Lebe die Liebe
jedes Mal vor diesem Eingeständnis zurückzuschrecken.
Es war selbstverständlich für ihn, dass er eine Frau begehrte, sie haben wollte – aber lieben? Das bedeutete Verpflichtung, nicht nur Nehmen, sondern auch Geben, bedeutete eine gewisse Selbstverleugnung um des anderen willen. War er dazu wirklich bereit?
Aber selbst wenn er bereit wäre, dieses Risiko einzugehen, dann blieb da immer noch die Frage, wie Diana dazu stand.
Caine ging hinüber zum Fenster und sah hinaus in die Nacht. Er kannte sich gut genug mit Frauen aus, um zu wissen, dass er rein körperlich eine große Anziehungskraft auf Diana ausübte, dass es ihm immer wieder gelang, sie zu erregen, das Verlangen in ihr zu erwecken. Aber was hatte das mit Liebe zu tun?
Caine wandte sich vom Fenster ab, zündete sich noch eine Zigarette an und wanderte ruhelos in seinem Zimmer auf und ab. Plötzlich blieb er stehen und blickte nachdenklich vor sich hin.
Er würde um Dianas Liebe werben müssen. Doch wie stellte ein Mann so etwas an? Um Liebe werben … Irgendwie wusste er, dass Diana ganz sicher nicht zu der Art Frau gehörte, um deren Liebe ein Mann werben konnte. Entweder sie liebte oder sie liebte nicht.
Vielleicht liebte sie ihn, war aber nicht bereit, es zuzugeben.
Auf einmal begehrte er sie wieder. Es kam ganz plötzlich – diese Sehnsucht nach ihrer Weichheit, ihrer Wärme. Diana würde jetzt in dem hohen, weiten Himmelbett schlafen. Ohne noch länger darüber nachzudenken, drückte er seine Zigarette aus und verließ das Zimmer.
Caine kannte jeden Zentimeter dieses Hauses. Ohne zu stolpern oder irgendwo anzustoßen fand er die Tür zu Dianas Zimmer, öffnete sie und betrat den Raum. Durch die großen Fenster fiel blasses Mondlicht und tauchte das große Bett in ein unwirkliches Licht. Nur schwach leuchteten die ausgebrannten Scheite im Kamin.
Diana hatte sich unter dem Oberbett zusammengerollt. Ihr regelmäßiges leises Atmen war kaum zu hören. Sehnsüchtige Gefühle überkamen Caine, die ihn fast schmerzten, während er sie betrachtete. Und auf einmal wusste er, wie es wäre, Nacht für Nacht neben ihr zu schlafen, wie es wäre, jeden Morgen neben ihr aufzuwachen. Und er wusste auch, wie es wäre, sein Leben ohne sie zu verbringen. Er beugte sich zu ihr hinunter und strich mit den Lippen zärtlich über ihr Gesicht.
»Diana«, murmelte er, als sie im Schlaf seufzte und sich unter der Decke streckte. Dann wisperte er wieder ihren Namen und küsste ihr schlaftrunkenes Gesicht. »Ich will dich.« Er schloss ihre Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss, der sie in die Wirklichkeit zurückholte.
Sie gab einen leisen Ton des Entzückens von sich, und einen Augenblick erwiderte sie seine Liebkosungen, ehe sie ganz wach wurde und erschrocken auffuhr.
»Caine?«, rief sie empört und spürte, wie sehr ihr Herz klopfte aus Angst, aber auch aus Verlangen. »Du hast mich zu Tode erschreckt.«
»Den Eindruck hatte ich nicht«, erwiderte er leise und setzte sich auf das Bett. Er nahm sie bei den Schultern und zog sie an sich.
»Was tust du hier? Es ist mitten in der …« Sein Mund brachte sie zum Schweigen. Langsam ließ er seine Hände unter die Decke gleiten und fand zu seiner Lust, dass Diana warm und weich und nackt war. »Caine«, flüsterte sie, als er seinen Mund von ihren Lippen wegzog und anfing, ihre Schulter zu küssen. »Du kannst doch nicht … im Haus deiner Eltern.«
»Ich kann«, widersprach er und hörte, wie sie nach Atem rang, als er seine Hand tiefer gleiten ließ. »Ich will dich. Ich kann nicht einschlafen, so sehr will ich dich. Oh Diana, lass dir zeigen, wie sehr ich dich will.«
»Caine …« Aber seine Lippen hatten wieder ihren Mund verschlossen, und Diana protestierte nicht mehr, als er sie zurück in die Kissen drückte.
Hatte er sie jemals zuvor so geliebt? fragte Diana sich benommen, als Caine sie mit Lippen und Händen liebkoste. Einmal hatte er es getan – einmal, in diesem traumgleichen Zusammenkommen. Da gab es kein Bedrängen, keine Eile. Es war, als ob sie beide Jahre vor sich hätten, die sie auf diese Weise zusammen genießen konnten. Langsam kostete Caine den Geschmack ihres Mundes, den Geschmack ihrer Haut, während er seine Bewunderung vor sich hin murmelte.
Ganz versenkt in seine Liebkosungen ließ Diana es geschehen, dass Caine sich damit Zeit nahm. Ihre Leidenschaft hatte Caine noch nicht herausgefordert, sie schwelte wie eine Flamme, die jeden Augenblick auflodern konnte.
Sie bewegten sich in
Weitere Kostenlose Bücher