Leb wohl, liebes Hausgespenst!
tun?“
„Wir können bloß abwarten, bis der Spuk vorüber ist. „
„Eine schöne Bescherung.“ Ingrid ging langsam zu ihrem Bett zurück. „Solltest du nicht doch versuchen, dich mit Amadeus zu versöhnen?“
„Jetzt gerade nicht! Ich habe ihn wirklich gern gehabt, aber was ist das denn für eine Freundschaft, in der einer dem anderen immerzu seinen Willen aufzwingen will? Ich kann nicht mein ganzes Leben lang so tun, als hätte ich ihn gern, während ich ihn in Wirklichkeit hasse!“ Tränen schossen in Monikas grüne Augen. „Ich hasse dich, Amadeus!“ schrie sie. „Hörst du! Ich hasse dich! Du bist einfach gemein!“ Mit einem Schlag wurde es totenstill. Nichts rührte sich mehr in dem weitläufigen Haus. Aber es war eine Stille, die nicht beruhigte, sondern ängstlich machte. Monika und Ingrid warteten mit angehaltenem Atem darauf, was als nächstes geschehen würde.
Den anderen Gästen im Haus ging es anscheinend ebenso.
Es dauerte eine ganze Weile, bis die Flüchtlinge sich wieder in ihre Zimmer zurückwagten. Danach gab es noch einiges Hin und Her auf den Gängen, dann wurde es endlich ruhig. Danach geschah nichts mehr in dieser Nacht.
Ein lehrreiches Frühstück
Als Monika am nächsten Morgen die Vorhänge aufzog, brannte die Sonne von einem klaren blauen Himmel auf die grüne Insel herab. Endlich war das Wetter so, wie man es sich auf den Bahamas vorstellt.
„Was für ein Tag!“ rief Monika voller Begeisterung.
„Sag lieber: was für eine Nacht!“ murmelte Ingrid aus ihren Kissen heraus.
„Wir haben sie überstanden, also, was soll’s? Sieh zu, daß du aus den Federn kommst! Ich habe mächtigen Hunger!“
Da sie nicht viel anzuziehen hatten, nur eben ein Höschen, ein Strandkleid und Sandalen, waren sie rasch fertig, obwohl sich Monika ungewöhnlich viel Zeit genommen hatte, ihr glattes rotes Haar zu bürsten.
Norbert und seine Eltern hatten schon zum Frühstück auf der Terrasse Platz genommen. Monika und Ingrid begrüßten sie und wollten sich zu ihnen setzen.
„Ihr müßt euch erst euer Essen holen!“ klärte Norbert sie auf. „Da drüben ist das Frühstücksbuffet!“
Auf einem langen, weiß gedeckten Tisch waren verlockende Speisen aufgebaut: Würstchen, heiße Nierchen, gebratener Speck, Rühreier, Pampelmusen, Orangen, Schinken und viele Sorten Käse. Während Ingrid sich nur bescheiden bediente, weil sie an ihre Figur denken mußte, ließ Monika, die trotz der guten Schiffskost kaum zugenommen hatte, sich ihren Teller ungeniert vollpacken.
„Das war ein Gewitter heute nacht!“ sagte Frau Stein, als sie zurückkamen.
Monika hielt die Augen gesenkt. „Kann man wohl sagen.“
„Gar nicht ungewöhnlich in diesen Breiten!“ behauptete Herr Stein.
„Ich habe so etwas noch nie erlebt!“ sagte seine Frau. „Ein Tropengewitter!“
Monika und Ingrid zogen es vor, sich zu diesem Thema nicht weiter zu äußern.
Es stellte sich heraus, daß Herr und Frau Stein nach Nassau fahren wollten, um die alte Kolonialstadt zu besichtigen, um Geld zu wechseln und Einkäufe zu machen. Aber die Mädchen und Norbert hatten dazu keine Lust. Sie zog es an den Swimmingpool.
„In die Stadt können wir doch immer noch mal“, sagte Norbert, „wenn das Wetter nicht so schön ist.“
„Und wenn es nun so bleibt?“ gab seine Mutter zu bedenken.
„Um so besser!“ meinte Norbert. „Dann machen wir es eben am allerletzten Tag.“
„Ich dachte, du würdest dich etwas mehr für die Historie interessieren“, sagte Herr Stein ein wenig bitter.
„Historie?“ wiederholte Norbert. „Geschichte meinst du. Ich weiß, daß es in Nassau ein Denkmal der alten englischen Queen Victoria gibt, aber das läuft uns bestimmt nicht weg.“
„Daß die Bahamas jahrhundertelang unter englischer Herrschaft waren, wissen wir ja?“ fügte Monika hinzu und schob sich einen großen Bissen Frühstücksspeck in den Mund. „Und vorher?“ fragte Herr Stein.
Monika und Norbert blickten sich fragend an.
„Na, ich nehme an, daß Columbus irgendwann hier aufkreuzte“, meinte Ingrid.
„Richtig!“ lobte Herr Stein. „Mit Christoph Columbus beginnt die Geschichte der Bahamas.“
„Aber der war doch Spanier“, sagte Norbert.
„Stimmt. Etwa zweihundert Jahre gehörten die Inseln auch den Spaniern. Aber nachdem die sie gründlich ausgebeutet hatten, verloren sie das Interesse. Mitte des 17. Jahrhunderts landete ein englischer Seefahrer auf einer der Inseln. Das war William Sayle, ehemaliger
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