Lebe die Liebe
hatte nicht den Mut, sich das einzugestehen oder gar in ihrem Inneren nachzuforschen. Eine Affäre mit Caine MacGregor war für sie völlig unmöglich.
Sie verdrängte die Gedanken an Caine und versuchte sich auf das Nächstliegende zu konzentrieren. Zuerst einmal musste sie jetzt ein geeignetes Büro finden, dann galt es daranzugehen, die noch recht kleine Liste von Klienten zu vergrößern.
Diesmal war sie völlig auf sich allein gestellt – ohne die Hilfe von Tante Adelaide. Der Gedanke daran stachelte sie an. Sie würde es schaffen, auch wenn der Weg bis zu dem Erfolg, den sie anstrebte, gewiss nicht leicht sein würde.
Vor dem Restaurant angekommen, fand Diana auf dem überfüllten Parkplatz des Hotels auf Anhieb noch eine Lücke. Sie betrachtete das als gutes Omen, schlug den Mantelkragen hoch und machte sich durch den eisigen Wind auf den Weg zum Eingang.
Der Empfangschef half ihr aus dem Mantel. »Mein Name ist Diana Blade, ich bin mit Mr. Fairman verabredet. Ist er schon da?«
»Nein, Miss Blade, leider noch nicht.«
»Wenn er kommt, würden Sie ihm bitte sagen, dass ich in der Hotelhalle auf ihn warte?« Unschlüssig blickte sie sich um, aber dann ging sie kurz entschlossen hinüber in die Halle, wo in einem großen Kamin ein einladendes Feuer brannte. Sie fand noch einen freien Sessel, der allerdings weiter von dem wärmenden Feuer entfernt stand, als sie sich gewünscht hätte.
Am liebsten hätte sie die Füße untergezogen und die nächste Stunde damit verbracht, nur in die Flammen zu schauen. Eines Tages, sagte sie sich, werde ich ein Haus haben mit einem solchen Kamin. Ich werde mich der Länge nach davorlegen und dem Knistern zuhören, wenn das Holz langsam in den Flammen verbrennt.
Diana kuschelte sich tiefer in den bequemen Sessel. Ich werde sentimental, dachte sie und lächelte. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie noch etwas Zeit hatte bis zu ihrem Treffen mit Matt. Es würde reichen, noch einen Drink zu nehmen.
Diana wollte gerade aufstehen und hinüber zur Bar gehen, als ein Hausboy einen Wagen mit Flaschen neben ihren Sessel schob.
»Der Herr möchte Ihnen gerne einen Drink ausgeben, Miss Blade.«
»Welcher Herr?« Diana drehte sich um und spürte plötzlich, dass ihr Herz schneller schlug. Er hatte recht behalten, es war unmöglich, sich in Boston ständig aus dem Weg zu gehen. »Hallo, Caine.«
»Diana.« Er nahm ihre Hand und führte sie an die Lippen. »Darf ich mich zu dir setzen?«
»Das kann ich wohl kaum abschlagen.« Diana zeigte auf die beiden Gläser, die der Boy mittlerweile mit Champagner gefüllt hatte.
Der Anzug steht ihm genauso gut wie die Jeans und Lederjacke, dachte Diana und verwarf diesen Gedanken schnell wieder. »Wie geht es dir?«
»Gut, danke.«
Er lehnte sich in seinen Sessel zurück und betrachtete sie über den Rand seines Glases hinweg. Er erkannte das türkisfarbene Seidenkleid wieder, das Diana trug. Es war eines von denen, die sie wütend in ihrem Zimmer übers Bett geworfen hatte. Die Farbe stand ihr ausgezeichnet.
Diana wurde es unbehaglich unter seinem Blick. »Bist du allein hier?«
»Hm.«
»Ich bin hier, weil ich mich mit Matt Fairman treffe. Du kennst ihn doch sicher, oder?«
»Ja, ich kenne ihn. Hast du dich entschlossen, für den Staatsanwalt zu arbeiten, nachdem du Barclay verlassen hast?«
»Nein, ich …« Verblüfft hielt Diana inne. »Woher weißt du, dass ich bei Barclay gekündigt habe?« Ihr Erstaunen konnte sie nicht verbergen.
»Ich habe mich erkundigt«, antwortete Caine. »Und welche Pläne hast du jetzt?«
Diana zögerte einen Augenblick. »Ich werde meine eigene Kanzlei aufmachen.«
»Wann?«
»Sobald ich das Nötige vorbereitet habe.«
»Hast du schon ein Büro?«
»Nein, noch nicht.« Sie hatte die Brauen zusammengezogen und beschäftigte sich angelegentlich mit ihrem Glas. Sie hatte nicht vor, ihre Probleme ausgerechnet mit ihm zu besprechen. Sie zuckte mit den Schultern und tat so, als wäre das die kleinste Schwierigkeit. »Ich werde schon etwas finden, das nicht zu teuer ist. Immerhin kann ich mir morgen bereits drei Objekte ansehen.«
Caine beobachtete sie aufmerksam. »Ich wüsste da etwas für dich.«
»Wirklich?«
»Das Haus liegt auf der anderen Flussseite, nur einige Blocks vom Gericht entfernt.« Er nahm den Blick nicht von ihr. Zu gerne wäre er aufgestanden und hätte sie in die Arme geschlossen. Aber mehr noch als sein Verlangen hatte ihm seine Besorgnis zu schaffen gemacht, nachdem er
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