Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebe lieber innovativ

Lebe lieber innovativ

Titel: Lebe lieber innovativ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Seelig
Vom Netzwerk:
entscheidenden Informationen zusammentragen, sie analysieren, die Ergebnisse auswerten, sie präsentieren und bestimmen, welche Schritte als Nächstes unternommen werden müssen. Er arrangierte für mich noch am selben Tag weitere Gespräche und am Abend verließ ich das Haus bereits mit
einem Job-Angebot. Natürlich nahm ich es an. Es war eine fantastische Möglichkeit, die Welt der Unternehmen und unterschiedliche Branchen kennen zu lernen, wobei ich zweifellos von meiner vorherigen Ausbildung als Wissenschaftlerin profitierte. Später ging ich sowohl in Notsituationen wie auch aus Neugier immer wieder so vor – immer wieder sortierte ich meine Fähigkeiten neu, um mir neue Möglichkeiten zu erschließen. Wenn ich heute gefragt werde, wie eine Neurowissenschaftlerin dazu kommt, Ingenieuren das Unternehmertum zu erklären, antworte ich immer: »Das ist eine lange Geschichte.«
    Alle diese Fälle zeigen, dass innerhalb jeder komplexen Organisation in unserem Umfeld berufliche Chancen vorhanden sind. Vielleicht haben wir nicht unbedingt das Gefühl, sie problemlos ergreifen zu können. Doch mit ein wenig Kreativität können wir normalerweise herausfinden, wie wir unsere Fachkenntnisse auch für neue Aufgaben sinnvoll einsetzen können. Paul Yock hat die fehlende Zusammenarbeit zweier Fakultäten als Chance erkannt und ein völlig neues Programm entwickelt, das eine Lücke geschlossen hat. Debra Dunn hat Probleme in ihrer Organisation erkannt und ihr Wissen auf geschickte Art und Weise eingesetzt, um letztendlich Funktionen zu übernehmen, für die andere sie vielleicht nicht unbedingt ausgewählt hätten. Und ich habe meine Fähigkeiten neu organisiert, damit ich mich zwischen zwei Berufsfeldern bewegen konnte, die auf den ersten Blick grundverschieden wirkten.
     
    Eine weitere Möglichkeit, wie man sich selbst in andere Positionen versetzen kann, besteht darin, sich mit Dingen zu befassen, die andere verworfen haben, um doch noch etwas
Produktives daraus zu machen. In Projekten, die andere achtlos aufgegeben haben, steckt oftmals ein ungeheureres Potenzial. Oftmals werfen Menschen Ideen ja über Bord, weil sie deren Wert nicht zu schätzen wissen oder keine Zeit haben, sie zu Ende zu denken. Dabei waren die verworfenen Ideen oft sehr viel versprechend.
    Michael Dearing begann seine Karriere in der Strategieabteilung von Walt Disney , gründete dann ein Einzelhandelsunternehmen, das jedoch scheiterte, und landete letzten Endes bei eBay . Zunächst musste Michael sich dort mit Aufgaben befassen, die ihn nicht sonderlich begeisterten. Also nutzte er seine freie Zeit, um sich mit Funktionen im System zu befassen, die irgendjemand vor ihm zwar entwickelt hatte, die dann aber wieder verworfen oder nicht weiter beachtet worden waren – Ideen, die nur darauf warteten, dass jemand sie aufgriff. Es war im Jahr 2000, als Michael plötzlich eine Funktion entdeckte, mit der die Kunden ihrem Standardinserat gegen einen Aufpreis von 25 Cent ein Foto beifügen konnten. Nur 10 Prozent aller eBay -Kunden nutzten diese Funktion. Michael analysierte eine Zeit lang die Vorteile dieser Dienstleistung und konnte schließlich nachweisen, dass sich Artikel mit Begleitfotos schneller und zu einem höheren Preis verkauften als Artikel ohne Bild. Mithilfe dieser schlüssigen Informationen begann er, den Bilderservice intensiver zu vermarkten, und bald stieg die Nutzungsrate dieser Funktion von 10 Prozent auf 60 Prozent. Das bescherte eBay einen Anstieg seiner Jahreseinnahmen um 300 Millionen Dollar. Ohne den geringsten Impuls von außen hatte Michael eine unentdeckte Goldgrube ausfindig gemacht, sie ausgeschöpft und sensationelle Ergebnisse erzielt. Die Kosten, die das Unternehmen dadurch hatte, waren minimal – die Gewinne hingegen beachtlich.

    Das war allerdings nicht das erste Mal, dass Michael Dearing selbst die Initiative ergriffen hatte, um potenzielle Chancen in seiner Umgebung zu nutzen. Schon als Kind hatte er Briefe an berühmte Persönlichkeiten geschrieben und erfreut festgestellt, dass sie ihm meist auch antworteten. Diese Angewohnheit hat er bis heute beibehalten und schreibt weiterhin E-Mails an Menschen, die er bewundert. In fast allen Fällen erhält er auch eine Antwort und manchmal ergeben sich aus den Schriftwechseln dauerhafte Beziehungen und interessante Geschäftsmöglichkeiten. Es ist allerdings so, dass er die Menschen, die er kontaktiert, nie um etwas bittet. Zunächst dankt er ihnen immer nur für Dinge, die

Weitere Kostenlose Bücher