Lebe die Liebe
gehört also alles Justin?«
»Nein, eigentlich nur die Hälfte«, berichtigte Caine, während er sie zum Aufzug führte. »Rena ist im vorigen Jahr als gleichberechtigter Partner eingestiegen.«
»So? Haben die beiden sich dabei kennengelernt?«
»Nein.« Caine lachte und sah, dass Diana ihm einen erstaunten Blick zuwarf. »Rena wird dir bestimmt erzählen, wie Justin und sie sich kennengelernt haben. Aber ich fürchte, du musst erst meinem Vater vorgestellt werden, bevor du das verstehst.« Plötzlich wurde er wieder ernst, sah sie nachdenklich an und spielte gedankenverloren mit einer Strähne ihres Haares. »Wenn ich es mir richtig überlege«, sagte er langsam, »wäre es vielleicht doch besser, du würdest meinen Vater nie kennenlernen. Sonst bin ich schneller in einer ähnlichen Situation, als mir lieb ist.« Er sah ihren Augen an, dass sie kein Wort verstanden hatte, aber er machte keine Anstalten, das Geheimnis aufzuklären. »Du bist sehr hübsch, Diana«, murmelte er stattdessen.
Es war die Art, wie er ihren Namen aussprach, die Diana kleine Schauer über den Rücken jagte und sie veranlasste, seinem Blick nicht zu begegnen.
Sie erinnerte sich wieder an den Ruf, den Caine in der Uni gehabt hatte. Demnach hatte er häufig genug Gelegenheit gefunden, seine Verführungstaktik zu vervollkommnen.
»Du bist auch heute noch ziemlich bekannt in Harvard«, sagte sie und sah zu ihm auf. »Und das bezieht sich nicht nur auf deine juristischen Leistungen.«
»Wirklich?« Er lächelte amüsiert. »Darüber musst du mir unbedingt mehr erzählen.«
»Ich glaube kaum, dass das nötig ist.« Diana trat aus dem Aufzug hinaus und blieb dann stehen. »Obwohl ich zugeben muss, dass ich mich manchmal gefragt habe, ob diese Geschichte in der Bibliothek wirklich passiert ist.«
»Hm.« Mühsam beherrscht rieb er sein Kinn und sah sie aufrichtig an. »Euer Ehren, da möchte ich von meinem Recht der Aussageverweigerung Gebrauch machen.«
»Feigling.« Sie sagte das ein wenig zu frech und zu herausfordernd.
Er steckte den Schlüssel, den Serena ihm mitgegeben hatte, in die Tür des Penthouse und zögerte dann. »Bist du wirklich neugierig?«
Diana zuckte mit den Schultern. Offenbar war es ihm überhaupt nicht peinlich, dass sie davon angefangen hatte. »Nun, eine Champagner-Orgie zwischen Gesetzbüchern … Du musst zugeben, das ist nicht alltäglich – vorausgesetzt, es hat sich wirklich so abgespielt.«
Caine schloss die Tür auf. »In Wahrheit war es Bier, kein Champagner. Du siehst, im Nachhinein wird so etwas immer viel zu sehr aufgebauscht.« Er lächelte ihr freundlich zu. »Man soll nicht immer alles glauben, was so erzählt wird.«
»Da hast du wohl recht.« Diana schob die Tür auf und ging an ihm vorbei.
Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber jedenfalls nicht diese gemütliche, unaufdringliche Einrichtung in der Wohnung ihres Bruders. Vor ihr lag ein großer Raum, dessen gegenüberliegende Wand aus Glas bestand und den Blick freigab auf den winterlichen Atlantik. Die Einrichtung bestand aus wenigen, ausgesucht eleganten Möbelstücken, bequemen Polstermöbeln und einigen wunderschönen Teppichen, die farblich mit dem Bezug der Polster harmonierten.
Entsprach das dem Geschmack ihres Bruders, oder zeigte sich hier Serenas Handschrift? Wieder einmal wurde Diana bewusst, wie fremd Justin ihr doch war und wie wenig sie von ihm wusste. Hätte sie nicht doch lieber auf diese Reise verzichten sollen? Bestimmt war es besser, wenn sie gar nicht erst versuchen würde, die Lücke der Jahre zu schließen, in denen sie sich nicht gesehen hatten. Plötzlich stieg Panik in ihr auf. Sie drehte sich um und wollte aus dem Raum fliehen – aber da stand Caine vor ihr. Er schien ihre Gedanken erraten zu haben, sah sie eindringlich an und rührte sich nicht vom Fleck.
»Vor wem willst du weglaufen?«, fragte er ganz ruhig und hielt sie an den Armen fest. »Vor Justin oder dir selbst?«
»Das geht dich gar nichts an«, antwortete Diana aggressiv.
Schweigend hielt er ihre Arme umklammert. Wenn sie wütend ist, ist sie noch hübscher, dachte er und blickte in ihr Gesicht. Wie würde sie wohl reagieren, wenn man diesen Panzer knackte, den sie um sich herum aufgebaut hatte? Zeugte dieser weich geschwungene Mund wirklich von Leidenschaft? Bisher hatte er immer Frauen bevorzugt, die ohne viel nachzudenken auf sein Spiel eingingen, die keine großen Ansprüche stellten und die er nachher schnell wieder vergessen konnte. Bei
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