Leb wohl, liebes Hausgespenst!
ist!“
„Wenn wir uns auf die beschränken wollten, würden wir aber nicht sehr weit kommen, jedenfalls ich nicht.“ Sie lächelte zu ihm hoch und sagte in bester bayrischer Manier: „Grüß dich, Günther!“
„Darf ich mich zu dir setzen?“
„Immer! Bloß... mein Tuch ist nicht groß genug für zwei, und du könntest Flecken auf deinen Anzug bekommen. „
„Macht nichts! Der läßt sich kochen.“ Günther trug weiße Bermuda-Shorts und ein Hemd im Safari-Look.
„Deine Mutter denkt da sicher anders drüber. Rasenflecken haben es in sich. Warte, ich werde probieren, ob ich dir nicht doch was abgeben kann!“ Monika legte ihre Decke waagrecht aus und setzte sich auf die eine Seite. „So, jetzt wird’s wohl gehen.“
Günther kreuzte die Beine und ließ sich im Schneidersitz neben ihr nieder. „Das war eine Nacht!“ sagte er.
„Ein unheimliches Gewitter, was?“
Er lachte. „Mach mir doch nichts vor!“
Sie setzte ihr unschuldigstes Gesicht auf. „Aber wieso denn?“
„Wenn das ein Gewitter war, freß ich einen Besen mit Stiel! Gib’s zu, das war dein berühmter Amadeus.“
„Das hast du gemerkt?!“
„Mußte ich ja wohl! Weißt du, was er gemacht hat? Mir dauernd die Decke weggezogen!“
Jetzt lachte auch Monika. „Ja, das kenne ich! Das ist einer seiner beliebtesten Späße!“
„Du hättest das miterleben sollen! Er zog mir die Decke weg und wirbelte sie durchs Zimmer. Ich natürlich hinterher. Ich konnte sie auch schnappen. Aber kaum hatte ich mich wieder zugedeckt, riß er sie mir wieder weg! Das ging so eine ganze Weile lustig hin und her. Dann ging der Krach los, und meine Mutter wachte auf. ,Die Klimaanlage ist kaputt! 1 rief sie in einem fort. ,Etwas ist mit der Klimaanlage nicht in Ordnung! Dieser Zug! Das ist ja unerhört!“ Ich versuchte sie natürlich zu beruhigen...“
„Hast du ihr von Amadeus erzählt?“ fragte Monika.
„Wie werd ich denn! Außerdem hätte sie mir sowieso nicht geglaubt!“
„Je weniger davon wissen, desto besser.“
„Na klar. Das liegt auf der Hand. Jedenfalls zeterte meine Mutter so sehr, bis Amadeus auch sie aufs Korn nahm und ihr die Decke wegzog. Es war zu komisch, wie die Decke entschwebte und sie danach sprang, um sie wieder einzufangen. Sie hüpfte auf dem Bett herum, das mußt du dir mal vorstellen! Ich konnte nicht anders, ich mußte mir den Bauch halten vor Lachen. Da war der Spuk plötzlich vorbei. „
„Amadeus mag es überhaupt nicht, wenn man über ihn lacht.“
„Das Poltern und Ächzen und Krachen im Hause ging aber noch weiter, und ich konnte meine Mutter nur mit Mühe bewegen, im Bett zu bleiben. Dann gab es diesen Höllenknall, und dann war Schluß.“
„Genauso haben wir es auch gehört.“
„Und was das Schönste ist: Heute früh ist meine Mutter zum Hoteldirektor gegangen und hat sich über die defekte Klimaanlage beschwert!“
Monikas grüne Augen wurden groß. „Tatsächlich?“
„Nicht zu fassen, wie?“
„Und er? Was hat er dazu gesagt?“
„Daß sie selbstverständlich sofort repariert wird!“ Günther ließ sich auf den Rücken fallen, streckte alle viere von sich und lachte.
„Mütter können Amadeus besonders schlecht ertragen!“ erklärte Monika ernsthaft. „Meine hat er seinerzeit total verrückt gemacht. Weißt du, wie? Jedesmal, wenn sie die Betten gemacht hat, hat er sie nachher wieder durcheinandergewühlt.“
„Feine Späße sind das!“ Immer noch vor Lachen keuchend richtete Günther sich auf. „Mein Gelächter hat ihm also nicht gefallen. Gibt es sonst noch eine Möglichkeit, ihn zu verscheuchen?“
„Indem man selber viel Krach macht!“
„Dann werde ich mir auf alle Fälle eines von diesen Calypso-Instrumenten besorgen.“
„Ist vielleicht nicht schlecht, obwohl... weißt du, der Krach muß so laut sein, daß er einem selber auch nicht mehr angenehm ist, und dann finde ich es auch ziemlich grausam.“
„Du hast Mitleid mit diesem Kerl?“
Monika legte den Finger auf die Lippen. „Pst! Leise! Er könnte uns hören!“ Dann flüsterte sie: „Möchtest du unter Menschen leben, die so tun, als wärst du Luft für sie? Und das Hunderte von Jahren lang?“
„Aber du beachtest ihn doch!“
„Ja, und deshalb war er die letzte Zeit ja auch ziemlich zufrieden. Aber er will mich ganz für sich haben.“
„Du lieber Himmel! Was für eine Anmaßung!“
Monika fiel etwas ein. „Mit frommen Sprüchen kann man sich übrigens auch gegen ihn wehren. Wenn du abends die
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