Lebe die Liebe
erfahren hatte, dass Diana ihre Stelle gekündigt hatte. »Das Büro liegt in einem zweigeschossigen Haus«, fuhr er fort. »Ein renovierter Altbau mit Empfangsraum, Konferenzzimmern und Büros.«
»Das hört sich gut an. Ich frage mich nur, warum der Immobilienmakler es mir nicht angeboten hat.« Wenn es wirklich so aussah, wie Caine es beschrieben hatte, dann würde wohl auch die Miete für sie zu hoch sein. Diana hatte sich fest vorgenommen, das Sparkonto, das ihre Tante ihr eingerichtet hatte, nicht anzurühren. Meine Tante, dachte sie plötzlich. Ich muss wohl besser sagen, Justin. Aber wie dem auch sei, das Geld wollte sie dazu nicht benutzen. »Woher weißt du davon?«
»Ich kenne den Hausbesitzer«, antwortete Caine und schenkte sich von dem Champagner nach.
Plötzlich wurde Diana hellhörig. »Soll das heißen, dass du der Hausbesitzer bist?«
»Gut geraten«, sagte Caine und prostete ihr zu.
Sie lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Wenn dir ein solches Haus gehört, warum benutzt du es dann nicht selbst?«
»Tu ich doch. Habe ich dir übrigens schon gesagt, dass dir diese Farbe hervorragend steht?«
Aber so schnell ließ Diana sich nicht ablenken. »Und warum glaubst du, dass ich an deinem Büro interessiert wäre?«
»Ich bin so ausgelastet, dass ich keine neuen Fälle mehr annehmen kann.« Sein Ton war plötzlich geschäftsmäßig, sodass Diana ihn irritiert ansah. »Ich habe schon Klienten wegschicken müssen, weil ich es einfach nicht schaffe.«
Sie verstand nicht, was Caine meinte. »Und? Was hat das mit mir zu tun?«
»Wärst du interessiert?«
»An deinen Klienten? Aber wieso?«
»Indem sie deine Klienten werden.«
Es fiel ihr schwer, darauf eine Antwort zu finden. Das war die Starthilfe, die sie brauchte, aber … »Ich bin nicht daran interessiert, mit dir eine Partnerschaft einzugehen, Caine.«
»Das brauchst du ja auch gar nicht.«
Erstaunt sah sie ihn an. »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Könntest du mir das bitte einmal erklären?«
»Ich habe in meinem Haus noch ein leeres Büro, das du mieten könntest. Außerdem habe ich einige Fälle auf dem Tisch, die ich an dich weiterleiten könnte. Also eine ganz einfache kaufmännische Gleichung von Angebot und Nachfrage.«
Diana schwieg. Ihre Augen waren halb geschlossen, aber Caine wusste genau, dass dieser schläfrige Eindruck täuschte. Sie dachte sehr intensiv über sein Angebot nach. Das gab ihm Gelegenheit, sie noch genauer zu betrachten.
Eigentlich war sie noch hübscher, als er sie in Erinnerung hatte. Dabei waren erst zwei Wochen vergangen, seit er sie zuletzt gesehen hatte. Verblüffend, was sie in der kurzen Zeit mit ihm angestellt hatte …
Caine hatte immer wieder dem Wunsch widerstanden, Diana anzurufen. Erst heute Abend, als er sich endlich eingestanden hatte, dass er die Gedanken an sie nicht vertreiben konnte, hatte er nach dem Telefon gegriffen. Ihr Anrufbeantworter hatte ihm gesagt, wo sie zu finden war. Erst auf der Fahrt hierher war dieser Vorschlag in Caines Kopf entstanden und immer präziser geworden. Wenn sie zustimmte, würde er sie täglich sehen können. Allerdings war er sich noch nicht darüber im Klaren, ob das ein Vorteil oder ein Nachteil war.
»Caine«, hörte er dann wieder ihre Stimme. »Das klingt alles sehr gut, aber ich muss dir dazu noch eine Frage stellen.«
»Und die wäre?«
»Warum tust du das?«
Mit dieser Zusatzfrage hatte er nicht gerechnet. Um Zeit zu gewinnen, holte er seine Zigarettenschachtel hervor und zündete sich eine Zigarette an. »Nun, den rein geschäftlichen Grund habe ich dir ja bereits genannt. Der persönliche wäre, dass wir beide Kollegen sind.«
»Und verwandt, das wolltest du doch sagen, oder?«
»Ich würde es eher kollegiale Unterstützung nennen.«
Diana lächelte. »Das würde ich auch vorziehen.«
»Denk darüber nach.« Caine griff in seine Jackentasche und zog eine Visitenkarte hervor. »Hier ist die Adresse. Komm doch morgen einfach mal vorbei und sieh dir alles an.«
Er stand auf und gab ihr die Karte. »Seide ist der ideale Stoff für deine Figur«, sagte er leise, als er neben ihrem Sessel stand und auf sie hinabsah. »Ich habe viel an dich gedacht während dieser zwei Wochen, Diana.« Seine Stimme war noch leiser geworden, trotzdem hatte sie keine Mühe, ihn durch das Stimmengewirr der anderen Gäste zu verstehen. Es war, als wäre außer ihnen kein Mensch in der Halle. »Ich habe daran gedacht, wie deine Lippen sich
Weitere Kostenlose Bücher