Lebe die Liebe
… nun ja, dass ich dich doch sehr brauche.«
»Das fällt dir nicht nur bei mir schwer, nicht wahr?« Er umfasste mit beiden Händen ihr Gesicht und zwang sie, ihn anzusehen. »Diana, liebst du Caine?«
Diana löste seine Hände und trat einen Schritt zurück. »Tu mir einen Gefallen und frag mich nicht danach«, antwortete sie und vermied es, ihn anzusehen.
»Okay«, stimmte Justin zu, als er den hilflosen Ausdruck in ihren Augen bemerkte. »Diana, ich möchte gern etwas über die Jahre hören, die du bei Tante Adelaide verbracht hast. Wärst du bereit, mir darüber zu erzählen?«
Diana zögerte ein wenig. »Nein«, erwiderte sie dann und sah ihn an. »Nein, Justin, das ist endgültig vorbei, und ich möchte nicht mehr darüber sprechen.«
»Du lügst, Diana.« Sie wollte gerade scharf protestieren, aber Justin gab ihr keine Gelegenheit dazu. »Wenn es wirklich vorüber wäre, könntest du auch darüber sprechen. Es steht mir nicht an, dir Ratschläge zu geben oder gar dir zu sagen, was du zu tun hast, Diana, aber ich möchte dir gern etwas von mir erzählen.«
Langsam ging er hinüber zu einem der Waffenschränke und lehnte sich dagegen, die Arme vor der Brust verschränkt.
»Als ich mich damals in Serena verliebte«, fuhr Justin fort, »habe ich dieses Gefühl lange zu unterdrücken versucht. Ich wusste genau, ich liebte sie, aber ich habe es mir nicht eingestanden, geschweige denn ihr. Weißt du, ich war so lange daran gewöhnt, für mich allein zu sorgen, meinen eigenen Weg zu finden, dass ich einfach nicht an diese Liebe glaubte. Ja, ich habe unsere Eltern geliebt und auch dich, aber das war lange vorbei. Unsere Eltern waren tot, dich hatte ich lange nicht gesehen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwierig es für mich war, Serena dann endlich doch meine Liebe zu gestehen. Es gibt Menschen, die können ihre Gefühle ganz einfach zeigen, Diana. Zu denen gehören wir beide jedoch leider nicht.«
»Und wie war es mit Serena? Ist es ihr leicht gefallen?«, fragte Diana.
»Wesentlich leichter als mir.« Justin lächelte versonnen, setzte sich auf die Sessellehne und zündete sich langsam eine Zigarette an. »Sie ist ihrem Vater sehr ähnlich, mehr noch als ihre beiden Brüder. Später hat sie mir gestanden, dass sie auch einige Zeit mit sich gekämpft habe, aber als sie dann schließlich zu mir nach Atlantic City kam, stand ihr Entschluss fest. Daniels Rechnung war also voll aufgegangen.«
»Daniels Rechnung? Wieso?«
Lachend stieß Justin den Rauch der Zigarette aus. »Er hat uns mit voller Absicht zusammengebracht, indem er mir eine Passage auf dem Kreuzfahrtschiff besorgte, auf dem Serena arbeitete. Natürlich hat er mir nicht gesagt, dass sie auch an Bord sein würde, und ihr genauso wenig. Er hat darauf gebaut, dass das Schicksal uns zusammenbringen würde – wie er es später nannte.«
»Schicksal«, murmelte Diana, als sie das wohlbekannte Wort hörte. »Er ist wohl doch ein Schlitzohr.«
»Das ist noch milde ausgedrückt«, antwortete Justin mit einem breiten Grinsen. »Er setzt seinen Willen immer durch – wie alle MacGregors.« Justin stand auf und ging auf seine Schwester zu. »Komm«, sagte er und legte aufmunternd einen Arm um ihre Schulter, »lass uns zurückgehen, sonst schickt Daniel vielleicht noch einen Suchtrupp los.«
Irgendetwas stimmte nicht mit Caine. Diana war sich nicht sicher, was es war, aber sie vermutete, dass der Prozess von Virginia Day dahintersteckte. In der nächsten Woche war der Gerichtstermin, und sie wusste, dass Caine seine Mutter sehr ausführlich nach allem ausgefragt hatte, was sie über Dr. Francis Day wusste.
Ganz oberflächlich betrachtet war Caine wie immer. Aber Diana spürte, dass das nur die äußere Fassade war, die er ihr und allen anderen zeigte. Manchmal, wenn er sich unbeobachtet glaubte, starrte er ausdruckslos vor sich hin, und wenn sein Blick dann auf sie fiel, sah er sie an, als hätte er sie nie im Leben gesehen.
Seinen Eltern und Geschwistern gegenüber verhielt er sich unverändert, aber Diana hatte das Gefühl, dass etwas anders geworden war seit der letzten Nacht, als er in ihr Zimmer gekommen war.
»Nun denn«, sagte Daniel MacGregor und lehnte sich in seinen Thronsessel zurück, umgeben von den Geburtstagsgeschenken seiner Lieben. »Jetzt bin ich wieder ein Jahr älter.«
»Sollen wir dir jetzt versichern, dass man es dir nicht ansieht?«, fragte Serena lächelnd.
»Jetzt sehen Sie mal, mit welch respektlosen Kindern ich
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