Lebe die Liebe
Figur mit geschlossenen Augen modellieren. Auch wenn sie nackt gewesen wäre, hätte sein Eindruck von ihr nicht intensiver sein können.
Schließlich löste er sich von ihren Lippen und sah sie an. »Diana, ich will dich.« Seine Stimme klang rau. »Jetzt, Diana.«
Sie wusste nicht, ob es der Klang seiner Stimme war, der Blick seiner Augen, in denen sein Verlangen sich spiegelte, sie wusste nur, dass sie plötzlich Angst hatte.
»Nein …« Sie befreite sich aus der Umarmung und trat einen Schritt zurück. »Nein, Caine, ich will nicht. Nicht jetzt und nicht mit dir.«
»Verdammt, Diana!« Er griff nach ihr und riss sie herum.
»Nein!« Sie presste die Hände gegen seine Brust und hielt ihn so auf Abstand. »Ich bin völlig durcheinander, Caine. Alles geht viel zu schnell, ich weiß gar nicht mehr, was ich denken soll. Eines allerdings weiß ich genau: Ich will nicht eingereiht werden in die Sammlung des Caine MacGregor.«
Caine zog die Brauen zusammen, aber er versuchte nicht mehr, Diana an sich zu ziehen. »Immer noch diese alten Vorurteile?«
»Caine, ich bin dabei, mich endlich auf eigene Füße zu stellen, und ich werde dir nicht gestatten, alles noch komplizierter zu machen.«
»Okay, Diana. Tu, was du für richtig hältst. Boston ist nicht so groß, als dass wir uns ständig aus dem Weg gehen könnten. Und denk daran, dieser Fall ist absolut noch nicht abgeschlossen.«
»Ist das eine Drohung, Herr Rechtsanwalt?«
Caine lächelte. »Nein, ein Versprechen.« Mit einer Hand griff er nach ihrem Kinn und gab ihr einen brüderlichen Kuss auf die Wange. Dann drehte er sich um und ging aus dem Zimmer.
Diana sah auf den halb gepackten Koffer und seufzte. Das hatte ihr gerade noch gefehlt! Als ob nicht alles schon verworren genug wäre in ihrem Leben. Wie hatte das nur passieren können? Daran konnten nur ihre aufgewühlten Gefühle nach dem Gespräch mit Serena schuld sein. Es hatte nichts mit Caine zu tun – bestimmt nicht!
Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Wenn sie ihm in Boston wirklich wiederbegegnen würde, dann würde er nicht mehr so ein leichtes Spiel mit ihr haben.
Sie schob den Gedanken an Caine beiseite und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was sie als Nächstes tun musste. Justin. Das war jetzt wichtiger. Bevor sie es sich noch anders überlegen konnte, ging sie aus dem Zimmer und machte sich auf den Weg zum Penthouse.
Wahrscheinlich ist er noch gar nicht wieder zurück, dachte Diana, als sie an die Eingangstür klopfte. Nun, dann würde sie eben hinuntergehen in sein Büro und dort auf ihn warten. Sie wollte es auf jeden Fall so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Justin öffnete die Tür. Er hatte sich nur ein Hemd übergeworfen, und seine Haare waren noch feucht vom Duschen. »Diana? Suchst du Serena?«
»Nein, ich …« Sie konnte den Blick nicht von der Narbe wenden, die sich quer über seine Rippen zog. »Darf ich hereinkommen?«
»Natürlich.« Er ließ sie eintreten und schloss die Tür. Justin sah, wie Diana nervös ihre Finger ineinander verschränkte und mitten im Raum stehen blieb. »Möchtest du einen Kaffee? Oder lieber einen Drink?«
»Nein, danke. Gar nichts.«
»Setz dich doch, Diana.«
»Nein, ich …« Sie verstummte und musste sich räuspern.
»Was ist los?«
Am liebsten wäre ihr gewesen, sie hätte ihren Bruder nicht ansehen müssen bei dem, was sie ihm sagen wollte. Es kostete sie viel Überwindung, ihn offen anzusehen. »Ich möchte mich bei dir entschuldigen.«
Überrascht sah Justin sie an, während er sein Hemd zuknöpfte. »Weshalb?«
»Für alles, was ich seit meiner Ankunft hier gesagt und getan habe.«
Weder seinem Gesicht noch seinen Augen konnte sie ansehen, was er dachte. Vermutlich machte das einen erfolgreichen Spieler aus. »Es gibt keinen Grund für eine Entschuldigung.«
»Justin.« Sie machte einige Schritte auf ihn zu, blieb dann aber wieder stehen. »Seltsam, ich verdiene mein Geld damit, dass ich immer die richtigen Worte finde, nur jetzt wollen sie mir einfach nicht einfallen.«
»Diana, mach es dir doch nicht so schwer.« Justin wollte schon seine Hände ausstrecken, um sie zu berühren, aber dann steckte er sie doch in die Taschen.
Sie nahm all ihren Mut zusammen. »Justin, ich schulde dir sehr viel.«
Immer noch bewegte sich nichts in seinem Gesicht. »Nein, das stimmt nicht. Du schuldest mir gar nichts.«
»Doch, alles«, widersprach Diana. »Justin, warum hast du mir das nie gesagt? Ich hatte ein Recht
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