Lebe die Liebe
an. »Ja, kennst du es?«
Diana nickte lächelnd. »Henri« war ein winzig kleines Lokal, in dem nur einige Tische Platz hatten. Tante Adelaide wäre niemals auch nur über die Schwelle geschritten, aber Diana hatte es genossen, so oft sie in Paris war, wenigstens einmal für ein oder zwei Stunden dorthin zu gehen. Seltsam, dass Caine MacGregor es ebenfalls kannte. »Bist du häufig in Paris?«
»Nein, früher während meiner Studienzeit einige Male, aber jetzt nicht mehr.«
»Meine Tante lebt jetzt dort. Ich war mit ihr drüben und habe geholfen, ihre neue Wohnung einzurichten.«
»Du wohnst in Boston, habe ich gehört? In welchem Stadtteil?«
»Ich bin gerade in meine eigene Wohnung gezogen. In der Charles Street.«
»Die Welt ist doch klein«, murmelte Caine. »Da sind wir ja beinahe Nachbarn. Was tust du in Boston?«
Diana legte ihre langen Beine übereinander und sah ihn von der Seite an. »Dasselbe wie du.« Caine zog überrascht die Brauen hoch. »Erinnerst du dich noch an Professor Whiteman?«, fuhr sie fort. »Er hat eine sehr hohe Meinung von dir.«
Caine blickte kurz zu ihr hinüber. »Nennt man ihn immer noch Skelett?«
»Natürlich. Das gibt wohl eine Studentengeneration an die nächste weiter.«
Caine lachte und schüttelte den Kopf. »So, dann hast du also Jura in Harvard studiert. Es scheint, dass wir beide doch mehr Gemeinsamkeiten haben, als zunächst angenommen. Eine Familie, eine Uni, derselbe Beruf. Wo arbeitest du?«
»Bei Barclay, Stevens und Fitz.«
»Hm, gute Kanzlei.«
Diana lachte und lehnte sich wieder in ihren Sitz zurück. »Ja, und vor allem bekomme ich dort ungeheuer interessante und wichtige Fälle. Vorige Woche zum Beispiel musste ich den Sohn eines Senators verteidigen, der der festen Überzeugung ist, dass Geschwindigkeitsbegrenzungen für ihn nicht gelten.« Sie war sichtlich amüsiert über den Fall.
»Immerhin hast du die Möglichkeit, dich in zehn oder zwanzig Jahren hochzuarbeiten – falls dir das nicht zu lange dauert.«
»Nein, ich habe andere Pläne«, sagte Diana leise und blickte wieder zum Fenster hinaus. Sobald sie genug Erfahrung in dieser bekannten Kanzlei gesammelt hatte, wollte sie sich selbstständig machen. Das hatte sie sich fest vorgenommen, und es passierte immer wieder, dass sie bereits jetzt davon träumte. Ein hübsches, elegant eingerichtetes Büro, eine eigene Sekretärin …
»Und die wären?«, unterbrach er ihre Gedanken.
Diana zögerte einen Moment. Schließlich kannte sie ihn erst seit etwa einer halben Stunde. Warum also sollte sie ihm ihre Karten offenlegen? »Ich möchte mich auf Strafrecht spezialisieren.«
»So? Und warum?«
»Weil mich das am meisten interessiert«, antwortete Diana. »Außerdem liebe ich die Auseinandersetzung vor Gericht.«
Caine war überrascht. Offensichtlich hatte er sie doch falsch eingeschätzt. Hinter der ruhigen, beinahe uninteressierten Fassade dieser Frau steckte wohl viel mehr. »Meinst du, du schaffst das?«
»Ein Student im zweiten Semester könnte die Fälle bearbeiten, die mir im Moment auf den Tisch kommen«, sagte Diana mit fester Stimme. »Ich kann viel mehr, das weiß ich, und ich werde es beweisen!«
»An mangelndem Selbstbewusstsein leidest du offenbar nicht.« Um seine Mundwinkel spielte ein Lächeln, als er den schweren Wagen von der Straße in die Zufahrt zum Hotel lenkte. »Dann werden wir wohl Kollegen, ich habe mir nämlich den gleichen Weg vorgenommen.«
Diana sah ihn mit einem abschätzenden Blick an. »Schön. Dann werden wir ja sehen, wer von uns beiden besser ist.«
Caine lächelte nur, und zum ersten Mal spürte sie etwas von der Energie, die diesem Mann nachgesagt wurde. Nun, sie hatte keine Angst, und sie brauchte sich vor ihm nicht zu verstecken. Wenn Diana sich auf einem Gebiet völlig sicher war, dann war das ihr Beruf. Caine MacGregor würde ihren Namen in den nächsten Jahren vielleicht häufiger hören, als ihm lieb war. Sie würde dafür sorgen, dass er sich an diese Unterhaltung erinnerte, wenn es so weit war.
»Miss Blades Gepäck ist im Kofferraum«, sagte Caine und gab dem Portier die Wagenschlüssel. »Rena will dich bestimmt sofort sehen.« Er griff nach Dianas Arm und führte sie zum Hoteleingang. »Das heißt, wenn du nicht zuerst in dein Zimmer möchtest, um dich frisch zu machen.«
»Nein.« Diana fiel sofort auf, dass er seine Schwester, nicht aber Justin erwähnt hatte.
»Okay, dann komm mit.«
Sie sah sich in der eleganten Hotelhalle um. »Das
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