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Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Titel: Leb wohl, liebes Hausgespenst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Fenster und die Tür von eurem Zimmer damit verpickst, kann er nicht hinein.“
    „Und wie soll ich das meiner Mutter erklären?“
    „Das wird schwer sein.“
    „Ich werd’s lieber drauf ankommen lassen. Der wird sich doch nicht einbilden, daß ich Angst vor Gespenstern habe?!“
    „Pst!“ mahnte Monika noch einmal. „Vorsicht!“
    Aber da geschah es auch schon: Günther wurde ganz sanft hochgehoben, immer höher und höher, und in die Krone der Palme getragen. Da saß er nun und machte ein ausgesprochen dummes Gesicht.
    Monika war aufgesprungen, starrte zu ihm hinauf und wußte nicht, was sie tun sollte.
    Niemand außer ihr hatte bisher den Vorfall beobachtet. Aber jetzt entdeckten zwei größere Jungen Günther, der oben in der Palme schaukelte. Sie stießen sich an, riefen und lachten und machten auch die anderen Gäste am Swimmingpool auf den Vorfall aufmerksam.
    Günthers Mutter stürzte zu der Palme; sie wirkte jung, war schlank und braun gebrannt und hatte Haare so schwarz wie eine Indianerin. „Günther!“ rief sie. „Was machst du denn da? Bist du verrückt geworden?!“
    „Er kann gar nichts dafür“, sagte Monika.
    Günthers Mutter funkelte sie aus schwarzen Augen an. „Nichts dafür?! Wie kommt er denn dazu, auf die Palme zu klettern?!“
    Er ist gar nicht geklettert, hätte Monika beinahe gesagt, aber sie verkniff es sich gerade noch rechtzeitig.
    „Komm sofort da runter!“ rief die Mutter Günther zu. „Aber wie denn?“ rief Günther zurück.
    „Wie du hinaufgekommen bist!“
    „Ich kann nicht!“ erwiderte Günther ziemlich verzweifelt.
    Monika begriff, daß Amadeus ihn oben festhielt.
    „Was heißt das... ich kann nicht?“ rief seine Mutter. „Du mußt es versuchen!“
    „Es geht nicht!“
    Inzwischen hatte sich um die Palme ein Kreis von Menschen gebildet.
    „Jemand sollte eine Leiter holen“, schlug ein dicker älterer Herr vor.
    „So hohe Leitern gibt’s ja gar nicht“, sagte Norbert.
    „Er müßte einfach versuchen herunterzurutschen“, meinte Ingrid.
    Monika blitzte sie an. „Meinst du, er weiß das nicht selber?“
    „Warum tut er es dann nicht?“
    „Weil er es nicht kann!“
    „Scheint sich übernommen zu haben, dein Günther!“
    „Ach, halt doch die Klappe!“ sagte Monika ungeduldig. „Wie redest du denn mit mir?“
    Beinahe hätte es zu allem Überfluß zwischen den Freundinnen noch den schönsten Streit gegeben.
    „Versteh doch!“ zischte Monika, hielt sich die Hände wie einen Trichter vor den Mund und flüsterte Ingrid zu: „Amadeus!“
    „Was?“ fragte Ingrid perplex.
    „Du hast mich sehr gut verstanden!“
    „Am hellichten Tag?“
    „Das wäre doch nicht das erste Mal!“
    „Komm runter!“ riefen die Gäste Günther zu. „Du kannst doch nicht da hocken bleiben bis zum jüngsten Gericht!“ — Andere hingegen äußerten: „Bleib, wo du bist!“ — „Halt dich gut fest!“ — „Irgend jemand wird dich herunterholen!“ Günthers Mutter hatte Tränen in den Augen; hilfesuchend sah sie sich im Kreis um. „Kann denn niemand meinem Jungen helfen?“
    „Er hätte ja nicht hinaufzuklettern brauchen“, sagte der dicke ältere Herr.
    Ein schwarzer Junge, der vorhin geholfen hatte, das Frühstück auszuteilen, schlüpfte aus seinem weißen Dienstanzug und legte ihn sorgfältig über einen Liegestuhl. Er sagte etwas auf englisch zu den Anwesenden und begann den Stamm hinaufzuklettern.
    „Ich glaube, er will ihn runterholen“, erklärte Ingrid. „Eine schöne Blamage“, meinte Norbert schadenfroh, „er hat dir wohl imponieren wollen, Moni! Ich könnte das besser!“ Er versuchte einen anderen Stamm zu erklimmen, Monika und Ingrid packten ihn an den Beinen und zogen ihn energisch zurück. „Untersteh dich!“ riefen sie und: „Laß das ja bleiben!“
    „Sehr richtig!“ unterstützte der dicke ältere Herr sie. „Ein Fall dieser Art ist entschieden genug!“
    „Aber ich käme auch wieder runter!“ trumpfte Norbert auf. „Auch nur, wenn dich niemand oben festhält“, gab Monika zu bedenken.
    Norbert riß die Augen auf. „Was? Willst du etwa behaupten...?!“
    „Na klar!“
    Der schwarze Junge erklomm geschickt den Stamm, und die meisten Augen waren jetzt auf ihn gerichtet. Man stellte Vermutungen an, wie es ihm gelingen würde, Günther herunterzuholen.
    Er hatte etwa die Mitte des Stammes erreicht, als etwas Unerwartetes geschah: die Palme bog sich, als wäre das Gewicht Günthers ihr zu schwer geworden, schnellte zurück und

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