Finger. »Hast du an mich gedacht?«
»So ziemlich jeden Tag«, gebe ich zu. »Was ist mit dir?«
Sie lächelt. »Ich habe dich vermisst. Aber ich bin nicht damit klargekommen, was passiert war.«
»Mach dich nicht fertig deswegen, Kend. Dieser Abend war die totale Katastrophe.«
»Da sagst du was.«
Ich werfe ihr einen Seitenblick zu. Ich brenne seit Ewigkeiten darauf, eine Antwort auf diese Frage zu bekommen. »Erinnerst du dich an das, was passiert ist?«
Sie blinzelt zweimal, bevor sie antwortet. »Nicht richtig. Ich war beinah so zu wie du und bin davongerannt, als die Cops kamen. Mein Dad ist schließlich der Bürgermeister. Seine Tochter durfte auf keinen Fall Teil des ganzen Schlamassels sein.«
»Mmhm.«
»Ich habe nicht damit gerechnet, dass sie dich ins Gefängnis stecken würden. Ich war einfach … es hat mir höllische Angst eingejagt.«
»Mir hat es auch höllische Angst eingejagt. Aber jetzt bin ich ja wieder da.«
»Das bist du.«
Mein Ego zwingt mich, die nächste Frage zu stellen. Es ist merkwürdig, aber diese Unterhaltung ist unser Weg herauszufinden, wie wir zueinander stehen. »Bist du mit jemand anderem zusammen gewesen?«
»Mit niemandem, der mir etwas bedeuten würde.«
Was soll das denn heißen? Ich bin nicht eifersüchtig. Okay, bin ich wohl. Aber sie ist jetzt hier bei dir, sagt eine Stimme in meinem Kopf.
Und ich habe sie so sehr vermisst. Zu sehr. Ich habe davon geträumt, sie aufs Neue zu küssen, ihre vollen Lippen auf meinen zu spüren, mich an ihr zu reiben, bis ich glaube, vor Seligkeit zu sterben.
»Komm her«, sage ich und rücke meinen Stuhl vom Tisch ab, damit sie sich auf meinen Schoß setzen kann. Meine Libido springt an, sofort bereit, zur Sache zu kommen. »Es ist viel Zeit vergangen, Kend, aber ich bin bereit, wenn du es bist.«
Sie macht es sich auf meinen Oberschenkeln bequem und schlingt die Arme um meinen Nacken. Ich beobachte fasziniert ihre Lippen, während sie mich anlächelt. Feuchte Lippen, glänzend, von irgendetwas, das sie vorher extra aufgelegt hat.
Wer immer dieses schimmernde Lippenzeugs erfunden hat, ist ein Genie.
Ich nehme eine Strähne ihres lockigen
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