Lebe die Liebe
nicht, Diana. Wenn du sie nicht übernimmst, werde ich sie zu einem anderen Kollegen schicken. Im Augenblick denke ich da an zwei ganz bestimmte Fälle, die ich einfach aus Zeitgründen nicht mehr übernehmen kann. Der Fall Day braucht allein schon so viel Zeit, dass ich es fast nicht schaffe.«
»Aber wie kannst du sie an mich überweisen? Du weißt nicht einmal, ob ich eine gute Anwältin bin oder nicht.«
»Oh doch, das weiß ich. Schließlich habe ich mich erkundigt.«
»So?«
Caine lächelte. »Natürlich. Meinst du wirklich, ich würde Klienten an jemanden überweisen, von dem ich nicht überzeugt bin?«
Diana versagte es sich, weiter in ihn zu dringen. »Nun gut, an welche Fälle hast du dabei denn gedacht?«
»Der erste ist eine Anklage wegen Vergewaltigung. Der Junge ist neunzehn Jahre alt. Ein Hitzkopf mit einem nicht gerade guten Ruf. Er gibt allerdings an, dass er sie nicht vergewaltigt habe, sondern dass sie durchaus einverstanden war. Der zweite Fall ist eine Scheidung. Die Frau hat sie eingereicht. Als sie zum ersten Mal hierherkam, war ihr linkes Auge völlig zugeschwollen, und ich musste sie ins Krankenhaus schicken.«
»Also ein Mann, der seine Frau schlägt.«
»Ja, so sieht es aus. Wie sie mir sagte, geht das schon eine ganze Weile so, aber nun ist sie nicht mehr bereit, das weiter mitzumachen. Er hat sofort reagiert und eine Klage wegen böswilligen Verlassens eingereicht. Wahrscheinlich sitzt der Mann auf Dauer am längeren Hebel. Er hat das Geld, und sie ist bisher auch noch nicht bereit, ihn zusätzlich wegen Körperverletzung anzuzeigen.«
»Zumindest kann man dir nicht vorwerfen, dass du es mir zu einfach machst«, murmelte Diana. »Ich möchte nächste Woche mit beiden sprechen.«
»Gut.«
»Stellst du dann den Mietvertrag aus?«
»Am Montag kannst du ihn unterschreiben.«
»So, dann lass ich dich jetzt weiterarbeiten.« Diana stand auf und lächelte ihm zu. »Das heißt wohl, dass ich mir zunächst einmal einen Schreibtisch kaufen muss. Danke, Caine«, fügte sie noch hinzu.
»Dank mir lieber nicht, bevor du nicht mit diesen beiden gesprochen hast«, antwortete Caine und ging auf sie zu. Er legte ihr beide Hände auf die Schultern. »Gehst du heute Abend mit mir essen?«
Wie schnell Caine doch vom rein geschäftlichen Ton auf einen wesentlich intimeren umschalten konnte. »Ich glaube, es wäre viel gescheiter, wenn wir es bei der geschäftlichen Verbindung belassen würden«, entgegnete Diana.
»Tagsüber tun wir das ja auch.« Seine Hände strichen über ihre Schultern. »Ich kenne da ein kleines Restaurant am Fluss, wo man herrlichen frischen Fisch essen kann. Es ist nur ganz winzig, mit kleinen Tischen für zwei Leute, Kerzenschein und leiser Musik. Du riechst das Wachs der Kerzen und kannst sicher sein, niemanden zu treffen, den du kennst.«
Seine Fingerspitzen streichelten sanft ihre Wangen, und seine Stimme war ganz leise geworden. »Dort möchte ich mit dir hingehen, Wein trinken, gut essen. Später gehen wir dann zu mir nach Hause und zünden das Feuer im Kamin an.« Ganz langsam strich sein Blick über ihr Gesicht. Ja, das alles wollte er mit ihr machen, wollte sehen, wie ihre Gesichtszüge weich wurden, wie sie lachte und die Traurigkeit aus ihren Augen verschwand.
Ohne dass Diana es bemerkt hatte, war er noch näher an sie herangetreten. Das Bild, das er gemalt hatte, stand so plastisch vor ihren Augen, dass sie kaum ablehnen konnte. Sie spürte seine Nähe und wusste, dass es nicht mehr viel Überredung bedurfte, um sie zu überzeugen. Sie wusste aber auch, wie dieser Abend enden würde, und allein der Gedanke daran, dass sie eine mehr auf seiner Liste sein würde, gab ihr die Kraft, sich von ihm zu lösen.
»Nein.« Sie merkte selbst, dass ihre Stimme nicht so fest geklungen hatte, wie sie das eigentlich wollte. »Ich will nicht, Caine.«
Statt einer Antwort riss er sie plötzlich in seine Arme und presste seine Lippen auf ihren Mund. Es dauerte nicht lange, bis sie seinen Kuss erwiderte und die Reaktion ihres Körpers ihre Worte Lügen strafte.
Die zwei Wochen ohne sie hatten seine Sehnsucht so sehr gesteigert, dass er sich jetzt kaum zurückhalten konnte. Er merkte, dass seine Begierde fast in raue Gewalt ausartete, aber er konnte nichts dagegen tun. Seine Hände pressten sie so fest gegen seinen Körper, dass sie leise aufstöhnte.
»Nein!« Mit ungeahnter Kraft stemmte Diana sich plötzlich gegen ihn. »Ich habe dir gesagt, ich will nicht!«
»Das
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